
Erzbischof Lackner als Großprior der Grabesritter in Amt eingeführt
Der Salzburger Erzbischof und Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Franz Lackner, wurde am Montagabend bei einem Festgottesdienst in der Basilika von Maria Plain bei Salzburg feierlich in sein neues Amt als Großprior des Ordens der Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem ("Grabesritter") eingeführt. Lackner tritt sein Amt gleichzeitig mit dem neuen Statthalter Österreichs, dem Vorarlberger Werner Johler, an.
"Gott ist ein Gott der Überraschung". Mit diesen Worten leitete Erzbischof Lackner seine Predigt ein und gab dabei den etwa 120 Festgästen aus dem Ritterorden persönliche Einblicke: "Ich bin nunmehr in das 70. Lebensjahr eingetreten und darf sagen: Unsere Heilsgeschichte ist voll von Überraschungen." Gerade in einer Zeit, in der alles geplant, gemessen und evaluiert werde, sei diese göttliche Unverfügbarkeit eine Herausforderung - aber auch ein Geschenk.
Auch seine Berufung zum Großprior der Grabesritter empfinde er als eine solche göttliche Überraschung. "Ich werde diese Aufgabe mit ganzem Herzen und ganzer Seele wahrnehmen", so der Salzburger Erzbischof. Besonders beeindruckt habe ihn die Spiritualität des Ordens, dessen Mittelpunkt das Grab Christi ist - jener Ort, an dem Glaube und Hoffnung eine besondere Tiefe gewinnen würden.
Grab als Ort der Hoffnung
Das Grab sei nicht nur Ort des Endes, sondern Ort der Hoffnung, betonte Lackner. "Wir leiden heute an einer gewissen Auferstehungsmüdigkeit", stellte er fest. Und doch "wird an den Gräbern unserer Lieben die Hoffnung auf Auferstehung greifbar".
Der Erzbischof erzählte von einem berührenden Moment auf einem Friedhof in der ukrainischen Stadt Lemberg: "Ich sah eine Frau allein am Grab ihres gefallenen Sohnes stehen. Und da kam in mir ein einziger Wunsch auf: Lieber Gott, lass es wahr sein, dass er lebt!"
Ein Ort, der für den Erzbischof selbst zum täglichen spirituellen Wegbegleiter wurde, sei das leere Grab des hl. Rupert in Salzburg. "Dort betrachte ich die Szene von Maria Magdalena am leeren Grab - wie sie weint, weil sie sich mit dem Faktischen nicht abfindet. Hoffnung, das ist: gegen alle Hoffnung hoffen."
Für die Mitglieder des Ordens vom Heiligen Grab sei dieses leere Grab ein besonderer Auftrag, so Lackner: "Es ist ein Ort tiefster Gottesferne - und zugleich ein Raum der Sehnsucht, wo Glaube zur Hoffnung wird." In einer Welt, die oft lebt, als gäbe es Gott nicht mehr, seien die Grabesritter und -damen "Pilger der Hoffnung", betonte der neue Großprior.
Gemäß seinen Statuten wird der Ritterorden von einem Laien geführt. Bischöfe und Priester unter den Mitgliedern dienen in der von Laien dominierten Organisation zur geistlichen Begleitung sowie der Vernetzung mit der kirchlichen Leitungsebene.
"Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem"
Der "Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem" ("Grabesritter") entstand aus einem mittelalterlichen Brauchtum, bei dem adelige Pilger am Heiligen Grab zu Jerusalem zum Ritter geschlagen wurden. Der heutige Orden, eine eigenständige juristische Person des Kirchenrechts, ist eine vorwiegend von Laien getragene humanitäre Organisation zur Unterstützung der im Heiligen Land lebenden und von den politischen Auseinandersetzungen betroffenen Christen. Der Orden hat weltweit 30.000 Mitglieder und wird vom Kardinal-Großmeister in Rom geleitet. Auf Ernennung von Papst Franziskus übt Kardinal Fernando Filoni seit 2019 dieses Amt aus.
In Österreich engagieren sich aktuell 545 Mitglieder in zwölf Komtureien, darunter 91 Frauen. Oberster Leiter ist der Statthalter - seit 1. Juni ist dies Werner Johler. Der Großprior - ebenfalls seit 1. Juni Erzbischof Lackner - ist für die spirituelle Leitung und Unterstützung der weltlichen Organe zuständig. Lackner folgt als Großprior auf den Wiltener Altabt Raimund Schreier, der zum Ehrengroßprior ernannt wurde.
Um die zahlreichen Hilfsprojekte im Nahen Osten umsetzen zu können, ist der Orden auf Spenden angewiesen. Um den Spendern eine Absetzbarkeit zu ermöglichen, wurde vom Ritterorden der Verein "Österreichische Vereinigung für das Hl. Land" gegründet. 2024 brachten die Grabesritter in Österreich etwas mehr als 741.000 Euro für Hilfsprojekte im Heiligen Land auf. (Infos: www.oessh.at)
Quelle: kathpress