Freistetter: Militärseelsorge fragt nach Grund von Konflikt und Gewalt
Laut Österreichs Militärbischof Werner Freistetter gehört es zu den wichtigen Aufgaben der Militärseelsorge, sich nicht nur um das geistlich-seelische Wohl der Soldatinnen und Soldaten zu kümmern, sondern auch, immer wieder nach der ethischen Legitimation von Einsätzen sowie nach den Ursachen von Konflikten und Gewalt zu fragen. Das gilt vor allem in den zahlreichen Auslandseinsätzen zu Friedenssicherung, in denen das Österreichische Bundesheer beteiligt war oder nach wie vor ist, betonte der Bischof in einem Vortrag zum Thema "Friedenssicherung durch das Österreichische Bundesheer" am Mittwochabend im "Hayek-Institut" in Wien.
"Auslandseinsätze des Österreichischen Bundesheeres sind ein wesentlicher Beitrag für die Erhaltung und den Aufbau des Friedens in Konfliktsituationen", sagte der Bischof. Österreich, seit Jahrzehnten in diesem Bereich engagiert, genieße dafür "hohe internationale Anerkennung". Aktuell sind größere österreichische Kontingente an Einsätzen Bosnien, Kosovo und im Libanon beteiligt. Kleine Soldatengruppen wirken zudem in der Friedenssicherung und der humanitären Hilfe oder Katastrophenhilfe in Westafrika, Osteuropa und dem Mittelmeer und Zypern.
Er selbst habe seine Auslandseinsätze als Seelsorger immer als "eine große menschliche und religiöse Bereicherung erfahren", berichtete der Bischof. "Für die Militärseelsorge ist es eine besondere Gelegenheit, Soldatinnen und Soldaten zu begegnen, die in vielen Fällen der Kirche fernstehen." In den Auslandseinsätzen würden religiöse und ethische Fragen oftmals in besonderer Weise ins Bewusstsein gerufen.
Gegen "reine Logik der Waffen"
Zu sprechen kam Freistetter auch auf Positionen der Kirche in Bezug auf den Krieg und die Legitimation von Gewalt. Dafür zitierte der Bischof aus der Weltfriedensbotschaft von Papst Johannes Paul II. aus dem Jahr 2000: "Wer die Menschenrechte verletzt, beschädigt das Bewusstsein des Menschseins selbst. Er verletzt die Menschheit als solche", heißt es in dieser. Die Verpflichtung zum Schutz dieser Rechte übersteige daher die geografischen und politischen Grenzen, innerhalb der sie verletzt worden sind. "Die Verbrechen gegen die Menschlichkeit können nicht als interne Angelegenheiten einer Nation betrachtet werden."
Wenn zudem die Zivilbevölkerung Gefahr laufe, "unter den Schlägen eines ungerechten Angreifers zu erliegen" und gewaltlose Anstrengungen nicht fruchteten, sei es zudem "offensichtlich legitim und sogar geboten, sich mit konkreten Initiativen für die Entwaffnung des Aggressors einzusetzen". Die Initiativen müssten aber "begrenzt und in ihren Zielen klar bestimmt sein" und zudem unter Achtung des internationalen Rechtes durchgeführt und von einer auf übernationaler Ebene anerkannten Autorität garantiert werden. "Keinesfalls dürfen sie der reinen Logik der Waffen überlassen bleiben", heißt es in der Botschaft.
Quelle: kathpress