Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände zum 70er: "Zeitlose Werte"
Die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV) hat ihre Gründung vor 70 Jahren mit einer Festmesse und einem Symposium gefeiert. Militärbischof Werner Freistetter unterstrich beim Gottesdienst am Donnerstag in Wien den immer gleichbleibenden Auftrag an die Gläubigen, Christus nachzufolgen und in Welt und Kirche zu wirken. Beim anschließenden Symposium betonte AKV-Präsident Matthias Tschirf, dass "zeitlose Werte" für Laienchristen und die AKV-Mitgliedsorganisationen der Maßstab seien, um diesen Auftrag zu erfüllen. Deutlich wurde das bei der Podiumsdiskussion, an der u.a. Waltraud Klasnic, die erste Frau auf der Position eines Landeshauptmanns und Vorsitzende der Unabhängigen Opferschutzkommission, teilnahm.
Bei der Erfüllung des christlichen Auftrages gelte es, offen und wachsam zu sein für den "Kairos", jenen "segensreichen Augenblick", den man nützen müsse, um fruchtbringend zu wirken. Als Beispiel nannte der Bischof das Zweite Vatikanische Konzil, das ihn selbst geprägt habe und das den Glauben zeitgemäß zur Sprache bringen wollte. Der von Papst Franziskus weltweit angestoßene Synodale Prozess knüpfe daran an und ziele auf eine bewusste Haltung des Hörens und Sprechens, um echte Kommunikation zu ermöglichen, die trotz oder gerade wegen der vielen Social-Media-Kanäle immer seltener gelinge.
Wer sich im Laienapostolat engagiert, solle dabei "nicht die Freude verlieren". Es gelte die Zusage: "Christus steht zu uns. Wenn wir untreu werden, bleibt er dennoch treu. Aus dieser Treue leben wir", so der Bischof unter Bezugnahme auf die Lesung bei der Messe in der Kirche Maria am Gestade.
Dialog auf christlicher Wertebasis
Tschirf ging beim Symposium im Alten Wiener Rathaus auf die anhaltende Relevanz der AKV ein, "deren auf Glauben basierende Handlungen und Werte seit sieben Jahrzehnten ein harmonisches Miteinander fördern". Dabei hob er die Bedeutung des Austauschs mit der Gesellschaft und innerhalb der Kirche hervor und rief zu einer Intensivierung dieser Dialoge auf. Dabei erneuerte Tschirf u.a. im Beisein von Weihbischof Franz Scharl und Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka den Wunsch der AKV nach regelmäßigerem Dialog zwischen der Amtskirche und den Laienorganisationen, um gemeinsam eine Kirche für die Menschen zu gestalten.
"Der Glaube und daraus resultierende Handlungen unterliegen nicht dem Wandel der Zeit, sondern basieren auf Werten, die uns als AKV seit nunmehr 70 Jahren ein Anliegen und ein Wegweiser für ein gedeihliches Miteinander sind", sagte Tschirf: "Wir stellen den Menschen als Geschöpf Gottes in den Mittelpunkt unseres Handelns. Und die Katholische Soziallehre gibt uns die Spielregeln dafür vor." Der AKV-Präsident abschließend: "Was uns auszeichnet, ist Optimismus."
Video-Grußbotschaften zur Jubiläumsfeier schickten Bundeskanzler Karl Nehammer und der Präsident des Katholischen Laienrates, Wolfgang Mazal. Ausdrücklich würdigte der Regierungschef das Engagement der AKV für Religionsfreiheit und verfolgte Christen. Mazal würdigte den "konstruktiven Beitrag in herausfordernden Zeiten", den die AKV leisten würde. Es gelte, gemeinsam den Weg in und mit der Kirche zu gehen.
Beitrag zu demokratischer Gesellschaft
Die von Sophie Lauringer, der Chefredakteurin des Wiener "Sonntag", moderierte Diskussion wurde mit einem Kurzreferat von Gerhard Hartmann eröffnet. Der Historiker und profunde Kenner des katholischen Verbandswesens zeichnete das Entstehen der katholischen Verbände mit Ende des 19. Jahrhunderts nach. Dabei kam er zu Schluss, dass das vielfältige katholische Vereinswesen einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung einer demokratischen Gesellschaft.
Eine funktionierende Demokratie braucht gläubige Menschen, die in der Öffentlichkeit für ihre Überzeugungen eintreten und sich zu ihrem Glauben bekennen. Das betonte ÖVP-Politikerin Klasnic: "Wir brauchen wieder Menschen, die mit Freude arbeiten und die einfach Ja sagen, wenn sie gebraucht werden." Aufgabe für gläubige Christen sei es, "für die Menschen da zu sein - auch in den schwierigsten Momenten des Lebens", betonte Klasnic im Blick auf ihr persönliches Engagement für Opfer von Missbrauch und Gewalt sowie auf ihr langjähriges Engagement in der Hospizbewegung.
Leben, Glaube, Gewissen
Der umfassende Schutz des Lebens sei für sie, Klasnic, immer ein großes Anliegen gewesen. So sei ihr die Ermöglichung der anonymen Geburt immer wichtig gewesen, genauso wie der flächendeckende Ausbau von Hospizen und deren finanzielle Absicherung durch die öffentliche Hand. Sie sei dankbar, dass vieles davon gelungen sei: "Jetzt können diese Einrichtungen für alle Menschen in den letzten Tagen ihres Lebens da sein und dafür sorgen, dass sie keine Schmerzen haben", so Klasnic.
Der Manager und frühere Nationalratsabgeordnete Andreas Zakostelsky (ÖVP) plädierte für einen Dialog der Laienverbände mit allen politischen Lagern und meinte: "Ein echter und tiefer Glaube bedeutet auch ein Bekenntnis zu seinem Gewissen und das eigene Verhalten danach auszurichten, selbst wenn man damit aneckt oder wenn es sogar bedeutet, dass es einem selbst nicht zum Vorteil gereicht."
Barbara Lang aus der Sportunion definierte die Aufgabe dieses katholischen Verbands mit rund 700.000 Mitgliedern in mehr als 4000 Vereinen, "Menschen zu bewegen". Man wolle dabei den Menschen helfen, nicht nur ihrem Körper etwas Gutes zu tun, sondern sich auch innerlich zu bewegen. Die Botschaft laute: "Sei mutig, trau dich und sei dir bewusst: Du bist nicht allein."
In der Diskussion stellte Pater Johannes Paul Chavanne fest, dass heute immer öfter Menschen fehlen, die aus Überzeugung für die Kirche eintreten. Genau das brauchen wir, denn das Partizipieren sei ein wesentlicher Grundpfeiler der Kirche. Für die Zukunft wünscht er sich daher mehr Menschen, die sich engagieren. Als Lebensprogramm empfahl der Prior von Stift Heiligenkreuz die Bergpredigt. Laienchristen sollten "Salz der Erde und Licht der Welt" sein. Die Aufgabe von geweihten Amtsträgern sei es, die Laien dabei zu unterstützen und zu befähigen.
Die Veranstaltung endet mit einem stillen Gedenken an frühere Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein. Die am Montag verstorbene Spitzenjuristin war die erste Frau in Österreich, die an der Spitze der Bundesregierung und zuvor des Verfassungsgerichtshofes stand. Sie war seit 2010 auch Mitglied der von Klasnic geleiteten Unabhängigen Opferschutzkommission.
Gründung am 27. April 1954
Die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände Österreichs (AKV) ist der freiwillige Zusammenschluss von 15 katholischen Laienorganisationen aus ganz Österreich, darunter der Cartellverband, die Sportunion, der Mittelschüler-Kartell-Verband und die Christliche Lehrerschaft. Sie wurde am 27. April 1954 im Niederösterreichischen Landhaus in Wien gegründet. Die AKV organisiert sich eigenverantwortlich, ist wirtschaftlich selbstständig und formell von den Strukturen der Kirche unabhängig.
Die AKV will nach eigenen Angaben die Gesellschaft aus dem Glauben heraus mitgestalten und auf die Durchsetzung katholischer Anliegen in der Gesellschaft hinwirken. Dazu will die AKV das Laienapostolat fördern und die katholischen Verbände und Vereine zur Wahrnehmung und Durchsetzung ihrer Interessen und Anliegen koordinieren. (Infos: www.akv.or.at)
Quelle: kathpress