Krautwaschl zu Kanal "pov.jesus": Auch Jesus würde TikTok nutzen
Junge Menschen mit religiösen Inhalten niederschwellig zu erreichen, war einer der Beweggründe für die Diözese Graz-Seckau, den neuen Kanal "pov.jesus" auf dem Videoportal TikTok zu starten. Dies erfolgte feierlich und medienöffentlich am Mittwochabend mit Vertretern aus Kirche, Politik und Medien im Grazer Styria Media Center, wie die Diözese am Donnerstag berichtete. "Wenn Jesus in diesen Zeiten unterwegs wäre, würde er diese Plattform auch nutzen", äußerte sich Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl zum Launch. Menschen zueinander zu bringen sei eine der wichtigsten Aufgaben der katholischen Kirche, "dies ist natürlich gerade auf Social Media möglich", so der dort selbst sehr aktive Bischof.
Ideengeberin Anja Asel, Pastoralreferentin und Religionsprofessorin, sieht mit der neuen Internetpräsenz auch den Anspruch des Zukunftsbildes der steirischen katholischen Kirche erfüllt, vom Leben der Menschen auszugehen. In den kurzen TikTok-Clips könne kompakt Wissen über Christentum und Kirche vermittelt werden. Der neue Kanal - "pov" bedeutet in den sozialen Medien so viel wie "aus der Perspektive von" - diene auch als Unterrichtsmaterial für Lehrkräfte und Schüler, wies Asel hin. Die Videos würden informieren, animieren und Spiritualität vermitteln - "und das alles direkt am Handy", so die Pädagogin.
"Bei allen Vorteilen, die diese Kanäle mit sich bringen, muss man natürlich auch an die negativen Seiten denken", sagte der bei der Präsentation anwesende steirische Bildungslandesrat Werner Amon. Er gehe aber davon aus, "dass die Kirche auf diesem Kanal ein Ort der Wahrheit und ein Ort des Korrektivs sein kann".
Maria bei "Teenager werden Mütter"
In Zusammenarbeit mit der Agentur "Social Media Content Creators" (KFM Marketing) wurde bereits eine Vielzahl Clips vorbereitet, wies die Diözese hin. Sie sollen ab sofort in regelmäßigen Abständen auf TikTok online gehen. Die "Kleine Zeitung" gab am Donnerstag einen kurzen Überblick über das Gezeigte: Zu sehen seien fröhlich tanzende und singende Nonnen in einer Kapelle, der jugendliche Hauptdarsteller Tobias Kogler mit Erklärungen zum christlichen Glauben wie "Was ist ein Kreuzzeichen? Warum soll ich mich firmen lassen?" sowie Videos mit Gags wie "Die heilige Maria wäre heute bei 'Teenager werden Mütter' dabei".
Dutzende solcher Kurzvideos seien bereits produziert worden, Hunderte sollen über die Jahre folgen. Eines wurde am Mittwochabend im Styria Media Center mit allen Anwesenden gedreht, das ebenfalls auf TikTok unter "pov.jesus" zu sehen sein werde.
Die Diözesanverantwortliche für den Bereich Kinder und Jugend, Stephanie Schebesch, nannte in der "Kleinen Zeitung" Instagram, WhatsApp und TikTok als von jungen Leuten bevorzugte Kommunikationsmedien. Die Kirche wolle mit der neuen Online-Initiative niederschwellige Zugänge für Junge schaffen, die noch keinen Berührungspunkt zu ihr haben. Zugleich räumte die Expertin ein: "Es darf niemals nur den virtuellen Kontakt geben, es braucht immer auch die Gemeinschaft." Aber das Angebot in den sozialen Netzen sei "ein sanfter Berührungspunkt für jene, die noch eher fernstehen, damit sie mit unseren Inhalten in Berührung kommen".
Westliche Distanz zu TikTok wächst
Das vom chinesischen Unternehmen ByteDance betriebene Videoportal geriet zuletzt in den schwelenden Handelskrieg zwischen China und den USA. Das US-Repräsentantenhaus verbot Ende 2022 TikTok auf Diensthandys von Abgeordneten und deren Mitarbeitern, auch in der EU scheint sich die zunächst zurückhaltende Position gegenüber TikTok in Richtung Restriktionen zu drehen. Das Unternehmen weist "Spy-Ware"-Vorwürfe zurück, behält sich aber vor, politische Inhalte wie die Proteste in Hongkong 2019 zu entfernen, wenn dies im Interesse der chinesischen Regierung ist.
Es gibt außerdem länderspezifische Regeln, die Listen mit Persönlichkeiten und Themen führen, die nicht kritisiert werden dürfen. In der Türkei ist etwa die Nennung "nicht-islamischer Götter" wie Jesus, Maria oder Engel verboten.
Quelle: kathpress