Katholische Männerbewegung setzt Zeichen gegen Gewalt an Frauen
Die hohe Anzahl an Frauenmorden in Österreich macht auch die Katholische Männerbewegung Oberösterreich (KMB) sehr betroffen. In einer Aussendung am Freitag hieß es wörtlich: "Wir fordern betroffene Männer auf, Verantwortung für ihr Tun zu übernehmen, und lehnen jegliche Form von Gewaltausübung gegen Frauen aus tiefer Überzeugung ab."
Die Männerbewegung wolle den Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen (25. November) zum Anlass nehmen, sich diesem Thema zu stellen. Es sei wichtig zu ergründen, was hinter den Frauenmorden steht, und zu reflektieren, welchen Beitrag zur Beseitigung von Gewalt an Frauen wir als Männerorganisation leisten können. Es gebe verschiedene Formen von Gewalt wie Stalking, ökonomischer Gewalt durch Aufrechterhaltung oder Schaffung gezielter Abhängigkeitsverhältnisse, sexualisierte oder psychische Gewalt. Im äußersten Fall komme es dann auch zu körperlicher Gewalt bis hin zum Mord.
"Wir wollen die Dynamik von Gewalt verstehen und benennen und ein waches Bewusstsein dafür entwickeln, wo Gefahr in Verzug ist", hieß es in der Aussendung. Bei Männern, die zu Gewalttätigkeit neigen, gebe es einen dringenden Beratungs- und Entwicklungsbedarf. Häufig neigten Gewalttäter dazu, die Verantwortung für die Gewalttaten nicht zu übernehmen, sondern würden die Gewalt mit dem Verhalten der Frauen ihnen gegenüber begründen.
Laut Dokumentation durch die Autonomen Frauenhäuser Österreichs gab es im heurigen Jahr 2023 bereits 25 Morde an Frauen, die durch den (Ex-) Partner, einen Bekannten oder ein Familienmitglied verübt worden sind. Zugrunde liege in den meisten Fällen ein Beziehungsstreit oder eine anstehende oder bereits vollzogene Trennung aus einer Partnerschaft. Die betroffenen Männer geraten in eine emotionale Ausnahmesituation, werden mit "schwierigen" Gefühlen wie Ohnmacht, Hilflosigkeit, Wut oder Trauer konfrontiert. Im traditionellen Männerbild gelten diese Gefühle als unmännlich und werden daher abgewehrt und unterdrückt.
Meist hätten die Männer, die zu Gewalttätern oder gar Mördern werden, in ihrem Leben nicht gelernt, ihrer Befindlichkeit, ihren Gefühlen und Bedürfnissen Ausdruck zu verleihen. Es fehle eine adäquate Sprache für das, was sich in ihrem Innenleben abspielt. Deshalb ermutigt die KMB Männer, die sich in Krisen befinden, Hilfe zu suchen oder Hilfe anzunehmen.
Das 1997 in Kraft getretene Gewaltschutzgesetz habe wesentlich dazu beigetragen, Frauen vor Gewalt zu schützen. Für all jene, gegen die ein Betretungs- und Annäherungsverbot ausgesprochen wird, ist seit 2021 eine sechsstündige Beratung zur Gewaltprävention beim Verein "Neustart" verpflichtend. Nicht selten stelle sich aber heraus, dass es mit diesen verpflichtenden sechs Stunden noch nicht getan sei, so die KMB.
In Oberösterreich gebe es darüber hinaus auch noch die Möglichkeit einer Beratung für Gewalttäter(innen) bei der Männerberatung des Landes und der Partner-, Ehe-, Familien- und Lebensberatung der Diözese Linz. Zusätzlich gebe es rund um die Uhr die Möglichkeit einer telefonischen Beratung beim Männernotruf (0800/ 246 247) oder bei der TelefonSeelsorge (Notruf 142).
Wörtlich hieß es in der Aussendung: "Als Männerorganisation mit christlichem Wertekompass geht es uns neben der Bewerbung und Unterstützung von fachlich kompetenter Hilfe für Opfer und Täter von Gewalt auch um das bewusste Aufarbeiten und Reflektieren von männlichen Rollenbildern und Prägungen. Es geht uns um Weiterentwicklung der Bilder von Männlichkeit und es geht uns um das Aufspüren und Überwinden unreifer Bilder von Männlichkeit."
Ganz grundsätzlich geht es der KMB in der Begegnung mit und in der Beziehung zu Frauen um einen "gleichwertigen und gleichwürdigen" Umgang miteinander. Man setze sich für die Gleichstellung von Mann und Frau in allen Lebensbereichen ein.
Quelle: kathpress