
Religionsphobie unter Vertretern des "Neuen Atheismus"
Manche Vertreter des neuen Atheismus haben nach Ansicht des deutschen Religionssoziologen Gert Pickel aus ihrer Abneigung gegenüber dem Glauben eine Phobie vor allen Religionen entwickelt. Zu den Ursachen für diese Angst zählten neben einem generellen Nichtverstehen der Haltungen gläubiger Menschen, die Sorge vor religiös motivierter Gewalt sowie vor einer möglichen Einschränkung individueller Freiheit, schilderte der an der Universität Leipzig lehrende Wissenschaftler im Interview der "Salzburger Nachrichten" (SN) am Dienstag. Religion gelte "per se als etwas Antimodernes", so Pickel: "Man befürchtet, dass damit das Rad der Zeit zurückgedreht wird. Da ist die Sorge groß, dass Religion und Kirche zu enge Grenzen setzen und den Einzelnen übermäßig kontrollieren."
Die Abneigung gegen jedwede Religion sei bei manchen "so stark, dass man sie auch als Angstzustand beschreiben kann", sagte der Religionssoziologe und verwies dazu etwa auf den britischen Wissenschaftler und Atheisten Richard Dawkins. Umgekehrt könne man in einigen Ländern wie den USA oder Israel aber auch eine Art "Atheismusphobie" beobachten, fügte Pickel hinzu. Viele religiöse Amerikaner etwa hätten "massive Angst vor Atheisten und Säkularen".
Tagung "Religionen in Spannungsfeldern von Öffentlichkeit"
Der Leipziger Religionssoziologe Pickel ist in der kommenden Woche einer der Hauptreferenten der Tagung "Religionen in Spannungsfeldern von Öffentlichkeit" im Salzburger Bildungshaus St. Virgil. Er wird dort am 14. April über "Religionsphobien" sprechen. Im Fokus der Tagung zur Förderung des interreligiösen Dialogs stehen religionssoziologische, theologische und rechtliche Perspektiven zum Verhältnis von Religion, Staat und Gesellschaft. Zu den Themen zählen u.a. religiöse Bildung im säkularen Staat sowie religiöse Symbole und Architektur im öffentlichen Raum.
Die Tagung werde aktuelle Entwicklungen in diesem Spannungsfeld aufzeigen, unterschiedliche Modelle in verschiedenen Ländern beleuchten und Beispiele für gelingendes Zusammenleben von Religionen vorstellen, heißt es in der Veranstaltungsankündigung. Neben Pickel werden die Religionsrechtlerin Brigitte Schinkele von der Universität Wien, die Theologen Ansgar Kreutzer und Julia Allerstorfer von der Katholischen Privat-Universität Linz und die Wiener Religionspädagogik-Professorin Andrea Lehner-Hartmann referieren. Die Tagung ist Teil des jährlichen Vernetzungstreffens der Beauftragten für den interreligiösen Dialog der Diözesen Österreichs.
(Informationen zur Tagung: www.virgil.at/weltreligionen)
Quelle: kathpress