Bahrain: Kardinal Schönborn nimmt an Papstbesuch teil
Kardinal Christoph Schönborn reist vom 2. bis 6. November nach Bahrain, wo er am "Bahrain Forum for Dialogue" und wesentlichen Programmpunkten des Papstbesuchs teilnehmen wird. Der Wiener Erzbischof folgt damit einer Einladung von Scheich Abdulrahman bin Mohammed bin Rashid Al Khalifa, Präsident des Obersten Rats für Islamische Angelegenheiten in Bahrain. Kardinal Schönborn ist ein in der islamischen Welt seit Jahrzehnten geschätzter und angesehener Dialogpartner. Seine Teilnahme am Dialogforum in Bahrain erfolgt in Rücksprache mit dem Vatikan, wie der Wiener Erzbischof am Freitag gegenüber Kathpress erklärte.
Schönborn wird demnach in Bahrain u.a. am ökumenischen Friedensgebet (4. November) mit dem Papst in der Kathedrale "Our Lady of Arabia" in Awali teilnehmen, ebenso an der Papstmesse im nationalen Stadion von Bahrain (5. November). Zuvor steht aber ab 3. November das zweitägige "Bahrain Forum for Dialogue" auf dem Programm. Dieses wird vom Obersten Rat für Islamische Angelegenheiten in Bahrain in Zusammenarbeit mit dem Ältestenrat der Muslime ("Muslim Council of Elders") organisiert. Dabei soll laut Veranstaltern über Themen wie das globale Zusammenleben, die Rolle von Religionsführern bei der Bewältigung aktueller Herausforderungen und den weltweiten interreligiöse Dialog für den Weltfrieden gesprochen werden. Papst Franziskus wird an der Abschlussfeier der Konferenz auf einem Platz in unmittelbarer Nähe zum Königspalast teilnehmen.
Kardinal Schönborn unterstrich im Kathpress-Interview die zwei Hauptaspekte des Papstbesuchs: Zum einen die Stärkung der Katholiken bzw. Christen vor Ort, und zum anderen die Begegnung mit den politischen und religiösen Vertretern im gemeinsamen Anliegen des Friedens, der Bewahrung der Schöpfung und der Menschenwürde. Einmal mehr betonte Schönborn die Dringlichkeit des interreligiösen Dialogs und hob "drei fundamentale Gemeinsamkeiten" aller Religionen hervor: die gemeinsame Herkunft - "wir sind eine Menschheitsfamilie"-, der Transzendenzbezug und die gemeinsame Verantwortung für Gerechtigkeit und Frieden.
"Alle Menschen sind eine große Familie. Unterschiedliche Kulturen oder Sprachen sind letztlich nur Differenzierungen innerhalb einer großen Familie", so Schönborn. Darauf habe zuletzt etwa auch Papst Franziskus in seinem Schreiben "Fratelli tutti" mit Nachdruck hingewiesen. Dies finde sich aber etwa auch schon in der Enzyklika "Mit brennender Sorge" von Papst Pius XII. aus dem Jahr 1939, in dem er sich scharf gegen jede Form von Rassismus wandte.
Allen Religionen gemeinsam sei zweitens der Transzendenzbezug. Das sei eine breite Basis, auf der ebenfalls ein Dialog möglich sei, so der Kardinal. Und drittens hob Schönborn die gemeinsame Verantwortung für Gerechtigkeit und Barmherzigkeit bzw. Frieden in der Welt hervor. "Allen Religionen gemeinsam ist der Gedanken um eine letzte Gerechtigkeit, dass wir uns alle einmal für unser Handeln verantworten müssen." Dazu komme die alle Religionen durchdringende Barmherzigkeit. Im Spannungsfeld zwischen diesen beiden Säulen stünden alle Religionen. Nachsatz: "Natürlich gibt es auch große inhaltliche Unterschiede. Aber auch darüber muss geredet werden."
An der interreligiösen Konferenz in Bahrain werden rund 200 Religionsführer, Wissenschaftler und andere Persönlichkeit teilnehmen. Die Bedeutung des Forums und die Dringlichkeit des Dialogs unterstrich auch Schönborns Nahost-Berater Manuel Baghdi, der den Kardinal nach Bahrain begleiten wird. Er erinnerte gegenüber Kathpress an das Treffen von Papst Franziskus und Al-Azhar-Großimam Ahmad al-Tayyeb 2019 in Abu Dhabi und das von den beiden unterzeichnete Dokument zur Geschwisterlichkeit aller Menschen. Diese Begegnung bzw. das Dokument seien eine wesentliche Grundlage für den weiteren interreligiösen Dialog. Papst Franziskus wird bei seinem Bahrain-Besuch laut Programm auch wieder mit dem Großimam zu einem privaten Austausch zusammentreffen, hob Baghdi hervor.
Offizielles Motto der Papst-Reise ist ein Zitat aus dem Lukasevangelium: "Und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade".
Quelle: kathpress