Seit 925 Jahren wirken Benediktiner in Melk
Seit nunmehr 925 Jahren leben im niederösterreichischen Melk Mönche nach der Regel des heiligen Benedikt. Markgraf Leopld II. gründete das Stift am Tor zur Wachau am 21. März 1089, seither sind dort in ununterbrochener Folge Benediktiner auf dem Felsen oberhalb der Stadt Melk und der Donau präsent; derzeit leben rund 30 Mönche im prachtvollen Barockkloster von Jakob Prandtauer, das zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Neben den immer neuen Herausforderungen sind für die Ordensmänner im wesentlichen zwei historisch gewachsene Aufgaben vorrangig: die Arbeit im Unterricht und die Pfarrseelsorge. Rund 920 Schüler werden im Stiftsgymnasium - der ältesten noch bestehenden Schule Österreichs - unterrichtet, 23 Pfarren vom Stift aus seelsorglich betreut.
Die Anfänge des Klosters hängen eng mit Markgraf Leopold II. zusammen, der 1089 ein in Melk bereits bestehendes älteres Kanonikatstift in ein Benediktinerkloster umwandelte. Schon 75 Jahre vor dieser Gründung wurde der Märtyrer, einstige Landespatron und nunmehrige Stadt- und Stiftsheilige Melks, Koloman, nach Melk überführt und hier am 13. Oktober 1014 beigesetzt. Das 1.000-Jahr-Jubiläum dieses Ereignisses wird im Wachaukloster mit einer feierlichen Vesper am Jahrestag begangen.
Der erste große Meilenstein in der Geschichte des Stiftes war seine Rolle während der Reform und Erneuerung der benediktinischen Klöster Österreichs. Mit der sogenannten "Melker Reform" im 15. Jahrhundert war das Stift Ausgangspunkt einer der bedeutendsten mittelalterlichen Klosterreformen und unterhielt enge Verbindungen zu den Humanisten an der Universität Wien.
Sichtbarer Ausdruck für die Bedeutung des Stiftes in der Barockzeit und die hervorragende Stellung seines damaligen Abtes Berthold Dietmayr ist der großartige Barockbau Jakob Prandtauers, errichtet von 1702 bis 1736. Einige der namhaftesten Künstler dieser Zeit, wie etwa die Maler Johann Michael Rottmayr, Paul Troger oder Johann Baptist Wenzel Bergl, wirkten dabei mit. Aber auch auf anderen Gebieten, so zum Beispiel der Geschichtswissenschaft oder der Musik, entwickelte sich in dieser Epoche eine reiche Tätigkeit im Kloster.
Von den Klosteraufhebungen unter Kaiser Joseph II. im 18. Jahrhundert blieb das Stift verschont. Die zahlreichen staatlichen Verordnungen griffen aber dennoch ins Leben des Klosters ein. So wurden etwa kaiserliche Kommendataräbte eingesetzt, die theologische Hauslehranstalt auf kaiserlichen Befehl geschlossen und das Stiftsgymnasium nach St. Pölten verlegt. Durch die josephinische Pfarrordnung wuchs auch die Zahl der vom Stift betreuten Pfarren auf 27 an und band das Personal des Klosters.
Die erste gründliche Restaurierung des Stiftsbaus und eine Erweiterung der Räumlichkeiten für Gymnasium und Konvikt begannen im 19. Jahrhundert. Um 1900 erhielt das Kloster eine moderne Kanalisation, elektrisches Licht und eine neue Wasserleitung.
Die Zeiten des ersten und zweiten Weltkriegs brachten große Probleme für das Kloster mit sich. Zu den wirtschaftlichen Schwierigkeiten in der Inflationszeit kam nach dem "Anschluss" von 1938 die ständige Bedrohung der Aufhebung durch die Nationalsozialisten. Das Gymnasium wurde den Benediktinern in dieser Zeit weggenommen und ein Großteil des Stiftsgebäudes für eine staatliche Oberschule beschlagnahmt.
Standbeine heute: Schule und Seelsorge
Schon seit dem 12. Jahrhundert ist eine Schule mit dem Kloster verbunden. 1140, rund 50 Jahre nach Klostergründung, wurde eine Klosterschule errichtet, die im Laufe der Jahrhunderte eine Wandlung bis hin zum humanistischen Gymnasium durchlief, das 1778 seine Pforten öffnete. Seit 1967 steht die Schule auch Mädchen offen. Heute werden rund 920 Schüler von 90 Professoren im Stiftsgymnasium unterrichtet, das neben einem altsprachlichen und neusprachlichem Zweig auch ein Oberstufenrealgymnasium mit einem musischem, bildnerischen und naturwissenschaftlichen Zweig anbietet.
Aus den ursprünglich fünf Pfarren, die dem Stift in der Babenbergerzeit zufielen, wurden im Laufe der Jahrhunderte 29, von denen heute noch 23 vom Stift betreut werden. Die meisten dieser Pfarren liegen weit vom Stift entfernt an der Peripherie der einstigen Mark im Osten. Die Streulage ergibt sich durch den Umstand, dass die Ausstattung des Stiftes in der Gründungsphase durch die Markgrafen mit neueroberten Gebieten am Rande der Mark erfolgte. Das Stift bekam die Aufgabe, diese Gebiete kulturell und seelsorglich zu erschließen.
Ein wichtiges Standbein für das Stift ist auch der Tourismus. Mit bis zu 470.000 Besuchern pro Jahr zählt Stift Melk, das als "Wahrzeichen der Wachau" zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, zu den "Big Players" im heimischen Tourismus. 500 Räume, 1.365 Fenster und zwei Hektar Dachfläche umfassen die Räumlichkeiten des Klosters. Die Erträge des Tourismus und der Wirtschaft werden für die verschiedenen Aufgaben und für die Instandhaltung des Riesenbaus verwendet.
Sozial engagiert sich das Stift u.a. für rumänische Straßenkinder. Derzeit finden rund 40 sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche im Rahmen des Sozialprojekts in Saniob, einem kleinen Ort in Rumänien nahe der ungarischen Grenze, Betreuung und Heimat. Hauptziel des Projekts ist die Aus- und Weiterbildung von Straßenkindern. "Saniob sei ihm zu einem Herzensanliegen geworden", so Abt Georg Wilfinger, der jeden Monat vor Ort Kontakt zu seinen Schützlingen sucht.
Quelle: Kathpress