
Mutter-Teresa-Schwestern seit 40 Jahren in Wien
Die Missionarinnen der Nächstenliebe, besser bekannt als "Mutter-Teresa-Schwestern", begehen diese Woche das 40-Jahr-Jubiläum ihrer Präsenz in Wien. Seit 1985 wirkt die Gemeinschaft an sozialen Brennpunkten der Stadt, davon seit 35 Jahren am Mariahilfer Gürtel in Wien-Fünfhaus. Ein Festgottesdienst am Freitag (5. September), der auch Todestag der 1997 verstorbenen, 2016 heiliggesprochenen Mutter Teresa von Kalkutta ist, wird zu diesem Anlass um 18 Uhr im Wiener Stephansdom stattfinden, zelebriert vom emeritierten St. Pöltner Bischof Klaus Küng.
Als eine "Erneuerung des Auftrags, Gott in den Ärmsten zu begegnen, durch den Dienst an ihnen ein Zeichen seiner Gegenwart zu setzen und Licht in der Dunkelheit zu sein", bezeichnete Sr. Elia, die Vikarin der Wiener Niederlassung, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Kathpress das runde Jubiläum. Manchmal werde dies für sie auch ganz konkret spürbar: Etwa dann, wenn dem katholischen Glauben ferne ehrenamtliche Helferinnen und Helfer in ihrem Dienst an den Obdachlosen, Drogenabhängigen oder Armen eine Gotteserfahrung machen und in Folge in die Kirche und zu den Sakramenten zurückfinden.
Die Missionarinnen der Nächstenliebe waren auf eine Einladung von Kardinal Franz König (1905-2004) nach Wien gekommen. Erster Sitz war ein Caritas-Obdachlosenheim in Favoriten, später übersiedelte man in die Pfarre St. Leopold, bis schließlich 1990 in einem ehemaligen Stundenhotel am Mariahilfer Gürtel (15. Gemeindebezirk) das heutige Kloster eröffnet wurde. Im Vorfeld kam Mutter Teresa bei ihrem letzten Österreich-Aufenthalt selbst vorbei und nahm auch persönlich die Zimmeraufteilung vor, wiewohl sie der Einweihung bereits aus Krankheitsgründen nicht mehr beiwohnen konnte.
Bis heute betreiben die Schwestern in ihrem charakteristischen weißen Sari mit den blauen Streifen am Gürtel eine ebenerdige Suppenküche, die jeweils samstags, sonntags und montags geöffnet ist. Ihre Klausur ist im Stockwerk darüber angesiedelt. Die Niederlassung gehört zu einer großen europäischen Provinz, zu der auch Deutschland, Niederlande, Belgien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Schweden, Dänemark und Norwegen gehören. Die Wiener Niederlassung verstehe sich als "Tabernakel inmitten der Stadt", in dem Jesus nicht nur in der Eucharistie, sondern auch in den Armen präsent sei, sagte Sr. Elia.
Die Veränderungen der letzten Jahrzehnte zeigen sich laut Sr. Elia vor allem in der verbesserten sozialen Infrastruktur in Wien. Während es in den 1980er-Jahren kaum vergleichbare Einrichtungen gegeben habe, existiere heute in der Bundeshauptstadt ein weitverzweigtes Netz an Hilfsangeboten, was positiv sei. Man habe deshalb das Ordensapostolat angepasst: Weg von der Versorgung, hin zur aufsuchenden Hilfe für jene, die von anderen Angeboten nicht mehr erreicht werden. "Es gibt immer wieder Personen, die überall durchfallen - die Probleme mit den Dokumenten haben, betrunken sind oder aufgrund bestimmter Vorfälle anderswo Hausverbot haben", so Sr. Elia.
Auch das frühere Heim für Mütter mit Kindern gibt es heute dank ausreichend ähnlicher anderer Angebote nicht mehr, was den Missionarinnen der Nächstenliebe Zeit für Hausbesuche gewährt. Als ein Novum nannte die Ordensfrau, dass es in ihrer verhältnismäßig jungen Gemeinschaft nun auch den ersten Pflegefall im eigenen Haus gibt. Die Gemeinschaft habe sich bewusst gegen die Versorgung in einem Spital oder Pflegeheim entschieden und sehe diese Situation als Gottesgeschenk, "denn Liebe muss überall gelebt werden, zuerst bei denen, die uns am Nächsten sind".
Der Gemeinschaft gehören derzeit sieben Schwestern an, unterstützt von einem Kreis freiwilliger Helferinnen und Helfer, unter ihnen auch etliche nicht religiös gebundene Personen. Viele von ihnen kommen regelmäßig, um etwa bei der Essensausgabe oder der Zubereitung von Mahlzeiten - etwa dem Kartoffelschälen am Samstag - zu helfen. Sie verstünden ihr Engagement nicht als karitatives Event, sondern als "Dienst an Jesus" durch gelebte Solidarität mit jenen, die am Rand stehen, so die Ordensfrau.
Für die Zukunft wünscht sich Sr. Elia, dass die Schwestern in Wien mit ihrem Leben aus der Vorsehung weiter ein "einfaches, glaubwürdiges Zeugnis" für das Evangelium und die Freude aus dem Glauben geben, zumal es an letzterer in der Kirche im "Missionskontinent Europa" so sehr fehle. Der Dienst an den Ärmsten sei hier eine große Hilfe: Liege doch das Geheimnis des Glücks darin, "dass man nur glücklich sein kann, wenn man andere glücklich macht", so die Überzeugung der Missionarin.
Quelle: kathpress