Wien: IMABE-Symposium thematisiert Gewissenskonflikte am Krankenbett
Beschäftigte im Medizin- und Gesundheitsbereich erleben seit Beginn der Corona-Pandemie häufiger denn je ethisch belastende Situationen, die in vielen Fällen zu Stresserleben und immer wieder auch zu Burnout führen. Dieser Problematik sowie den möglichen Lösungsansätzen widmet sich das Jahressymposium des Bioethikinstituts IMABE, das am 11. November im Wiener Raiffeisen Forum in Hybridform stattfindet. Unter dem Titel "Krisen. Emotionen. Lösungen - Konflikte am Krankenbett" werden bei der interdisziplinären Tagung renommierte Vortragende erwartet, geht aus einer Ankündigung des Instituts hervor.
"Es ist wichtig, Freiräume zu schaffen, in denen Ärzte und Pflegende über ihre eigenen moralischen Nöte reflektieren können. Nur so lassen sich gemeinsam Strategien entwickeln, um die berufliche Integrität der Gesundheitsberufe abzusichern", erklärte IMABE-Direktorin Susanne Kummer. Immer lauter würden derzeit die Rufe von Experten nach mehr Unterstützung für das Gesundheitspersonal im Umgang mit Patienten und Bewohnern in moralisch belastenden Situationen. Denn einerseits könne moralischer Stress im Burnout münden, andererseits höhle er jedoch auch die berufliche Integrität aus.
Wie dringlich das Thema ist, zeigen laut Kummer jüngste internationale Forschungen. Viele Pflegende seien nach zwei Jahren Pandemie erschöpft oder selbst erkrankt, hätten gekündigt oder überlegten derzeit einen Berufsausstieg. Gefühle wie Zweifel, Wut, Trauer, Schmerz, Müdigkeit, Frustration, Schlafstörungen und Allein- und Unverstanden-Seins seien häufig, wenn die Betreuung von Patienten nicht den eigenen professionellen Werten und Maßstäben entsprechen könne. Bei ethischen Entscheidungen - wie etwa beim einsamen Tod isolierter Heimbewohner oder bei durch Zeit- und Personalnot nötig gewordenen Priorisierungen und Rationierungen - fühlten sich viele alleingelassen. Zudem seien Pflegende oft auch heillos mit Bürokratie-Aufgaben überfrachtet.
Bei der Tagung am 11. November wird die Medizinethikerin Katja Kühlmeyer von der Ludwig-Maximilians-Universität München das Phänomen des moralischen Stresses beleuchten. Clemens Sedmak von der University of Notre Dame, USA, geht der Frage nach, ob richtiges Handeln im Gesundheitsbereich trotz Systemzwänge und Widerstände möglich ist. Wie sich Resilienz fördern lässt, um fordernde Situationen im Klinik- und Pflegealltag zu meistern, analysiert die Psychologin Barbara Juen von der Universität Innsbruck. Der Theologe und Pflegewissenschaftler Andreas Heller von der Karl-Franzens-Universität in Graz geht der Frage nach, "wie Selbstsorge in der Fürsorge gelingen kann".
Zu den weiteren Themenfeldern der Tagung zählt die Förderung ethischer Reflexion und Kompetenz, worüber der Ethikexperte bei den Barmherzigen Brüder Österreich, Jürgen Wallner, sprechen wird. Über Emotionen als positive Ressource referiert die Wiener Psychologin Helga Kernstock-Redl, Martina Kronberger-Vollnhofer vom "MOMO Kinderhospiz" über das Begegnen mit Krankheit und Sterben. Auch der Umgang mit Suizidwünschen älterer Menschen wird beim Symposium aufgegriffen, durch einen Vortrag von Geriater und Palliativmediziner Erwin Horst Pilgram vom Albert Schweitzer Hospiz Graz.
(Weitere Infos und Anmeldung unter: https://www.imabe.org/veranstaltungen/symposien/krisen-emotionen-loesungen-konflikte-am-krankenbett)
Quelle: kathpress