
Schmidauer: "Frauen leisten in allen Bereichen Großartiges"
Wenn die Katholische Frauenbewegung am 12. März wieder zum traditionellen Benefiz-Suppenessen ins Wiener Rathaus lädt, ist auch Doris Schmidauer, Gattin von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, mit dabei. "Das ist eine schöne Tradition, an der ich gerne teilnehme. Es geht dabei um gelebte internationale Solidarität und das Über-den-eigenen-Tellerrand-Schauen", so Schmidauer im Interview mit der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" (Ausgabe Nr. 10/2025). Mit der Aktion würden Projekte unterstützt, "die Frauen helfen, selbstständig zu leben - nicht durch Almosen, sondern durch Hilfe zur Selbsthilfe".
Im "Sonntag"-Interview erläuterte Schmidauer ihr Engagement für mehr Gleichberechtigung in der Gesellschaft und gab über ihr neues Buch "Land der Töchter zukunftsreich" Auskunft, das sie gemeinsam mit der Journalistin Nina Horaczek geschrieben hat. "Unser Ziel war es, die Vielfalt bemerkenswerter Frauen in Österreich sichtbar zu machen - mit ihren unterschiedlichen Lebensgeschichten, Schwerpunkten und Interessen." Die Beispiele im Buch sollten Frauen inspirieren und motivieren: "Ob beim Klimaschutz, der Integration oder in der politischen Partizipation - Frauen leisten in all diesen Bereichen Großartiges." Ein Beispiel seien die Bürgermeisterinnen. Nur zehn Prozent der Gemeindeoberhäupter seien aber Frauen. "Wir müssen sie gezielt fördern und ermutigen, sich politisch zu engagieren", so Schmidauer.
Mit der Bezeichnung "First Lady" wolle sie sich nicht identifizieren, so Schmidauer weiter: "Für mich trifft 'First Volunteer' besser zu, denn meine Arbeit ist ehrenamtlich." Sie sehe sich als Teil des Teams in der Präsidentschaftskanzlei und setze sich besonders für Gleichberechtigung, Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Kinderrechte in Österreich ein. "Mein Ziel ist es, diesen Themen mehr Öffentlichkeit und Priorität zu verschaffen." Besonders am Herzen liege ihr auch ihre Arbeit mit der Caritas.
Wenige Fortschritte für Frauen
In den vergangenen Jahren habe es in puncto Frauenrechte zu wenig Fortschritte gegeben, beklagte die Gattin des Bundespräsidenten. "Große Durchbrüche kann ich nicht erkennen. Zwar wurden im Bereich Gewaltschutz Fortschritte erzielt, und Österreich setzt mit Maßnahmen zur Istanbul-Konvention wichtige Schritte. Aber vor allem in der Prävention muss mehr getan werden - damit wir Gewalt gar nicht erst bekämpfen müssen." - Die Istanbul-Konvention ist das erste völkerrechtlich verbindliche Instrument zur umfassenden Bekämpfung aller Formen von Gewalt an Frauen in Europa.
Auch bei der Frauenbeteiligung sieht Schmidauer zu wenig Bewegung. Ambitionierte Quotenregelungen fehlten, und die ungleiche Verteilung unbezahlter Arbeit - sei es Kinderbetreuung, Pflege oder Haushalt - bleibe ein großes Hindernis, kritisierte sie. Frauen würden hier weiterhin die Hauptlast tragen. Was sie jedoch positiv stimme, sei die enorme Energie in Frauennetzwerken: "Der Austausch und die gegenseitige Unterstützung sind beeindruckend. Wenn wir diese Kraft noch stärker bündeln, können wir Gleichberechtigung schneller vorantreiben."
Echtes Interesse an Migrantinnen
Angesprochen auf Migrantinnen bzw. Frauen aus stark patriarchalen Milieus meinte Schmidauer: "Zunächst ist es eine Frage der Haltung: Begegnen wir diesen Frauen mit echtem Interesse und der Bereitschaft, sie in unsere Gesellschaft zu integrieren?"
Ein beeindruckendes Beispiel im Buch sei das Projekt "Die Nachbarinnen". Unterstützt werden dabei migrantische Frauen, die in patriarchalen Strukturen leben und oft kaum das Haus verlassen dürfen. Ehemals selbst betroffene Frauen suchten diese Familien auf, ermutigten sie zur Ausbildung und würden vor allem beim Deutschlernen helfen, "ein zentraler Schlüssel zur Selbstbestimmung". Wichtig sei auch, die Männer einzubeziehen und ihnen zu vermitteln, was Gleichberechtigung in Österreich bedeutet.
Schmidauers Botschaft an die Frauen: "Frauen sollten sich alles zutrauen und sich nicht von Hindernissen oder Zuschreibungen abhalten lassen. Viele Barrieren sind konstruiert - also weg damit! An die eigene Kraft glauben und sich mit anderen vernetzen, das ist entscheidend."
Buchtipp: Doris Schmidauer u. Nina Horaczek: Land der Töchter zukunftsreich, Molden-Verlag 2025.
Quelle: kathpress