
Bischöfe am Christtag: Verantwortung für den Nächsten und die Welt
Österreichs Bischöfe haben in ihren Weihnachtspredigten am 25. Dezember die Menschwerdung Gottes als Quelle von Hoffnung, Orientierung und Erneuerung betont. Im Zentrum der Botschaften stand die Geburt Jesu als Zusage göttlicher Nähe in einer Zeit von Krisen, Gewalt und gesellschaftlicher Verunsicherung. Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner bezeichnete im Festgottesdienst zum Christtag im Salzburger Dom die Menschwerdung Gottes als "Gutes in sich". Weihnachten öffne "ein Fenster, einen Durchblick auf eine wunderbare Schöpfung". Daraus folge aber auch Verantwortung für den Nächsten und für die Welt. Die Menschwerdung Gottes bedeute jedoch auch, "es darf uns nicht egal sein, wie es Menschen anderswo geht".
"Wir müssen empfänglich, solidarisch und hilfsbereit bleiben." Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz (Biko) verwies auch auf den Soziologen Hans Joas und dessen Begriff eines "moralischen Universalismus, der niemanden ausschließt - auch Gott nicht und die Kirche nicht!" Nötig sei ein Blick "auf das je Konkrete hin; auf den Nächsten neben uns, der uns unterkommt; dieser Nächste bist auch du dir selbst!".
Grünwidl: Weihnachten zeigt konkretes Gottesbild
Der designierte Wiener Erzbischof Josef Grünwidl hat am Christtag (25. Dezember) in seiner Predigt im Wiener Stephansdom die Menschwerdung Gottes als Kern der Weihnachtsbotschaft hervorgehoben. Das Evangelium des Weihnachtstages mache deutlich, dass Gott sich in Jesus Christus endgültig mitgeteilt habe, so Grünwidl mit Verweis auf den Hebräerbrief und den Johannesprolog: Gott sei von seinem Wesen her Beziehung und Mitteilung und trete im "Wort, das Fleisch geworden ist", selbst in die Geschichte ein.
Weihnachten zeige damit ein konkretes christliches Gottesbild, das sich nicht in einer allgemeinen Religiosität erschöpfe, sondern von der Nähe Gottes ausgehe. Laut Grünwidl bezeichnen sich aktuell zwar "viele Menschen als religiös und gläubig" - "das ist erfreulich und zeigt, dass es eine Sehnsucht nach Spiritualität gibt" - jedoch erschöpfe sich ein christlicher Glaube nicht in einer diffusen Religiosität oder der Annahme eines bloßen "höheren Wesens", sondern bezeuge einen Gott, der nahe komme und das menschliche Leben teile.
Die Menschwerdung Gottes setze sich somit fort in der Gegenwart Christi im Wort der Heiligen Schrift, in den Sakramenten der Kirche sowie in der Begegnung mit den Mitmenschen, insbesondere den Notleidenden. Weihnachten brauche daher Menschen, die dieses Wort aufnehmen und beantworten. Christlich zu leben bedeute, sich an Jesus Christus zu orientieren und aus der Hoffnung zu handeln, dass Gott als "Immanuel" die Menschen begleite und anspreche, so Grünwidl.
Elbs: Gott reagiert mit Nähe und Liebe
Der Feldkircher Bischof Benno Elbs bezeichnete die Geburt Jesu als Antwort Gottes "auf die Angst der Völker, auf die Sehnsucht nach Frieden und auf das Heimweh des Menschen nach seinem Ursprung". Gott reagiere nicht mit Macht, sondern mit Nähe und Liebe, so Elbs am Christtag in der Kathedrale St. Florin in Vaduz/Liechtenstein. Gott reagiere jedoch nicht mit einem Machtwort, sondern mit Nähe und Liebe, sagte der Bischof, der neben seiner Funktion in Vorarlberg die Übergangsleitung der katholischen Kirche in Liechtenstein innehat.
Das Kind in der Krippe wecke zudem "die Stimme unserer persönlichen Sehnsucht" nach Geborgenheit, Zärtlichkeit, Heimat, Angenommen-Sein und "danach, in die Arme genommen zu werden". Weihnachten mache Hoffnung, dass die "gute Zukunft, die Gott mit der Geburt Jesu verheißt" wahr werde, Wunden heilen könnten und Versöhnung zwischen Völkern und Menschen möglich seien. "Gott wird Mensch, damit der Mensch zu Gott und seinen Mitmenschen findet. Von Herzen wünsche ich uns, dass diese Botschaft der Heiligen Nacht in unser Leben hineinleuchtet", so der Feldkircher Bischof.
Glettler: Krippe "das wichtigste Anti-Aggressivum für Welt"
Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler fasste die Botschaft von Weihnachten mit den Worten "Freundschaft, Vergebung und Verbundenheit" zusammen. Christlicher Glaube sei keine Leistung, sondern Beziehung: "Christlicher Glaube fühlt sich an wie Freundschaft, Vergebung und Verbundenheit."
Weihnachten bedeute, dass Gott dem Menschen ohne Vorleistung Freundschaft anbietet und ihm einen neuen Status schenkt: "Nicht wir müssen machen und tun, performen und liefern." Mit der Menschwerdung Gottes habe sich das Sein des Menschen verändert: "Allen, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden." Christsein sei daher "eine ehrliche Freundschaft, vollkommen unabhängig davon, wie erfolgreich unser weltlicher Status ist".
Zugleich sei Weihnachten eine Einladung zur Vergebung und zum Frieden, so Glettler. Anhand der Christinnen und Christen in Gaza, die trotz Krieg Weihnachten feierten, zeigte er auf: "Christsein fühlt sich an wie Vergebung, Neubeginn trotz allem." Die Krippe von Betlehem sei "das wichtigste Anti-Aggressivum für unsere Welt". Glettler rief in seiner Predigt auch zu gelebter Verbundenheit und Vergebung auf. Letzteres sei "das größte Weihnachtsgeschenk, dass wir einander machen können - der Schlüssel, um jede Form von Ausgrenzung und Menschenfeindlichkeit zu beenden".
Bischof Zsifkovics: Aufruf zu Zusammenhalt und Solidarität
Der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics stellte Weihnachten unter das Leitwort "Gott mit uns". Mit der Geburt Jesu bringe Gott Licht in die Dunkelheit der Welt und lade dazu ein, ihm wieder Raum im persönlichen und gesellschaftlichen Leben zu geben. Weihnachten sei ein Aufruf zu Zusammenhalt und Solidarität in einer Zeit von Spaltung und Vereinsamung und schenke die Gewissheit: Gott lasse die Menschen nicht allein.
Scheuer: Weihnachten mehr als Kindheitsromantik
Gegen eine Reduktion von Weihnachten auf Gefühl oder Kindheitsromantik wandte sich der Linzer Bischof Manfred Scheuer. Im Fokus von Weihnachten stehe ein konkretes Geschehen: "In der Gestalt eines Kindes nähert sich Gott der Erde", so der Bischof am Christtag im Linzer Mariendom.
Scheuer kritisierte auch eine Verengung des Weihnachtsfestes auf Gefühl, Kultur oder Ironie. Was Kunst und Musik noch sagen dürften, werde der öffentlichen Rede vom Glauben oft abgesprochen. Die Menschwerdung Gottes werde dabei verdrängt, Jesus auf soziale oder politische Aspekte reduziert. Eine Religion, die sich in Moralappellen, Verboten oder bloßer "Gefühlsreligion" erschöpfe, verliere ihre Anziehungskraft.
Weihnachten bedeute die Zusage Gottes an den Menschen. "Gott hat sein letztes, sein tiefstes, sein schönstes Wort im fleischgewordenen Wort in die Welt gesagt", zitierte Scheuer den Dogmatiker Karl Rahner. Dieses Wort laute: "Ich liebe dich, du Welt und du Mensch." Sich von Gott geliebt zu wissen, befreie den Menschen aus Selbstüberhebung und Selbstverachtung und bilde den Kern des christlichen Glaubens.
Marketz: Hoffnung eine geistliche Haltung
Auf die besondere Bedeutung des Weihnachtsfestes in einer Zeit großer Unsicherheiten hat der Gurker Bischof Josef Marketz erinnert. Viele Hoffnungen und Pläne im vergangenen Jahr seien zerbrochen, die Welt sei von Konflikten, Spaltungen und Erschöpfung geprägt, sagte er bei der zu Mitternacht gefeierten Christmette im Klagenfurter Dom. Weihnachten biete in dieser Situation nicht fertige Antworten, sondern die Erfahrung von Hoffnung und Gegenwart Gottes, der als Kind zu den Menschen komme.
Das Kind in der Krippe symbolisiere, dass Hoffnung aus Beziehung, Vertrauen und Liebe wachse, nicht aus Macht oder Kontrolle. Bischof Marketz verwies auf das derzeit auslaufende Heilige Jahr der Hoffnung, das Papst Franziskus für 2025 ausgerufen habe. Die Hoffnung sei eine geistliche Haltung, unterstrich der Kärntner Oberhirte: Sie sei der Glaube daran, dass Gott auch dann wirkt, wenn Menschen ihn nicht sofort sehen.
Die Gläubigen rief Bischof Marketz dazu auf, selbst Hoffnungszeichen zu werden, Frieden zu leben und Menschlichkeit zu bewahren. Weihnachten sei keine Flucht aus der Realität, sondern Gottes Entscheidung für diese Welt, die eine getragene Zukunft ermögliche. Das neugeborene Kind sei ein Zeichen dafür, dass Liebe stärker als Hass und Leben stärker als Tod sei.
Grünwidl: Weihnachten zeigt konkretes Gottesbild
Der designierte Wiener Erzbischof Josef Grünwidl hat am Christtag (25. Dezember) in seiner Predigt im Wiener Stephansdom die Menschwerdung Gottes als Kern der Weihnachtsbotschaft hervorgehoben. Das Evangelium des Weihnachtstages mache deutlich, dass Gott sich in Jesus Christus endgültig mitgeteilt habe, so Grünwidl mit Verweis auf den Hebräerbrief und den Johannesprolog: Gott sei von seinem Wesen her Beziehung und Mitteilung und trete im "Wort, das Fleisch geworden ist", selbst in die Geschichte ein.
Weihnachten zeige damit ein konkretes christliches Gottesbild, das sich nicht in einer allgemeinen Religiosität erschöpfe, sondern von der Nähe Gottes ausgehe. Laut Grünwidl bezeichnen sich aktuell zwar "viele Menschen als religiös und gläubig" - "das ist erfreulich und zeigt, dass es eine Sehnsucht nach Spiritualität gibt" - jedoch erschöpfe sich ein christlicher Glaube nicht in einer diffusen Religiosität oder der Annahme eines bloßen "höheren Wesens", sondern bezeuge einen Gott, der nahe komme und das menschliche Leben teile.
Die Menschwerdung Gottes setze sich somit fort in der Gegenwart Christi im Wort der Heiligen Schrift, in den Sakramenten der Kirche sowie in der Begegnung mit den Mitmenschen, insbesondere den Notleidenden. Weihnachten brauche daher Menschen, die dieses Wort aufnehmen und beantworten. Christlich zu leben bedeute, sich an Jesus Christus zu orientieren und aus der Hoffnung zu handeln, dass Gott als "Immanuel" die Menschen begleite und anspreche, so Grünwidl.
Quelle: kathpress