
Schönborn: Interreligiöser Friede braucht Dialog
In der kulturell und religiös immer bunteren Gesellschaft haben Religionen eine hohe Verantwortung, jede für sich und auch gemeinsam zum gelingenden Zusammenleben beizutragen: Das hat Kardinal Christoph Schönborn in einem Beitrag zur Festschrift zum Jubiläum "40 Jahre Anerkennung der Buddhistischen Religionsgesellschaft" festgestellt, dessen Auftakt vergangenes Wochenende an der Universität Wien gefeiert wurde. Besondere Bedeutung komme dabei dem Interreligiösen Dialog zu. Dieser diene "letztlich dem friedlichen Zusammenleben verschiedener Religionsgemeinschaften", und zwar auf internationaler, nationaler wie auch lokaler Ebene, erklärte Schönborn.
"Konstruktive Begegnung und Dialog" sei die spezifisch katholische Antwort auf die Frage nach gelingendem Zusammenleben der Religionen, schrieb der Wiener Erzbischof. Dabei sei das Bekenntnis zum interreligiösen Dialog, gegenseitigen Zuhören und Respekt sowie zum "bescheidenen" Bezeugen des eigenen Glaubens noch jung: Erst mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) sei offiziell der Paradigmenwechsel von einem vorher oft bloß pragmatischen Miteinander der Religionen und mitunter feindlichen Gegeneinander hin zur Grundhaltung des Dialogs vollzogen worden. Wertschätzung sei dabei auch gegenüber Hinduismus und Buddhismus zum Ausdruck gekommen, ebenso wie zu anderen Weltreligionen, in denen die Kirche damals "eine gewisse Rolle im Heilshandeln Gottes, doch nicht unabhängig von Christus" erkannt habe.
Man dürfe interreligiösen Dialog nicht nur als Treffen und Erklärungen von religiösen Führern verstehen, schrieb der Kardinal. Vielmehr lebe dieser Dialog "durch die Beziehung und Begegnung von Menschen unterschiedlicher religiöser Beheimatung" und sei in ganz unterschiedlichen Dimensionen menschlichen Lebens verortet: Einerseits im alltäglichen Zusammenleben in Schule, Arbeitsplatz, Sport und Nachbarschaft, andererseits auch im gemeinschaftlichen Einsatz von Gläubigen verschiedener Religionen für das Wohl der Menschen. Der Expertenaustausch über Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Widersprüche sei eine weitere Ebene, sowie schließlich auch das Miteinander-Teilen von religiöser und spiritueller Erfahrung über Religionsgrenzen hinweg.
Einsatz für das Gemeinwohl
In Österreich stehe der Dialog der offiziell anerkannten Religionen klar im Zeichen des Gemeinwohls und der Gestaltung einer Gesellschaft in Frieden und Gerechtigkeit, schrieb Schönborn weiter. Besonders erwähnte der Kardinal dabei Initiativen wie "Religions for future" für den Klimaschutz, weiters auch die zum Dialog und Austausch über das Verhältnis zum Staat gegründete "Plattform der Kirchen und Religionsgesellschaften", sowie das bauliche Dialogprojekt "Campus der Religionen", der derzeit in der Wiener Seestadt Aspern entsteht.
Allen Buddhistinnen und Buddhisten gratulierte Schönborn zum 40-jährigen Jubiläum der staatlichen Anerkennung der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft (ÖBR). Der Kardinal ermutigte, sie mögen sich als Einzelne wie auch als Religionsgemeinschaft weiter "in den Dialog und Gesellschaft" einbringen und die "gemeinsame Verantwortung aller für diese Welt" immer präsent haben. Er wünsche, so Schönborn, "dass Friede, Verständnis und Toleranz auch in Zukunft Eckpfeiler unserer Gesellschaft sein mögen".
Präsentiert wurde die Festschrift zur 40-jährigen Anerkennung vergangenen Samstag im Festsaal der Universität Wien, wo sich die Spitzen von Österreichs anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften - Schönborn wurde dabei von Weihbischof Franz Scharl vertreten - zur Feier des Jubiläums versammelten. Nach den Worten des ÖBR-Präsidenten Gerhard Weißgrab habe die 1983 gewährte staatliche Anerkennung "Tore geöffnet". Zugleich bedeute dies aber auch eine "große Verantwortung und Verpflichtung, für die Gesellschaft positiv zu wirken", sagte Weißgrab in der Ö1-Sendung "Religion aktuell" (Montag). Genau das wollten die Buddhisten auch Österreich als "Geschenk" zurückgeben.
Quelle: kathpress