
Krankenhausseelsorger: "Wir gehen hin, wo andere nicht gern hingehen"
Die Arbeit der Krankenhausseelsorge hat sich in den letzten Jahren gewandelt: Neben Kranken unterstützen Krankenhausseelsorger heute auch Angehörige und Krankenhausangestellte, "von der Putzfrau über die Pflegekräfte bis zur Frau Primaria oder dem ärztlichen Direktor", erklärte Maximilian Tödtling, Leiter des Referates für Krankenhausseelsorge der Diözese Graz-Seckau, im Interview mit der Wochenzeitung der Diözese Graz-Seckau (Ausgabe vom 6. Februar). Im Zentrum stehe immer der Mensch und die spirituelle Sorge um ihn, stellte Tödtling sein Berufsfeld im Vorfeld des "Welttags der Kranken" (11. Februar) vor: "Wir gehen hin, wo andere nicht hingehen. Wir gehen mit, wo andere nicht mitgehen können. Wir gehen auch wieder weg, im Vertrauen darauf, dass Gott beim Kranken bleibt."
Zirka 50 Hauptamtliche und 60 Ehrenamtliche sind allein in den steirischen Krankenhäusern als Seelsorgende tätig. Sie begleiten Patientinnen und Patienten je nach Station, Krankheit und Wunsch kurzzeitig oder über längere Zeit. Die Religion der Kranken spiele dabei keine Rolle, betonte Tödtling: "Wir fragen ja nicht zuerst 'Sind Sie katholisch?', sondern begegnen dem Menschen in seiner Not, mit seinen Fragen, Hoffnungen und Freuden." Die katholischen Seelsorgerinnen und Seelsorger fühlten sich für alle zuständig. Zugleich werde auf Wunsch an Ansprechpartner aus anderen Konfessionen und Weltreligionen vermittelt.
Warum- und Schuldfragen
Die Hauptaufgabe der Krankenhausseelsorge sieht Tödtling in der spirituellen Seelsorge, die er den Überlegungen der englischen Krankenschwester Cicely Saunders folgend als "Spiritual Care" bezeichnet. Die Sozialarbeiterin unterschied zwischen vier Arten von Schmerzen: körperlichen, seelischen, sozialen (etwa bei Trennung von der Familie) und spirituellen Schmerzen. Im spirituellen Schmerz steckten Sinnfragen, die Warum- und Schuldfragen, so Tödtling. "Warum muss gerade ich leiden?" oder "Hat Gott mich vergessen?" belasteten die Kranken. "Gerade wenn Babys oder Kinder sterben, habe ich auch keine Antwort", räumte der Experte ein. Er könne aber für die Patientinnen und Patienten "da sein und gemeinsam die Fragen und den Schmerz aushalten".
Neben Gespräch und Zeit bieten die Seelsorgerinnen und Seelsorger auch Rituale an, "sowohl religiös offen als auch unsere christlich-katholischen Rituale, wie die Krankenkommunion, das Sakrament der Krankensalbung durch einen Priester oder einen Sterbesegen, der von allen Seelsorgerinnen und Seelsorgern gespendet werden kann", erklärte Tödtling. Diese Rituale könnten helfen, "die eigene Sprach- und Hilflosigkeit zu überwinden".
Wie die Diözese Graz-Seckau mitteilte, bietet das Referat für Krankenhausseelsorge ab Herbst Anmeldungen für den nächsten Ausbildungskurs an, der 2026 startet.
Quelle: kathpress