Vatikan und Österreich mahnen Weltklimagipfel zum Handeln
Der Vatikan hat die Teilnehmer des Weltklimagipfels in Kattowitz zum Handeln gemahnt. Man müsse fragen, ob genügend politischer Wille zur Umsetzung der Klimaziele vorhanden sei, wandte sich Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin zum Auftakt der bis 14. Dezember angesetzten Verhandlungen an die internationalen Staatenvertreter. Um die Erderwärmung zu begrenzen, sei "klare, weitblickende und starke politische Entschlossenheit" nötig, sagte Parolin am Montag zur Eröffnung des Gipfels.
Bislang hätten die Unterzeichnerstaaten des Pariser Klimaabkommens von 2015 zu wenig getan, kritisierte die Nummer Zwei des Vatikans. Man könne nicht untätig zusehen, wie die Probleme für künftige Generationen immer größer werden. Es sei immer noch möglich, die globale Erwärmung zu "begrenzen", mahnte der Kardinal. Dazu müssten die Gesellschaften der einzelnen Länder "so schnell wie möglich zu einem Entwicklungsmodell übergehen, das ohne Technologien und Verhaltensmuster auskommt, die zur Überproduktion von Treibhausgasemissionen führen", verwies der Vatikanvertreter auf jüngste Appelle des Weltklimarats.
Papst Franziskus unterstütze die Kllimaschutzverhandlungen in Kattowitz und ermutige die Teilnehmer, betonte Parolin. Er rief zu einer umfassenden Änderung des Lebenswandels im Geist der Sozial- und Umwelt-Enzyklika "Laudato si" auf, die Franziskus 2015 veröffentlicht hatte. Schließlich werde immer deutlicher, dass es beim Klimawandel nicht nur um technische Fragen, sondern um ein moralisches Problem gehe.
Für den Heiligen Stuhl müsse das Programm zur Bekämpfung der globalen Erwärmung "ethische Grundlagen" haben und drei Ziele erreichen, erklärte der Kardinalstaatssekretär: Menschenwürde stärken, Armut reduzieren und ganzheitliche menschliche Entwicklung fördern sowie die Linderung der Auswirkungen des Klimawandels durch Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen.
Österreichischer Appell an EU-Staaten
Zu mehr Tempo beim Kampf gegen die Erderwärmung rief zum Start des Klimagipfels auch Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf. "Wir sind die erste Generation, die die Folgen der Erderwärmung zu spüren bekommt und wahrscheinlich die letzte, die etwas dagegen tun kann", sagte er in Kattowitz. Einen von Van der Bellen vor dem Gipfel lancierten Appell zu mehr Klimaschutz in Europa unterstützen mittlerweile 19 europäische Staats- und Regierungschefs, darunter der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der französische Präsident Emmanuel Macron.
"Angesichts der dramatisch ansteigenden Gefahren durch die Klimakrise ist es an der Zeit, dass die gesamte EU ihren progressiven Mitgliedsstaaten folgt und eine dem Pariser Klimaabkommen entsprechende Erhöhung ihrer Klimaschutzmaßnahmen ankündigt", forderte unterdessen Martin Krenn, Klimaexperte der Koordinierungsstelle für internationale Entwicklung und Mission (KOO) der Österreichischen Bischofskonferenz.
Kirchenvertreter aus Wien vor Ort
Krenn, der die Verhandlungen beim Klimagipfel vor Ort mitverfolgt, bezog sich damit am Dienstag in einer Stellungnahme gegenüber "Kathpress" auf den jüngst veröffentlichten Entwurf der EU-Kommission für die EU-weite Klimastrategie bis 2050. Darin wird ein Weg zu Netto-Null-Emissionen, also einer Balance zwischen Treibhausgasemissionen und natürlicher Treibhausgassenken, die Kohlendioxid binden, vorgegeben.
Der KOO-Vertreter lobte zudem die Rede des vatikanischen Kardinalstaatssekretär Parolin in Kattowitz. Dessen Beitrag habe "die moralische Perspektive der Klimakrise und die Bedürfnisse der ärmsten und am schlimmsten vom Klimawandel betroffenen Staaten und Bevölkerungsgruppen aufzeigt", hob Krenn hervor:
Die Klimakrise kann nicht durch verstärkten Klimaschutz alleine bewältigt werden. Es braucht die Zusammenarbeit und verlässliche, vorhersagbare gegenseitige Unterstützung der reichen und der armen Staaten, um die Klimakrise dazu zu nutzen, an einer gerechteren und zukunftsfähigen Gesellschaft zu bauen.
Quelle: kathpress