Franziskus spricht mit ISS-Astronauten über Liebe und Teamarbeit
Der Papst hat am Donnerstag mit der Besatzung der Internationalen Raumstation ISS gesprochen. Während der gut 20-minütigen Videoverbindung in den Vatikan ließ sich Franziskus einige Fragen zum Leben in der Schwerelosigkeit des erdnahen Orbit beantworten. Unter anderem interessierte ihn die Meinung der Forscher zur Liebe als der bewegenden Kraft des Universums, die Freuden des Astronautenlebens und Beispiele für gelingende Zusammenarbeit.
Der aktuellen 53. Langzeitbesatzung der ISS gehören sechs Personen an: drei US-Amerikaner, zwei Russen und ein Italiener. Als erster Papst hatte am 22. Mai 2011 Benedikt XVI. (2005-2013) an einer Video-Konferenz mit einer ISS-Besatzung teilgenommen. Auch damals bestand der Beitrag des Papstes hauptsächlich in Fragen an die Astronauten.
Franziskus begrüßte die Besatzung mit: "Guten Tag - oder guten Abend; im Weltraum weiß man das ja nie." Der italienische ISS-Wissenschaftler Paolo Nespoli räumte ein, die Frage des Papstes nach der Stellung des Menschen im All lasse ihn als Wissenschaftler ein bisschen ratlos, aber je mehr die Forschung fortschreite, desto mehr werde klar, wie wenig man wisse. Er wünschte, dass "Leute wie Sie", Theologen, Philosophen, Dichter oder Schriftsteller, in naher Zukunft selbst in den Weltraum kämen.
Beeindruckt schien der Papst von der Schilderung des US-amerikanischen ISS-Kommandanten Randolph Bresnik, der sagte, er sehe aus der Raumstation die Schöpfung gewissermaßen aus Gottes Perspektive. "Man kann nicht hier rauskommen, ohne von der Schönheit berührt zu sein", sagte Bresnik. Die Welt zeige sich von oben ohne Grenzen und ohne Konflikte; zugleich sei deutlich zu sehen, wie dünn und fragil die Atmosphäre sei.
Besonders gefiel Franziskus auch die Antwort des Russen Alexander Misurkin auf seine Frage nach der Liebe als der treibenden Kraft: Misurkin teilte Gedanken zu Liebe und Opferbereitschaft aus seiner aktuellen Freizeitlektüre mit, "Der kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupery.
"Man sieht, dass Sie die Botschaft verstanden haben, die Saint-Exupery so poetisch darlegt. Ihr Russen habt das im Blut, in eurer so humanistischen und so religiösen Tradition. Das ist schön, danke", entgegnete der Papst.
Franziskus lobte die Zusammenarbeit der internationalen Forschergruppe und die Auskunft des US-Amerikaners Joe Acaba, ihre Verschiedenheit mache sie als Team stärker. Die ISS sei ein "kleiner Glaspalast", sagte der Papst in Anspielung auf den UNO-Hauptsitz; das Ganze sei "größer als die Summe seiner Teile". Der 80-Jährige verabschiedete sich mit der Zusage seines Gebets für die Raumfahrer - und seiner üblichen Bitte, auch für ihn zu beten.
Quelle: kathpress