Kriegsende 1918: Gemeinsames österreichisch-englisches Gedenken
Ein Zeichen des gemeinsamen, Nationen-übergreifenden Gedenkens an das Ende des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren hat am gestrigen "Remembrance Day" das englische Saint Edmund's College in Cambridge gesetzt: Auf Einladung des am College angesiedelten "Von Hügel Institute" feierte der Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz, Peter Schipka, am 11. November - dem Jahrestag des Endes des Ersten Weltkrieges - dort einen Gottesdienst im Zeichen der gemeinsamen Erinnerung an die unzähligen Opfer und Leiden dieses Krieges auf beiden Seiten. Bei allen Unterschieden zwischen den Kulturen und Nationen sei man heute als Christen "vereint im Gebet für die Toten" und auch vereint im Aufruf, aus der gemeinsamen Leidenserinnerung für die Zukunft zu lernen, so Schipka.
Aus der gemeinsamen Erinnerung könne man etwa lernen, dass eine Betonung der Unterschiede anstelle der Gemeinsamkeiten leicht in Nationalismus, Krieg und Verderben führen könne, führte Schipka aus. Als Österreicher bedeute der Blick in die Vergangenheit daher "Scham" für die Leidensgeschichte, an der man Anteil habe, und zugleich "Verantwortung für die Zukunft". Beide Weltkriege hätten die Nationen auseinandergetrieben - heute aber entdecke man die Gemeinsamkeiten u.a. im gemeinsamen Gebet und Gedenken an die viele Opfer wieder: "Wir beten für alle Toten - egal, welcher Nationalität oder welchen Glaubens sie waren; einfach deshalb, weil sie Menschen wie du und ich waren."
Der gemeinsame Blick zurück in die Geschichte lehre daher auch, "dass der Frieden wichtiger ist als Wohlstand, als die Nation, die Kultur und sogar wichtiger als mein eigenes Leben", so Schipka. Der aus der gemeinsamen Leidenserinnerung hervorgehende Auftrag für heute laute daher, "Widerstand gegen Nationalismus, Hass und Fremdenfeindlichkeit" zu leisten.
Das St. Edmund's College ist das einzige College an der Universität Cambridge, in dessen Kapelle katholische Gottesdienste gefeiert werden. Das einladende "Von Hügel Institute for Critical Catholic Inquiry" (VHI) ist ein 1987 gegründetes und nach einem Naturforscher mit österreichischen Wurzeln - Anatole von Hügel - benanntes Forschungsinstitut mit dem Auftrag, zu Fragen von Gesellschaft und sozialer Gerechtigkeit aus Sicht der katholischen Soziallehre zu forschen und die katholische Tradition in dem mehrheitlich anglikanischen Umfeld zu bewahren.
Quelle: Kathpress