
Schönborn warnt vor Aufrüstung der Worte
Angesichts aktueller verbaler Eskalationen hat Kardinal Christoph Schönborn eine "Abrüstung der Worte" gefordert: "Das ist mindestens so wichtig wie die der Waffen." Anlässlich des Europäischen Tags der Sprachen (26. September) verwies der Kardinal in seiner Freitagskolumne in der Gratiszeitung "Heute" auf die verbindende und zugleich verletzende Kraft von Worten: "Worte können Menschen verbinden. Sie können trösten und guttun. Sie können auch tief verletzen und hart treffen, Beziehungen vergiften." Besonders gefährlich sei ein "Krieg der Worte, zu Hause und in der Öffentlichkeit".
Zurzeit werde "verbal kräftig aufgerüstet", als Beispiel nannte Schönborn etwa die Lage in den USA "im Umfeld des Attentats auf Charlie Kirk". Anders jedoch die Witwe des Ermordeten, die im Zuge der Trauerfeierlichkeiten von Liebe und Versöhnung gesprochen habe. "Behutsam sein in der Sprache können, ja müssen wir alle", so Schönborn.
Auch auf die Bedeutung von Sprachkompetenz für Integration ging Schönborn ein. Wer als Flüchtling oder Einwanderer in ein fremdes Land komme, spüre "deutlich, wie wichtig die Sprache ist". Besonders erfreulich sei, wie schnell Kinder neue Sprachen erlernten. "Wir können uns nur gut verständigen, wenn wir die Sprache des anderen verstehen und sprechen", betonte der Kardinal.
Experte fordert Bewahrung der sprachlichen Vielfalt Europas
Auf die verbindenden Elemente und Identitätsmerkmale einer gemeinsamen Sprache wies auch der Kärntner Geograf und Toponomastik-Experte Peter Jordan im Gespräch mit der Kärntner Kirchenzeitung "Sonntag" (Ausgabe 25. September) hin. "Alle Sprachen, die großen und die kleinen, auch die Dialekte, verbinden Menschen mit ihrer jeweiligen Gemeinschaft", sagte Jordan. Um die sprachliche Vielfalt Europas zu bewahren, brauche es jedoch Förderung in Schule und Familie. "Es wäre wichtig, dass die Eltern mit den Kindern auch im Dialekt sprechen."
Besonders Minderheitensprachen bräuchten eine Förderung. "Man sieht gerade in Kärnten, dass die slowenischen Dialekte, die eigentlich die lokalen slowenischen Sprachen sind, in der Familie kaum weitergegeben werden."
Jordan, emeritierter Professor der Universität Klagenfurt und Vizepräsident des International Council of Onomastic Sciences, betonte zudem die Rolle des Englischen als globale Verkehrssprache, während er für Kärnten die besondere Relevanz des Slowenischen hervorhob. Sogenannte Weltsprachen hätten sich im Laufe der Zeit verändert, war es einmal das Französische , jetzt Englisch die globale Verkehrssprache und auch Chinesisch gewinne verstärkt an Bedeutung.
Quelle: kathpress