Scheuer erinnert bei Linzer Friedenslicht-Feier an Menschenrechte
Der Linzer Bischof Manfred Scheuer hat bei der internationalen Friedenslicht-Adventfeier im Mariendom Linz an die Verabschiedung der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte vor 75 Jahren erinnert. "1948 - nach dem Wüten des Zweiten Weltkrieges - war es das Bestreben vieler Länder, diesen zahllosen erlebten menschlichen Gräueln etwas entgegenzusetzen", so der Bischof bei der ökumenischen Feier am Samstagnachmittag, der die Erklärung einen "Meilenstein" nannte. "Ich denke, dass es um diesen beschriebenen Geist der Toleranz, des Dialogs, der Zusammenarbeit und der Solidarität auch beim Friedenslicht geht", so der Bischof in seiner Predigt vor den versammelten Pfadfindergruppen aus ganz Europa sowie Nord- und Südamerika.
Bei der traditionellen Feier wurde das an der Geburtsgrotte von Bethlehem entzündete Licht an Pfadfinderdelegationen aus 30 Ländern verteilt, die das Friedenssymbol anschließend in ihre Heimat bringen, wo es zu Weihnachten verteilt wird. Bischof Manfred Scheuer leitete die ökumenische Feier gemeinsam mit der evangelischen Jugendpfarrerin Bettina Növer, dem griechisch-orthodoxen Pfarrer Sorin Emanuel Burger und Diakon Klaus Schwarzgruber von der altkatholischen Kirche.
Scheuer erinnerte an den aktuellen Nahost-Konflikt, der auch die Friedenslicht-Organisation betraf. So musste die traditionelle Delegationsreise nach Bethlehem mit dem ORF Oberösterreich und dem Friedenslichtkind heuer abgesagt werden. Dennoch fand die Entzündung am Geburtsort Christi durch ein Kind statt - durch die zwölfjährige christliche Palästinenserin Pillar Jarayseh, ehe das Licht nach Amman gebracht und von dort mit einer Linienmaschine von Austrian Airlines nach Wien mitgenommen wurde. Am Flughafen Schwechat übernahm dann das diesjährige österreichische "Friedenslichtkind" Michael Putz das Friedenssymbol. Der Zehnjährige stammt aus Steyr und wurde wegen seiner Hilfsbereitschaft und seines Engagements bei den Pfadfindern, der Jungfeuerwehr und den Ministranten ausgewählt, hieß es.
Das Licht - "diese Botschaft von Frieden" - stelle eine Verbindung zu Jesu Geburt her, so Scheuer. "Es erinnert aber auch daran, dass Jesus mit seiner Botschaft von der Nähe Gottes und wie er mit anderen Menschen umgegangen ist, eine Haltung verkörpert hat, die wir weitertragen." Es sei die Haltung Jesu, dass er in den Menschen, die ihm begegneten, den Reichen, Angesehenen und Mächtigen genauso wie den Ausgegrenzten, den von der Gesellschaft Verstoßenen etwas Besonderes sah und da keinen Unterschied machte.
So mache das Licht deutlich, dass jeder Mensch auf seine Weise einzigartig sei und Achtung und Würde verdiene. "Das kann den Alltag beeinflussen. Das kann Friede im Kleinen bewirken. Je mehr Friede im Kleinen möglich ist, desto mehr wird der Friede auch im Großen wachsen", zeigte er sich überzeugt. "Das braucht Bemühen, das braucht mehr als schöne Worte, das braucht ein ständiges Ringen mit sich selbst." Man dürfe sich die Hoffnung nach Friede auf der Welt nicht nehmen lassen. "Das Friedenslicht aus Bethlehem möge so ein Licht sein, das in kleinste Ritzen eindringen und Gedanken, Worte, Taten in Gang setzen kann. Ich danke euch dafür, dass ihr diese Hoffnung zu den Menschen bringt", schloss Bischof Scheuer.
Friedenslichter in ganz Österreich
Das Motto der heurigen Feier lautete "Frieden stiften macht glücklich." Laut Angaben der Pfadfinder werden nicht nur Delegationen aus allen Bundesländern und Nachbarländern erwartet: Auch aus Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Rumänien, Moldau, der Ukraine, Polen, Großbritannien, Belgien, Niederlande, Frankreich, Spanien und Portugal, und sogar aus den USA, Uruguay, Argentinien und Chile haben Gruppen ihre Teilnahme in Linz zugesagt, um das Friedenslicht aus den Händen von "Friedenslichtkind" Michael Putz (10) entgegenzunehmen.
Der Brauch des Friedenslichtes aus Bethlehem geht auf eine Initiative des ORF-Landesstudios Oberösterreich zurück, das dieses Licht 1986 erstmals durch ein Kind am Stern der Geburtsgrotte Jesu entzünden und nach Österreich bringen ließ. Viele europäische Länder schlossen sich an, seit Ende des Ostblocks 1989 auch im Osten Europas, und auch in Nord- und Südamerika ist der Brauch mittlerweile bekannt.
In Österreich wird das Friedenslicht von Bethlehem zu Weihnachten von Pfadfindern, jedoch auch von den Freiwilligen Feuerwehren, dem Roten Kreuz und Samariterbund sowie der ÖBB traditionell zu öffentlichen Orten wie etwa Bahnhöfen, Rotkreuzstellen und ORF-Landesstudios gebracht. Es kann dann am Heiligen Abend auch in Kirchen abgeholt werden und wird in Laternen von Einzelpersonen weitergegeben, die einander damit fröhlicher Weihnachten und auch Frieden wünschen. Somit leuchtet das Licht am 24. Dezember in vielen Haushalten, Einrichtungen und Kirchengemeinden auf Christbäumen, Kränzen, auf Kerzenständern, in Laternen sowie auf Weihnachtsdekorationen und vermittelt eine Friedensbotschaft.
Quelle: Kathpress