
"Otto Mauer-Preis 2022" für Bildende Kunst geht an Marusa Sagadin
Der "Msgr. Otto Mauer-Preis" für bildende Kunst geht heuer an die in Ljubljana geborene und in Wien lebende und arbeitende Künstlerin Marusa Sagadin. Das hat der "Otto Mauer Fonds" der Erzdiözese Wien am Donnerstag mitgeteilt. Der Preis wird vom Wiener Generalvikar Nikolaus Krasa, am Dienstag, 22. November, um 19.30 Uhr in den Festräumen des Erzbischöflichen Palais (Wollzeile 2, 1010) an die Künstlerin übergeben. Der Preis wird heuer zum 42. Mal vergeben, ist mit 11.000 Euro dotiert und mit einer Ausstellung im JesuitenFoyer verbunden.
Marusa Sagadins "künstlerische Praxis an der Schnittstelle von Architektur, Skulptur und Malerei" habe die Jury durch ihre unverkennbare Eigenart, "durch ihre Farben und durch ihre Form" überzeugt, wie es in einer Aussendung hieß. Die Farben seien kräftig, die Formen erinnerten an Werke der Popkunst aus den 1970er- oder 1980er-Jahren. All das "wirkt sehr anziehend, entgegenkommend, einladend".
Die Arbeiten Sagadins hätten zudem einen ganz eigenen Humor, der sich nicht zuletzt in der Beziehung zwischen den Skulpturen und deren Titeln wie "Schnelle Beine" (2019) oder "Das Herz in der Hose" (2018) artikuliert. Die Arbeiten begegneten einem nicht von oben herab, als "hohe Kunst", sondern "befinden sich auf einer Ebene mit denen, die ihnen begegnen".
Sagadin Werke seien deshalb ein "äußerst wichtiges Element in einer Gesellschaft, der ein innerer Zusammenhalt zunehmend abhanden zu kommen scheint". Sie würden Orte der Zusammenkunft und Begegnung schaffen. Und: "Sie tun das spielerisch und zugleich subversiv-kritisch, charmant und eigentlich unwiderstehlich", so die Jury.
Ausstellung im JesuitenFoyer
Vom 10. Dezember 2022 bis 4. Februar 2023 zeigt Marusa Sagadin ausgewählte Arbeiten im Wiener JesuitenFoyer (Bäckerstraße 18, 1010 Wien). Die Eröffnung findet am Freitag, 9. Dezember, um 18 Uhr statt. (Öffnungszeiten jeweils am Donnerstag und Freitag in der Zeit von 16 bis 18 Uhr und am Samstag in der Zeit von 11 bis 13 Uhr.) Aktuelle Ausstellungsbeteiligungen Sagadins gibt es ab November auch in Los Angeles, Köln und Ljubljana.
So ungewöhnlich und spannend Marua Sagadins künstlerische Praxis ist, so ungewöhnlich ist auch ihr Lebenslauf. Vor dem Zerfall Jugoslawiens war die 1978 Geborene in Slowenien als Skirennläuferin tätigt. In Österreich setzte sie ihre Sportkarriere fort und begann Basketball zu spielen. Der schnelle Aufstieg in der Bundesliga und ermöglichte ihr einen Platz in der österreichischen Nationalmannschaft.
Mit der Erlangung der österreichischen Staatsbürgerschaft konnte Sagadin neue Bildungs- und Arbeitswege beschreiten. Sie absolvierte das Studium der Architektur an der Technischen Universität in Graz und das Studium der Performativen Kunst und der Bildhauerei bei Monica Bonvicini an der Akademie der Bildenden Künste Wien. Nach zwei mehrmonatigen Studienaufenthalten in den USA arbeitete sie von 2012 bis 2017 als Universitätsassistentin an der Akademie der Bildenden Künste Wien. Seit 2008 stellt Marusa Sagadin ihre Werke aus.
Der kirchliche "Otto Mauer Fonds" vergibt den Preis in Weiterführung der Anliegen des 1973 verstorbenen Priesters und Kunstmäzens Monsignore Otto Mauer, der durch sein Engagement für die zeitgenössische Kunst und junge Künstler internationale Anerkennung gefunden hatte. Bisher wurden Persönlichkeiten ausgezeichnet, die die österreichische Gegenwartskunst entscheidend bereichert haben - u. a. Alfred Klinkan, Gunter Damisch, Franz West, Brigitte Kowanz und Erwin Wurm. 2021 wurde der Preis an die Wiener Künstlerin Katrin Hornek verliehen.
2022 hat der "Otto Mauer Fonds" das Höchstalter für Bewerbungen zum Otto Mauer Preis auf 45 Jahre angehoben und damit längeren Ausbildungswegen und etwaigen Karenzzeiten Rechnung getragen. Die Erhöhung des Alters habe sich auch auf die Anzahl der Bewerberinnen und Bewerber ausgewirkt, hieß es. Es hätten sich 178 Künstlerinnen und Künstler beworben.
Die Jury für den Mauer-Preis 2022 bestand aus der Direktorin des Dommuseums Wien, Johanna Schwanberg, der Generaldirektorin des Belvederes in Wien, Stella Rollig, der österreichisch-serbischen bildenden Künstlerin Maja Vukoje, der Fotografin, Video- und Installationskünstlerin Dorit Margreiter (die 2002 Mauer-Preisträgerin war) und dem Jesuitenpater und Kunsthistoriker Gustav Schörghofer.
Vielfältige Projektförderungen
Neben der jährlichen Vergabe des "Msgr. Otto Mauer Preises" fließt der weitaus größte Teil der Mittel des Otto-Mauer-Fonds in Projektförderungen in den Bereichen bildende Kunst, Film, Musik, Theater, Wissenschaft und Erwachsenenbildung. 2022 wurden u.a. die Arbeiten "Kunst und Kirche. Stachel und Trost" von Andreas Kaltseis und "Like A Virgin. Mode und Religion" von Silke Geppert unterstützt, Evelyn Voglmayrs abstrakter Kreuzweg aus 14 Siebdrucken zur Passion Christi, Konzerte in österreichischen Gefängnissen und die interdisziplinäre Sommerakademie "Europa" des Österreichischen Studienförderungswerks Pro Scientia. (Info: www.otto-mauer-fonds.at)
Quelle: kathpress