
Bischof Scheuer erläutert "hinabgestiegen in das Reich des Todes"
Dass Jesus nach seinem Tod am Kreuz "hinabgestiegen in das Reich des Todes" sei, wie es im Apostolischen Glaubensbekenntnis heißt, bringt laut dem Linzer Bischof Manfred Scheuer die christliche Überzeugung zum Ausdruck: "Kein Bereich menschlicher Erfahrungswirklichkeit bleibt von der Rettung durch Jesus Christus ausgeschlossen." Die Frage, wo die Seele Jesu zwischen der Kreuzigung und Auferstehung war, habe die frühe Kirche beschäftigt. Bei dem kaum biblisch grundgelegten Aufenthalt in der Unterwelt gehe es um den Glauben, dass Jesus "sogar die radikale Trennung, den vollkommenen Kommunikationsverlust mit Gott und anderen Menschen mitvollzieht", schrieb der frühere Dogmatik-Professor in Trier in der Osterausgabe der Linzer "KirchenZeitung" (5. April).
Scheuer verband die Passage aus dem Glaubensbekenntnis mit der Erfahrung, dass der "Hinabstieg in Todeszonen" auch unvermeidbarer Teil der menschlichen Lebenswirklichkeit sind: Als Beispiel nannte er mit Bezugnahme auf den Ukrainekrieg die "unermessliche Diskrepanz" zwischen der Sehnsucht nach Frieden und der gleichzeitigen Präsenz von Aggression, Terror, Bedrohung und Waffengewalt. Aber auch im Alltag seien "menschliche Zerrissenheiten" Realität - in Form von Entfremdung und Beziehungskälte, Krankheit, Schmerzen oder Tod von lieben Menschen.
Dem hielt der Bischof die Botschaft von Ostern entgegen: "Es gibt Wege ins Leben -hinaus aus den Todeszonen." Sie zeigten sich in Möglichkeiten, in denen unverhofft neues Leben aufblitze, Momente, die vielleicht erst im Nachhinein realisiert werden. Dabei würden sich Wege zum Aufeinander-Zugehen eröffnen, die davor unmöglich schienen. "Das sind Spuren der Auferstehung", schrieb Scheuer, und der Glaube daran sei "ein großes Bekenntnis zum Leben".
Quelle: kathpress