
Schönborn: Es braucht neue Wertschätzung der Pflegeberufe
Auf die Herausforderungen und hohe Belastung der Pflegekräfte in Österreich hat Kardinal Christoph Schönborn in seiner Freitag-Kolumne in der Gratiszeitung "Heute" hingewiesen. Anlässlich des "Tags der Pflege" am 12. Mai, der an die Pionierin der modernen Krankenpflege und gläubige Christin Florence Nightingale erinnert, forderte der Wiener Erzbischof: "Es braucht eine neue Wertschätzung der Pflegeberufe. Sonst stirbt die Pflege."
Für die ungefähr 127.000 Pflegekräfte in Krankenhäusern, in Pflegeheimen oder im privaten Bereich, aber auch für die pflegenden Angehörigen sei die Arbeitsbelastung durch die Corona-Pandemie enorm gestiegen, erinnerte Schönborn. Besonders die Situation in den Krankenhäusern habe sich verändert: "Die meisten Pflegenden arbeiten am Rande ihrer Kräfte. Viel zu wenig Personal. Pausenlos im Einsatz. Ständig Schutzausrüstung tragen." Auf einigen Stationen sei mehr als die Hälfte der Patienten gestorben, und es bleibe oft nicht mal Zeit, darüber zu sprechen.
"Die Pandemie hinterlässt Spuren, seelisch und körperlich", so Schönborn. Deswegen sei es nicht verwunderlich, dass fast die Hälfte darüber nachdenke auszusteigen. Es brauche vor allem mehr Anerkennung, mehr Personal und mehr Unterstützung "durch uns alle", forderte Schönborn. Denn bereits Florence Nightingale habe gezeigt, dass die Versorgung Kranker ein unersetzbarer Dienst am Menschen sei.
Am Donnerstag hatte die türkis-grüne Bundesregierung eine Pflegereform mit einem Investitionsvolumen von einer Milliarde Euro präsentiert. Diese sieht für die Jahre 2023 und 2024 u.a. 520 Millionen Euro für höhere Gehälter für das Pflegepersonal vor. Auch die Pflegeausbildung soll attraktiver werden und der Umstieg aus anderen Branchen erleichtert werden. Kirchliche Hilfsorganisationen wie Caritas oder die Diakonie sprachen von einem "Meilenstein" auf dem Weg zu einem Pflegesystem mit Zukunft. Wichtig sei aber auch, dass die Entlastung des Pflegepersonals und pflegender Angehöriger über die kommenden zwei Jahre hinaus langfristig garantiert werde, forderte etwa Caritas-Präsident Michael Landau.
Quelle: kathpress