
Elbs: Kirche an der Seite von Frauen und ungeborenen Kindern
"Eine Frau in einem Schwangerschaftskonflikt muss von Kirche und Gesellschaft unterstützt werden." - Das hat der Feldkircher Bischof Benno Elbs im Interview mit den "Vorarlberger Nachrichten" am Wochenende betont. Anlass des Interviews ist die Absicht der Landespolitik, dass im Landeskrankenhaus Bregenz eine private Abtreibungspraxis eingerichtet und noch im Herbst eröffnet werden soll. Er verfolge die Diskussion mit großer innerer Anteilnahme, so Bischof Elbs: "Es geht um Frauen in einer Konfliktsituation und um das Lebensrecht eines ungeborenen Menschen." Die Kirche wolle nicht verurteilen oder strafen. Vielmehr gelte es, Leuten zu helfen, die in einer schwierigen Lebenssituation sind: "Ja zum Leben heißt auch Ja zur Frau, die mit der Situation umgehen muss."
Elbs: "Es gibt viele Bereiche, wo es das Ja zum Leben braucht. Ich denke an geflüchtete Menschen, an alte Menschen, an Menschen, die keinen Sinn mehr im Leben sehen, an Frauen in Schwangerschaftskonflikten, an ungeborene Kinder. Für sie muss die Kirche da sein."
Einerseits gehe es um die Selbstbestimmung der Frau. Das sei ein Grundrecht. "Dreht sich die Diskussion aber nur darum, ist sie meines Erachtens zu partiell", betonte der Bischof. Es würden nämlich mindestens noch zwei andere Aspekte dazukommen: "Der eine Aspekt ist die Betroffenheit der Familie des Paares. Im Normalfall gibt es noch einen Vater, der sich aber leider oft davonmacht und die Frau damit in eine schwierige Lage bringt. Der dritte Aspekt, der in die Gewissensentscheidung hineingehört, ist das Lebensrecht eines ungeborenen Menschen." In der Diskussion konzentriere man sich meist auf einen Standpunkt und lasse die anderen beiden Aspekte außen vor, kritisierte Elbs.
Wann Beginn das Leben?
Das Leben eines Menschen beginnt für Bischof Elbs bei der Einnistung und Verbindung von Samenzelle und Eizelle. Alle anderen Daten seien vom Prinzip her willkürlich. "Man kann sagen, Leben beginnt mit dem Herzschlag, mit der Hirntätigkeit, mit der eigenen Lebensfähigkeit." Für besonders problematisch halte er die Unterscheidung zwischen lebenswertem und lebensunwertem Leben. "Wer hat das Recht zu entscheiden, was lebenswert und nicht lebenswert ist? Aus meiner Sicht eigentlich niemand", so Elbs.
Wenig Freude hat der Bischof mit der geplanten Örtlichkeit der Abtreibungsklinik: "Abtreibung hat eine zutiefst ethische Dimension, und daher ist die Wahl des Ortes nicht banal, sondern von hoher Symbolkraft. Es steht mir als Bischof zwar grundsätzlich nicht zu, mich zu einem einen Ort für eine Abtreibung zu äußern, das ist Aufgabe der Politik. Ob ein Krankenhaus ein geeigneter Ort ist, bezweifle ich allerdings."
Grundhaltung "Ja zum Leben"
Eine ungewollte Schwangerschaft bedeute eine emotionale Belastung, so Elbs weiter: "Da braucht es einen Raum des Rückzugs, wo man die Gedanken und Gefühle sortieren kann." Deshalb halte er Beratung durch eine neutrale professionelle Person für ganz bedeutend.
Die Kirche habe zwei Aufgaben: "Immer dafür einzutreten und zu sagen, dass ein Embryo etwas sehr Kostbares und Wertvolles ist. Das vermisse ich manchmal in der Debatte. Das andere ist eine gute Beratung und Begleitung für die Frau, und zwar vor, während und nach der Entscheidung. Die Kirche muss und will die Frauen auf diesem Weg begleiten."
Die Hilfe, die die Kirche in verschiedensten Bereichen versucht anzubieten, werde durchaus angenommen, so der Bischof. Freilich: "Es ist nicht entscheidend, dass das Pickerl 'Kirche' dranhängt, sondern dass Menschen in der Grundhaltung 'Ja zum Leben' begleitet werden." Er werde manchmal auch als Bischof angefragt "und ich durfte auch schon beratend dabei sein". Bei einem Schwangerschaftskonflikt halte er es jedoch für besser, "wenn eine Frau eine Frau berät".
Auf die kirchliche Position zur Verhütung angesprochen, sagte Elbs: "Diese Entscheidung hat das Paar selbst zu treffen. Sexualität ist Kommunikation, ist eine Form des Umgangs miteinander. Deshalb ist auch die Art und Weise der Verhütung eine Frage des Umgangs miteinander. Papst Franziskus hat es einmal so formuliert: Die Kirche soll sich nicht in den Schlafzimmern, sondern in den Wohnzimmern der Menschen aufhalten."
Quelle: kathpress