
Schwertner: Wenig Christlich-Soziales in NÖ-Regierungsabkommen
Der -Direktor Klaus Schwertner sieht im Arbeitsprogramm der zukünftigen niederösterreichischen Landesregierung wenig christlich-soziale Handschrift, dafür aber sehr viel "tiefblaue Tinte". Als er das Programm gelesen habe, sei ihm "ein bisschen die Spucke weggeblieben", sagte Schwertner bei einem Vortrag am Dienstagabend im "Gabrium" der Steyler Missionare in Maria Enzersdorf.
In dem Arbeitsübereinkommen sieht der selbst in Niederösterreich lebende Schwertner eine Haltung, "die ich im Caritas-Alltag Gott sei Dank ganz selten spüre". Vielmehr treffe er viele Menschen, "die sich für andere einsetzen, die Zeit und Geld spenden, die überlegen, wie sie Menschen in Krisensituationen bei sich aufnehmen können, wenn es zu Herbergsuchen nach Kriegssituationen kommt". Als Caritas-Direktor der Erzdiözese Wien ist Schwertner auch für die zur Wiener Erzdiözese gehörenden Teile Niederösterreichs zuständig.
Die Caritas werde von Kritikern oft in ein parteipolitisches Eck gedrängt, so Schwertner. Den einen sei sie zu "grün und links", den anderen "zu schwarz und türkis". "Die Caritas ist nicht parteipolitisch, die Caritas ist kein Parteiprogramm; sie hat unter jeder Bundes- und Landesregierung dieselbe Aufgabe", stellte er klar. Als Hilfsorganisation der katholischen Kirche sei der Auftrag der Caritas im Evangelium begründet: "Hinter dem, was wir tun, steht eine Werthaltung. Wir sehen den konkreten Menschen mit seiner Würde, der Unterstützung braucht".
Die Hilfsorganisation frage nicht nach Herkunft, sozialer Stellung, Geschlecht oder sexueller Orientierung, sagte Schwertner. Die Caritas habe zwei Arbeitsaufträge: "Erstens, Not sehen und handeln, und zweitens den "anwaltschaftlichen Auftrag, der oft als parteipolitisches Agieren diffamiert wird". Man wolle Menschen befähigen, selbst für Ihre Rechte einzutreten und ihnen eine Stimme geben, führte Schwertner aus.
Solidarität gefragt
Eine Inflation an Krisen - Corona-Pandemie, Ukrainekrieg, Klimakrise, Inflation und Teuerung - habe in den letzten Jahren auch zu einer Krise des Vertrauens geführt, sagte der Caritas-Direktor. Viele Menschen fühlten sich ohnmächtig und klein und fragten sich, was sie persönlich ändern könnten.
Das Gerede von der "Krise als Chance" könne er nicht mehr hören, so Schwertner. Dazu seien die Krisen viel zu dramatisch. Die Ereignisse der letzten Jahre seien vor allem für Menschen, die sich schon vorher in Krisensituationen befanden, besonders herausfordernd gewesen. "Es braucht keine Krisen, um solidarisch zu sein", stellte Schwertner klar, umso beeindruckender sei es aber zu sehen, dass nach Ausbruch der dramatischen Krisen eine ungeheure Solidarität zu erleben gewesen sei, die nach wie vor anhalte.
Quelle: kathpress