
Ex-Kanzler Schüssel: Klöster wichtig für Glaube und Gesellschaft
Die Bedeutung der Klöster für Europa und die Zukunft des Glaubens hat der frühere Bundeskanzler Wolfgang Schüssel beim Festakt zum 400-jährigen Bestehen der Österreichischen Benediktinerkongregation hervorgehoben. "Klöster waren und sind Zentren der Stabilität, der Offenheit, der Kultur, des Wissens und der Bildung", sagte Schüssel vor rund 200 Festgästen - unter ihnen der weltweite Benediktiner-Abtprimas Jeremias Schröder und Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) - im Stift Melk am Montag (27. Oktober).
Der Ordensgründer Benedikt von Nursia (um 480-547) habe in einer Zeit der Umbrüche und Krisen eine Lebensregel geschaffen, die bis heute Orientierung biete, sagte Schüssel laut Mitteilung des Medienbüros der Ordensgemeinschaften Österreichs über den Schutzpatron Europas. Auch die Österreichische Benediktinerkongregation habe ihre ersten Schritte im 17. Jahrhundert in einer Epoche des "Clash of Cultures" und der religiösen Konflikte gesetzt; dennoch seien Klöster bis heute Orte des Dialogs, der Wissenschaft und des Glaubens.
Schüssel, selbst Absolvent des Wiener Schottengymnasiums der Benediktiner, stellte die Frage, welche Rolle Klöster in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft spielen können. "Wir leben in einer Zeit, in der Christen eine Minderheit werden und in der Strömungen Gehör finden, die sich mit dem 'European Way of Life' nicht vereinbaren lassen", sagte der Ex-Bundeskanzler: "Gerade deshalb sollen Klöster Orte des Dialogs und der Mission sein, die für einen europäischen Weg des Lebens stehen: aufgeklärt, offen, frei und glaubwürdig."
Klöster haben "unschätzbaren" Wert
Unter den Festgästen im Stift Melk waren die Präsides der deutschsprachigen Benediktiner-Kongregationen und die benediktinischen Schwestern. Landeshauptfrau Mikl-Leitner überbrachte eine Grußbotschaft, in der sie die Benediktiner als "zutiefst verwurzelt in der Geschichte, weltoffen und stets bereit, Menschen zu erreichen" würdigte. Der St. Pöltner Weihbischof Anton Leichtfried betonte die Bedeutung der Orden: "In einer kurzlebigen Zeit sind die Klöster mit ihrem täglichen Gebet und ihrer geistlichen Beständigkeit ein unschätzbarer Wert für Kirche und Gesellschaft."
Die bewegte Geschichte der Gründung der Österreichischen Benediktinerkongregation, deren Anfänge mit einigen kirchenpolitischen Komplikationen und Konflikten verbunden waren, zeichnete der Historiker Christoph Brandhuber nach. Am Beginn seien besonders reformwillige Äbte mit einem revolutionären und zukunftsorientierten Ziel gestanden, erklärte der Leiter des Salzburger Universitätsarchivs: Wunsch nach Einheit in der Ausbildung, der Liturgie und im Geist. Die Geschichte zeige eindrucksvoll, wie Reformfähigkeit, Beharrlichkeit und Krisenbewältigung zum Markenzeichen des Benediktinerordens geworden seien, so Brandhuber, der über die ersten Gründungsversuche 1617, die Bestätigung durch Papst Urban VIII. 1625, kirchenpolitische Konflikte mit der Diözese Passau bis zur Vereinigung im Jahr 1930 sprach.
14 Klöster und 250 Ordensmänner
Kirchenrechtlich ist die Österreichische Benediktinerkongregation eine Verbindung von Klöstern. Heute gehören ihr zwölf Abteien und zwei Priorate mit insgesamt rund 250 Ordensmännern an. Gemeinsam engagiere man sich für die Ausbildung junger Ordensleute, für nachhaltige Projekte und eine lebendige geistliche Kultur in einer sich wandelnden Welt, so Abtpräses Johannes Perkmann: "Benediktinisches Leben ist eine gültige Antwort auf die Fragen der Zeit - ein verlässlicher Weg, das Evangelium in die Tat umzusetzen und ein erfüllendes Leben zu finden."
Die Äbte und Delegierten der einzelnen in der Kongregation vernetzten Klöster wählen den Abtpräses und seine Assistenten. Auch das Studienhaus für Benediktiner und andere Ordensleute in Salzburg, das "Kolleg St. Benedikt", wird von der Österreichischen Benediktinerkongregation geführt. Der Kongregation gehören die Erzabtei St. Peter, die Abteien Kremsmünster, Michaelbeuern, Lambach, Admont, St. Lambrecht (mit dem Superiorat in Mariazell), Melk, St. Paul, Göttweig, Seitenstetten, Altenburg sowie die Schottenabtei in Wien und die Priorate Gut Aich und St. Josef in Maria Roggendorf an. (Website der Österreichischen Benediktinerkongregation: www.benediktiner.at)
Quelle: kathpress