Krautwaschl: Politische Debattenkultur ist hohes Gut
Zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und zu einer konstruktiven politischen Debattenkultur hat der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl aufgerufen. Er habe alle steirischen Landtagsparteien gebeten, nicht von diesem Weg abzukommen, "das ist ein Gut, das wir uns bewahren müssen", so Krautwaschl im Interview mit der "Kleinen Zeitung" (Samstag). In der Steiermark stehen im Herbst Landtagswahlen an. "Auch wenn man unterschiedlicher Meinung ist, kann man dann trotzdem weiterkommen. In einer individualisierten Gesellschaft wird das immer schwieriger", so Krautwaschl. Er verspüre eine immer stärkere Gereiztheit in der Gesellschaft: "Heute wird oft nicht mehr geredet oder gestritten, sondern es kommt gleich der Rechtsanwalt. Das nehmen auch wir wahr."
Darauf angesprochen, dass es laut Umfragen nach der nächsten Landtagswahl einen freiheitlichen Landeshauptmann geben könnte, meinte Krautwaschl, dass er mit jedem und jeder, die demokratisch gewählt werden, umzugehen habe. Krautwaschl: "Umgehen heißt ja nicht, dass ich alles goutieren muss. Wenn es um Menschen geht, reden wir miteinander."
Zur Frage, ob die Bruchlinien zwischen der FPÖ und den christlichen Kirchen, etwa in der Migrationspolitik, nicht viel tiefer seien als die Unstimmigkeiten mit anderen Parteien, meinte der Bischof: "Ja, das könnte sein. Wie Herbert Kickl Innenminister war, haben wir auch reden müssen, zum Teil auch Klartext.
Zum Ukraine-Krieg befragt, hielt der Bischof fest: "Russland hat einen Angriffskrieg gestartet, trotzdem muss man miteinander reden. Wir müssen der Ukraine beistehen, die Freiheit des Westens steht am Spiel, und die Ukraine hat ein Recht auf Selbstverteidigung."
Auf den angeschlagenen Gesundheitszustand des Papstes angesprochen, sagte Krautwaschl: "Mit 87 Jahren ist es normal, wie er ist. Ich war in der Vorwoche in der Generalaudienz in Rom, mit der Lunge hat er schon lange Schwierigkeiten. Er verzichtet halt auf das Reden."
Der Bischof wies zudem auf die Verdienste des Papstes hin. Schon kurz nach seiner Wahl habe ihm ein Kardinal gesagt: "Glaubt nicht, dass er nur an Rädchen drehen wird." Krautwaschl: "Das Aufmachen des Kardinalskollegiums, die Art, wie wir miteinander umgehen. Laien, Priester, Männer, Frauen, Bischöfe, die in der Synode alle zusammensitzen, das wird bleiben."
Darauf angesprochen, dass er schon vor rund eineinhalb Jahren in Rom um einen Weihbischof angesucht habe, räumte Krautwaschl ein, dass es bisher noch keine Entscheidung Roms gebe. - "Letzte Woche hat der Papst es mir noch nicht gesagt."
Quelle: kathpress