
Franziskaner in Aleppo: Unvorstellbare Herausforderungen
"Wir stehen vor unvorstellbaren Herausforderungen; nicht nur, um die materielle Not zu lindern, sondern auch, um die Seelen der Menschen zu heilen." Mit diesen Worten hat der Obere des Franziskanerklosters in Aleppo, P. Bahjat Karakach, die Situation im Erdbebengebiet in Nordsyrien beschrieben. In einem Beitrag in der aktuellen Ausgabe des Magazins "Information Christlicher Orient" berichtete er einmal mehr, dass bis zu 200.000 Menschen in der Stadt bei dem Beben Anfang Februar ihr Zuhause verloren haben. "Wir Franziskaner konnten bisher allen, die bei uns Schutz suchten, helfen, und wir wollen in dieser Hilfe nicht nachlassen", so P. Bahjat.
In einem Schreiben an das Linzer Hilfswerk "Initiative Christlicher Orient" (ICO), das der Nachrichtenagentur Kathpress vorliegt, berichtet der Franziskanerobere, dass Aleppo langsam wieder zur "Normalität" zurückkehre. Doch für unzählige Menschen sei nach wie vor nichts normal. Unzählige Häuser seien nach wie vor unbewohnbar, auch viele Schulen und sogar Universitätsgebäude schwer beschädigt.
Die Franziskaner haben vier Spezialisten aus Italien nach Aleppo geholt. Die Ingenieure begutachten die beschädigten Wohnungen und helfen mit ihrem Know-how bei den notwendigen Reparaturarbeiten. Einen Schwerpunkt setzen die Franziskaner dabei auch auf Ost-Aleppo. Hier sind fast ausschließlich Muslime betroffen, denen die Franziskaner ebenfalls materiell und psychologisch beistehen wollen. Der Orden hat in Ost-Aleppo vier kleine Sozialzentren im Laufen, wie P. Bahjat berichtete.
Die Franziskaner versuchen zudem, ihr normales soziales und pastorales Programm wieder hochzufahren. Dazu zählen etwa Hilfsprojekte für Alte und Alleinstehende, Bildungs- und Freizeitprojekte für Kinder oder auch Nachmittagsbetreuung für Schulkinder. Und natürlich laufe auch der Betrieb der Suppenküche weiter, so P. Bahjat. Seit Sommer 2021 betreibt die ICO gemeinsam mit den örtlichen Franziskanern diese Suppenküche für die Ärmsten der Stadt. Bis zu 1.200 Mahlzeiten wurden bereits täglich vor dem Beben ausgegeben, seit dem Beben sind es bis zu 5.000 pro Tag.
Die ICO hat nach ersten Hilfszahlungen für die Nothilfe dieser Tage weitere 150.000 Euro für die Instandsetzungsarbeiten der Wohnungen zur Verfügung gestellt, wie die neue ICO-Geschäftsführerin Michlin Alkhalil gegenüber Kathpress berichtete. Neben Aleppo soll ein Teil der Mittel auch in der Stadt Latakia eingesetzt werden. Insgesamt können damit rund 90 Wohnungen wieder "bewohnbar" gemacht werden. Weitere Spenden würden aber dringend benötigt.
(Info: www.christlicher-orient.at bzw. www.facebook.com/initiativechristlicherorient)
Quelle: kathpress