Schönborn erteilte 138 Erwachsenen die Zulassung zur Taufe
Kardinal Christoph Schönborn hat am Donnerstagabend 138 Erwachsenen aus der Erzdiözese Wien die offizielle Zulassung zur Taufe erteilt. Bei einer Feier in einer Wiener Kirche bekundeten die Taufbewerber, die aus insgesamt 23 Nationen stammen, in Begleitung ihrer Paten, Priester und Katecheten ihre Bereitschaft zum Empfang des Sakraments. Die Taufzulassung wird in mehreren österreichischen Diözesen mit einer zentralen Feier mit dem jeweiligen Bischof begangen und gilt als ein wichtiger Schritt gegen Ende einer mindestens einjährigen Vorbereitungszeit für das Taufsakrament, das meist in der Osternacht in den jeweiligen Pfarren gespendet wird.
Der Wiener Erzbischof betonte, es sei für die Kirche eine "große Freude", die Taufbewerber zu begrüßen. In seiner Predigt nahm er darauf Bezug, dass viele der Katechumenen ihre Entscheidung für das Christentum mit einer persönlichen Begegnung mit Jesus Christus oder der Erfahrung seiner Nähe begründet hatten. Das Christsein bezeichnete Schönborn als Weg und als besondere Freundschaft mit Jesus, "der uns besser kennt als wir uns selbst kennen und uns schon lange bevor wir ihn gesehen haben, gesehen und in seine Nachfolge gerufen hat". Die Entscheidung Taufe sei die Antwort darauf.
Für viele sei die Taufe auch mit Angst vor den damit einhergehenden Veränderungen im Umfeld oder mit der Familie verbunden, sprach Schönborn die schwierige Situation insbesondere der Konvertiten unter den Katechumenen an. Jesus rufe jedoch dazu auf, mit großem Vertrauen auf seine Hilfe den ersten Schritt zu machen. Viele würden daraufhin von der Erfahrung eines großen inneren Friedens berichten, sagte der Erzbischof. "Es ist ein Zeichen von Gottes Gegenwart, dass sich dann die Stürme und Sorgen legen." Vergleichbar sei dies mit der Evangelienstelle, bei der Jesus den in Seenot geratenen Apostel im Fischerboot zu Hilfe eilt und sich das Unwetter einstellt.
Respekt, Würde und neue Familie
Beispielhafte Einblicke darin, was die Taufbewerber zu ihrem Schritt bewegt, gaben die bei der Feier anonymisiert vorgetragenen Glaubensbiografien der Anwesenden. Das Christentum werde als "mystische und liebevolle" Religion erlebt, war einem der Texte zu entnehmen, eine andere Person berichtete von "Ruhe und Trost", die sie beim persönlichen Gebet in Kirchenräumen finde. Mehrere Zeugnisse sprachen von dem Wunsch nach einem "ewigen Leben" nach dem Tod und von besonderer Wertschätzung für die Möglichkeit der Sündenvergebung.
Ein Taufbewerber aus einem anderen Kulturkreis erklärte, für ihn sei das "Verbot der Gewalt gegenüber Frauen" entscheidend gewesen. Er habe durch den Kontakt mit Christen gelernt, respektvoller mit Frauen umzugehen und sein Leben und Verhalten verändert. Eine Person gab an, sie habe durch den Glaubenswechsel "die Heimat und die Familie verloren, aber in der Kirche eine neue Familie gefunden", und wünschte explizit, "dass ihr mich in eure Gemeinschaft aufnehmt". Bei mehreren Katechumenen war hingegen die Beziehung zu einem Menschen christlichen Glaubens oder der Wunsch nach einer kirchlichen Hochzeit ausschlaggebend.
Über 200 Erwachsenentaufen allein in Wien
Die Erzdiözese Wien bringt jährlich genauere Angaben zu den an der Zulassungsfeier teilnehmenden Taufbewerbern. Es empfangen in der Hauptstadt-Diözese demnach 138 Erwachsene zu und um Ostern die Taufe, 15 Prozent mehr als im Jahr zuvor, als Kardinal Christoph Schönborn zu Beginn der Fastenzeit 121 Katechumenen die Zulassung erteilt hatte. Die Gesamtzahl der Erwachsenentaufen allein in Wien ist jedoch deutlich höher: Erneut wird es in der Erzdiözese auch heuer einen zweiten Zulassungstermin im Herbst geben, bei dem im Vorjahr 55 Taufbewerber teilnahmen. Übers gesamte Jahr rechnen die Verantwortlichen auch diesmal mit einer Gesamtzahl von über 200 Erwachsenentaufen in der Erzdiözese Wien.
Die statistische Auswertung des Wiener Haupttermins der Zulassung besagt weiters, dass drei Viertel der Täuflinge (101) in Pfarren der Bundeshauptstadt leben, der Rest verteilt sich auf Pfarrgemeinden im ebenfalls zur Erzdiözese gehörenden "Vikariat Süd" im Industrieviertel bzw. im Weinviertler "Vikariat Nord". Knapp 90 Prozent gehören der Altersgruppe 21-40 Jahre an, die anderen verteilen sich auf jüngere Menschen ab 14 oder auf ältere bis 70 Jahren. Männer sind mit 60 Prozent zwar weiterhin die größere Gruppe, der Frauenanteil ist jedoch im Jahresvergleich stark gestiegen.
Aufschlussreich ist auch die Auswertung der Herkunftsländer der Taufbewerber. Weiterhin ist hier der Iran die am meisten vertretene Nationalität, mit einem Anteil von 46 der 139 Katechumenen, die an der Wiener Zulassungsfeier teilgenommen haben. Auch Afghanistan blieb mit 33 Täuflingen an zweiter Stelle. 24 Österreicher wurden zur Taufe zugelassen - deutlich mehr als die 17 im Vorjahr. Unter den weiteren der insgesamt 23 vertretenen Ländern finden sich neben dem Irak und Syrien auch zahlreiche früher kommunistische Nationen.
Quelle: kathpress