2015 - Ein (kursorischer) kirchlicher Jahresrückblick
Blickt man auf das Jahr 2015 zurück, so wird bei vielen Menschen vermutlich ein schaler Beigeschmack zurückbleiben. 2015 - das Jahr der Krise. Mal wieder. Oder vielleicht gar noch schlimmer als vorherige Jahre? Es war tatsächlich ein Jahr, in dem Schlagzeilen von Gewalt, Terror und Krisensituationen die Medien bestimmt haben: Von den Anschlägen auf "Charlie Hebdo" über die Schreckensnachrichten vom "Islamischen Staat" bis hin zur wohl nur kurzzeitig von den Titelseiten verdrängten, wiewohl weiterhin anhaltenden Finanzkrise und zur Flüchtlingskrise, die auch vor den Toren Österreichs nicht Halt machte.
Nur wenige Ereignisse schafften es, den gefühlten sozial-gesellschaftlichen Zuckerspiegel in den positiven Bereich zu bewegen. Manch ein solcher Moment verdankt sich nicht zuletzt einem Mann: Papst Franziskus, der durch seine ungewöhnlichen Gesten und Handlungen nicht nur das kirchlich-vatikanische Machtzentrum wohltuend irritiert, sondern darüber hinaus auch Fernstehende durch seine Worte und Gesten in seinen Bann zieht. Man denke nur an seine Umwelt-Enzyklika "Laudato si" oder die jüngste "Familiensynode" - beides Ereignisse, die so gar nicht geeignet sind, 2015 grosso modo als Jahr der Krise zu bilanzieren.
Positiv auch die Handschrift, die Papst Franziskus im Blick auf österreichische Bischofsernennungen zeigte: Nach der Ernennung von Bischof Benno Elbs 2013 für die Diözese Feldkirch gab es in diesem Jahr gleich drei Bischofsernennungen: Wilhelm Krautwaschl wurde Bischof von Graz-Seckau, Werner Freistetter übernahm die Leitung der Militärdiözese und Bischof Manfred Scheuer wechselt von Innsbruck nach Linz. Sie stehen dabei wie alle anderen Bischöfe u.a. vor der Aufgabe, zeitgemäße Seelsorgestrukturen zu schaffen.
Katholische Kirche Anno Domini 2015
Schöpfungsverantwortung, Flüchtlingshilfe, Familiensynode und Kirchenreform - Die großen Themen von Papst Franziskus prägten in diesem Jahr die Weltkirche und die Kirche in Österreich. Eine Jahresbilanz aus kirchlicher Sicht von Kathpress-Chefredakteur Paul Wuthe.
Auch das überwältigende ehrenamtliche Engagement so vieler Menschen in der Flüchtlingskrise bleibt positiv in Erinnerung: Es waren nicht zuletzt die Pfarren und kirchliche Hilfsorganisationen - allen voran die Caritas - die Orte und Werkzeuge boten, diesen Schub an Nächstenliebe in konkrete Taten umzumünzen. So ist die Kirche nach dem Staat die größte Institution, die laufend Grundversorgungsquartiere für Asylwerber zur Verfügung stellt, diese betreut und auch bei der Integration hilft (weitere Infos unter asylhilfe.katholisch.at).
Und schließlich ist es abermals Papst Franziskus zu verdanken, dass die Perspektive auf das kommende Jahr 2016 nicht bereits eine Perspektive der Krise ist - sorgt die päpstliche Initiative eines "Jahres der Barmherzigkeit" doch für jenen Rückenwind, den man benötigt, um ein neues Jahr positiv zu beginnen: Mit dem Elan eines "Heiligen Jahres" und mit der darin geschenkten Gewissheit, dass es stets Gott ist, der Neuanfänge selbst in aussichtslos erscheinender Zeit ermöglicht.
zuletzt bearbeitet von
Henning Klingen am 30.12.2015