
Lackner verleiht Kardinal-König-Kunstpreis 2021 an Michèle Pagel
Erzbischof Franz Lackner hat am Sonntagabend im Bildungszentrum Salzburg-St. Virgil den mit 11.000 Euro dotierten neunten "Kardinal König Kunstpreis" 2021 an die Bildhauerin Michèle Pagel überreicht. Die Jury wählte sie für "Crrreature Of Habit / Das Glück ist ein Vogerl", Teil einer installativen Werkserie, einstimmig aus 20 Nominierungen aus. Neben den weiteren nominierten Künstlerinnen und Künstlern waren Fachleute sowie Kunstinteressierte der Einladung zum coronabedingt verschobenen Festakt gefolgt, darunter zahlreiche Vertreter aus Politik, Kirche und Gesellschaft.
Die aus Leipzig stammende und in Wien lebende Bildhauerin sei für ihre politischen und oft humorvollen Keramik- und Mixed-Media-Werke bekannt, die konsumkritische, feministische und antifaschistische Themen berühren, teilte der in Salzburg beheimatete Kardinal-König-Kunstfonds über die Preisträgerin mit. "Pagels Skulpturen, für die sie Alltagsgegenstände leicht abstrahiert, in Keramik kopiert und verfremdet, bestechen durch die zeitlose Formensprache und ihren scharfzüngigen Witz. Michèle Pagel studierte Bildende Kunst in Leipzig, Mailand und Wien. Ihre Werke sind europaweit in Gruppen- und Einzelausstellungen zu sehen, unter anderem im Österreichischen Kulturforum Moskau, im MUSA Wien und in der Galerie Meyer Kainer.
"Beeindruckt" vom Werk Pagels zeigte sich der Salzburger Erzbischof, der dem Kuratorium des Kunstfonds vorsteht. Der Anblick des prämierten Kunstwerkes habe bei ihm ein Nachdenken über die Frage angestoßen: "Wie vernehme ich das Schöne?" Die ausgezeichnete Künstlerin stellte ihr Schaffen in den Kontext der aktuellen, von Corona belasteten Kulturszene: "Allein hätte ich das nicht geschafft." Michèle Pagel dankte ihren Wegbegleitern und bekundete Wertschätzung für das "große Spektrum ernsthafter künstlerischer Auseinandersetzung" und die "fundierten Arbeiten" aller nominierten Kunstschaffenden. Ihre Solidarität gelte auch den "unterbezahlten Kulturarbeiterinnen und Kulturarbeitern".
"Wegbegleiterinnen" Kunst und Kirche
Als Vertreter des Kunstfonds-Kuratoriums sagte der in Rom lebende Anima-Rektor Michael Max in seiner Video-Grußbotschaft: In einer Zeit, da Selbstverständlichkeiten für alle brüchig geworden seien, könnten Kunst und Kirche Wegbegleiterinnen "für den Weg in die Zukunft und für den Weg in die eigene Mitte" sein. Es sei aktueller denn je, dass sich beide auf Augenhöhe begegnen.
Dass der Kardinal-König-Kunstpreis nicht nur Preisgeld ausschüttet, sondern neben der Preisträgerin alle nominierten Künstlerinnen und Künstler würdigt - in Festakt, Videoporträts, Katalog, digitalen Medien und in einer Ausstellung, betonte dessen Geschäftsführerin Antonia Gobiet. Den Kunstpreis zu kuratieren, sei jedes Mal ein "Highlight, weil die ausgestellten Arbeiten einen beeindruckenden Querschnitt durch die aktuelle Kunstszene geben".
Noch bis 28. Jänner ist die Ausstellung mit Werken der 20 nominierten Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Gemeinsam sei den Installationen, Gemälden, Fotografien, Zeichnungen und Performances, dass sie das Alltägliche sezieren, um das Politische in ihm zum Vorschein zu bringen. Häusliche Gewalt und intergenerationelle Traumata sind dabei ebenso Thema wie die fiktive Erweiterung realer Architekturen und die Grenzen einer nur scheinbar grenzenlosen Mobilität. Einen virtuellen Rundgang durch die Ausstellung sowie Videoporträts der Nominierten gibt es unter www.kardinalkoenig-kunstpreis.at.
Der Preis des Kardinal-König-Kunstfonds der Erzdiözese Salzburg wird alle zwei Jahre an in Österreich oder Südtirol lebende Künstlerinnen und Künstler unter 40 Jahren vergeben. Die Auszeichnung wurde auf Initiative von Prälat Johannes Neuhardt in Salzburg ins Leben gerufen und zum 100. Geburtstag von Kardinal Franz König am 3. August 2005 erstmals vergeben. Das je ausgezeichnete Werk soll eine für den zeitgenössischen, künstlerischen und gesellschaftlichen Diskurs wichtige Position darstellen.
Der diesjährigen Jury gehörten Rainer Fuchs ("mumok"), Harald Krejci (Belvedere), Hubert Nitsch (Linzer Diözesankonservator), Hemma Schmutz (Stadtmuseen Linz) und die Kunsthistorikerin und Kuratorin Margit Zuckriegl an.
Quelle: kathpress