
30 Jahre Armutskonferenz: Bundespräsident gratuliert
Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat der Armutskonferenz zu ihrem 30-jährigen Bestehen gratuliert. Am Mittwoch besuchten Mitglieder des im November 1995 gegründeten Zusammenschlusses von mittlerweile über 40 Initiativen den Bundespräsidenten in der Hofburg. Im Anschluss schrieb Van der Bellen im Netzwerk "X", die Armutskonferenz leiste seit 30 Jahren "wertvolle Arbeit" und gebe "vielen Menschen Hoffnung". Das sei "gerade jetzt wichtig: Die derzeit angespannte Wirtschaftslage trifft auf die eine oder andere Weise sehr viele in unserem Land. Unter ihnen sind auch Menschen, die um ihre schiere Existenz kämpfen. Wir müssen versuchen, diese Notsituationen zu verbessern. Und wir alle - gemeinsam - müssen alles tun, damit vor allem Kinder nicht in Armut aufwachsen", so Van der Bellen.
Auf die akute Herausforderung steigender Kosten und zugleich vielfältiger sozialer Herausforderungen verwies in einer Aussendung auch der Diakonie-Sozialexperte Martin Schenk, der bereits bei der Gründung der Armutskonferenz dabei war: "Wachsende Kosten in den zentralen Positionen Wohnen, Energie und Ernährung machen große Probleme, gesundheitliche Beeinträchtigungen und psychische Erkrankungen, schlechte und prekäre Jobs, Einsamkeit und Beschämung machen einer großen Zahl von Menschen zu schaffen", so Schenk. Dabei sei Armut "kein Naturgesetz" - es gebe genügend Instrumente etwa in der Budgetpolitik, der Schule, beim Wohnen oder Energie, um gegenzusteuern. "Die Kürzungen in den Bundesländern und die beschämende Debatte zur Sozialhilfe in Österreich gehen in die falsche Richtung", zeigte sich Schenk überzeugt.
Durch Sozialleistungen werde Armut deutlich reduziert bzw. wirken diese präventiv, hielt die Armutskonferenz fest: So reduziere sich die Armutsgefährdung durch Sozialleistungen wie Arbeitslosengeld, Notstandshilfe, Mindestsicherung und Wohnbeihilfe von 43 Prozent auf rund 15 Prozent. Auch der soziale Wohnbau, Gesundheits- und Bildungsmaßnahmen hätten eine "kräftige - auch präventive - Wirkung" gegen Armut. "Die Mitte ist dort weniger gefährdet, wo es ein starkes Netz sozialer Sicherheit gibt", hält die Armutskonferenz fest. Problematisch sei die "untere Mitte", die ohne Vermögen dastehe, um Einschnitte wie Krankheit oder Arbeitslosigkeit aufzufangen.
Viele christliche Initiatoren
Im November 1995 formierte sich das Netzwerk der Armutskonferenz aus einem Zusammenschluss unterschiedlichster Kräfte und Organisationen. Zu den Mitbegründern der Armutskonferenz gehörten u.a. das Bildungshaus St. Virgil, Caritas, Diakonie, Europäisches Zentrum für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung, Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe, Schuldenberatungen, Neustart (damals noch Bewährungshilfe), Frauenhäuser, Plattform der Alleinerziehenden, Vereinigte Arbeitsloseninitiativen, Evangelische Akademie, Katholische Sozialakademie, ÖGB, Frauen- und Mädchenberatungsstellen, SOS Mitmensch und Volkshilfe.
Heute gehören der Armutskonferenz über 40 Initiativen aus sozialen Organisationen, Selbsthilfeinitiativen, Wissenschaft und Bildungseinrichtungen an. Die in der Armutskonferenz zusammengeschlossenen sozialen Organisationen beraten, unterstützen und begleiten über 500.000 Menschen im Jahr. (Infos: www.armutskonferenz.at)
Quelle: kathpress