
100 Jahre "Volksliturgie": Vatikan-Lob für Pius-Parsch-Institut
Vor 100 Jahren, am 25. Mai 1922, wurde die erste "Volksliturgie" gefeiert. Es war dies zugleich die Geburtsstunde der Liturgischen Bewegung, die damit bereits lange vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) Eckpunkte einer zeitgemäßen Liturgiereform aufzeigte. Gefeiert wurde die erste "Gemeinschaftsmesse" vom Augustinerchorherrn und Liturgie-Reformer Pius Parsch (1884-1954) in der Klosterneuburger St. Gertrud-Kirche. An dieses Ereignis und seine weit über Österreich hinausreichende Strahlkraft erinnerte das Klosterneuburger Pius-Parsch-Institut in der vergangenen Woche mit einer Festmesse in St. Gertrud und einem Festakt im Augustinersaal des Stiftes Klosterneuburg. Dem Gottesdienst stand der St. Pöltner Weihbischof Anton Leichtfrid vor.
Anerkennung für die Arbeit des Instituts zollte u.a. der Präfekt der vatikanischen Gottesdienstkongregation und designierte Kardinal, Kurienerzbischof Arthur Roche. In einem Schreiben hielt Roche fest, dass gerade die Betonung der "liturgischen Bildung" durch Pius Parsch bis heute von hoher Relevanz für die Theologie und zugleich für das Leben der Kirche sei. Ein bleibendes Vorbild stelle auch das Gemeindebild Parschs dar, welches Gemeinde strikt von der Eucharistie her versteht. Es sei dem Pius-Parsch-Institut zu verdanken, dass diese Einsichten nicht nur in Basistexte des Zweiten Vatikanischen Konzils Eingang gefunden hätten, sondern bis heute zukunftsweisend für die Entwicklung der Pastoral seien.
Auf die Vorbildwirkung Parschs und der "Volksliturgischen Bewegung" für das Konzil verwies auch Kardinal Christoph Schönborn. "Was damals in Klosterneuburg mit der 'volksliturgischen Messe' an Christi Himmelfahrt begann, setze sich in den Texten des Zweiten Vatikanums fort: die volle, bewusste und tätige Teilnahme aller, die die Liturgie feiern. So wurde der Grundstein für eine neue Erfahrung der Sakramente gelegt. Die Werke von Pius Parsch haben, wie Benedikt XVI. es so treffend formuliert hat, 'entscheidend das liturgische Bewusstsein der ganzen Kirche geformt'. Diese Pionierleistungen auf dem Gebiet der Liturgie und Bibelpastoral leben heute noch weiter", so Kardinal Schönborn.
Den Festvortrag hielt der Wiener Pastoraltheologe und Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät, Prof. Johann Pock. Lernen könne man von Parsch bis heute, dass Liturgie und Seelsorge einer "aktiven Teilnahme" bedürfen, dass Liturgie verständlich sein müsse und dass sie - recht verstanden - einen wesentlichen Teil der Seelsorge darstelle. "Was in St. Gertrud vor 100 Jahren begann, war genau dieses Ernstnehmen einer kleinen Ortskirche, in der aber die Gesamtkirche präsent ist. Es ist das Wertschätzen einer kleinen feiernden Ortsgemeinde als vollwertiger 'Ekklesia', Kirche." Als paradigmatisch könne St. Gertrud gelten, "weil hier exemplarisch vorgelebt wurde, wie das aussehen kann - Gemeinde bilden um den Altar herum. Und umgekehrt: als gebildete Gemeinde sich zur Liturgie zu versammeln."
Weitere Referenten des Abends waren der emeritierte Salzburger Liturgiewissenschaftler Prof. Rudolf Pacik sowie die Salzburger Liturgiewissenschaftlerin Andrea Ackermann, die in einer Art "Doppelkonference" zum Thema "Von der ersten 'liturgischen Messe' in Klosterneuburg zur 'Betsingmesse' in den Diözesangesangbüchern" referierten. (Infos: www.pius-parsch-institut.at)
Quelle: kathpress