
Salesianer in Aleppo: Hoffnung geben ist größte Herausforderung
Auch einen Monat nach dem verheerenden Erdbeben vom 6. Februar herrschen in der nordsyrischen Millionenstadt Aleppo katastrophale Zustände. An Wiederaufbau oder gar Alltag ist nicht zu denken und auch die Bergearbeiten sind eingestellt worden, da die wenigen aus arabischen Ländern in die Stadt gebrachten Maschinen und Rettungsteams nach zehn Tagen wieder abgezogen wurden, als es keine Chancen mehr auf Überlebende unter den Trümmern gab. Das berichtete in einer Aussendung der Salesianer Don Boscos vom Mittwoch P. Dani Gaurie, ein in Aleppo wirkender Ordensmann aus Syrien.
Er erlebe bei den Menschen seiner Stadt auch jetzt noch Angst und Hoffnungslosigkeit, sagte der 35-jährige Priester. Mit dem Zuhause hätten die Menschen ihre letzte Zuversicht auf zumindest langsame Erholung aus der schon vor dem Beben sehr schwierigen Situation verloren - und auch ihre Sicherheit. "Jemand hat zu mir gesagt: Früher, während des Krieges, erreichten wir von der Straße unser Haus, um uns zu schützen, jetzt laufen wir auf die Straße, weil wir Angst vor unserem Zuhause haben."
Die Niederlassung der Salesianer Don Boscos in Aleppo habe nach dem Beben sofort die Tore geöffnet und viele durch die Katastrophe obdachlos gewordene Menschen aufgenommen, so P. Gaurie weiter. 750 Menschen finden hier derzeit Zuflucht. "Wir haben jeden einzelnen Raum unserer Einrichtung geöffnet, um einen Platz zum Schlafen für alle zu finden. Ich schlafe in einem Flur mit ein paar jungen Leuten. Der einzige Ort, wo niemand schläft, ist die Kirche, weil das Glas zerbrochen ist und es zu kalt ist." Tagsüber sei man mit praktischen Angelegenheiten, der Zubereitung von Lebensmitteln und Beschaffung von Matratzen und Decken beschäftigt.
Als momentan größte Herausforderung sah der Ordensmann, den Jugendlichen "etwas Hoffnung zu vermitteln". Viele von ihnen seien verzweifelt und fühlten sich ungeschützt. Vor dem Erdbeben hatte der Orden speziell für diese Gruppe Berufsausbildungskurse initiiert, was man auch weitermachen wolle. "Aber viele haben den Wunsch, wegzugehen", so P. Gaurie. Aufgrund der schwierigen Bedingungen sei dies nachvollziehbar: Selbst Grundnahrungsmittel seien infolge der hohen Inflation für viele Menschen unleistbar, außerdem gebe es in Aleppo schon seit zehn Jahren praktisch kaum Strom, momentan nur ein oder zwei Stunden am Tag dank privater Dieselgeneratoren. Von heißem Wasser oder einer Waschmaschine könne man in Aleppo nur träumen.
Die Salesianer Don Boscos betreiben seit 1948 eine Niederlassung in Aleppo, mit derzeit vier Priestern und einem Bruder. Bis zu 800 Kinder zwischen sechs und 15 Jahren werden hier wöchentlich betreut, unter Mithilfe von rund 120 Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Familien, die besonders von Armut gefährdet sind, erhalten Lebensmittelpakete und Gutscheine.
(Spendenkonto Don Bosco Mission Austria: IBAN AT33 6000 0000 9001 3423 oder online unter: www.donboscomissionaustria.at)
Quelle: kathpress