
Zsifkovics: Burgenlandkroaten stehen für Versöhnung in Europa
Die Bedeutung der Burgenlandkroaten für Österreich und ganz Europa hat der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics betont. In seiner Predigt bei der Wallfahrt der Burgenlandkroaten nach Mariazell sagte der Bischof wörtlich: "Ich bitte die Mariazeller Muttergottes um ihre Fürsprache, damit unser Volk weiterhin diesen pannonischen Raum bereichern kann und eine feste Brücke und ein Vermittler ist für Frieden und Versöhnung im Herzen Europas."
Mehr als 5.000 Wallfahrerinnen und Wallfahrer aus dem Burgenland, Ungarn, der Slowakei, aber auch aus Kroatien und Bosnien waren am Wochenende nach Mariazell gekommen - zur 100-Jahr-Jubiläumswallfahrt. Mit dabei waren mehrere Bischöfe und auch Vertreterinnen und Vertreter der Politik.
Für eine Wallfahrt brauche es festes Schuhwerk, einen Rucksack und einen Pilgerstab, so Bischof Zsifkovics in seiner Predigt. "Gutes und festes Schuhwerk ist auch ein Symbol für unseren Lebens- und Glaubensweg, der nicht immer gerade und einfach, sondern oft holprig, schmerzhaft und schwierig ist", so der Bischof. Gute und solide Schuhe könnten auch Familie, Glaube und christliche Werte sein: "Auf diesem Fundament bauen unsere Gesellschaft, unsere Kirche und unser gemeinsames Leben."
In einen Rucksack packe man nur das Nötigste und Wichtigste, "damit wir keine unnötigen Lasten mit uns tragen", so Zsifkovics: "Wie viele unnötige Lasten tragen wir in mit uns herum? Unsere moderne Lebensweise zwingt und belastet uns oft, sodass wir das Wesentliche und Wichtige des Lebens nicht sehen und aus den Augen verlieren." Der Rucksack erinnere an einen bescheidenen Lebensstil, der die Nächsten, die Armen und die Ausgegrenzten in den Blick nimmt.
Der Stab sei für die Pilger eine wichtige Stütze auf dem Weg, wenn sie erschöpft sind. "Für uns Gläubige sind der Glaube, das Wort Gottes, die Eucharistie, das Gebet, die Sakramente der Pilgerstab, also Stütze in unserem Leben", formulierte der Bischof.
In früheren Zeiten hätten die Pilger den Stock auch zur Verteidigung benützt. Die Gefahren der gegenwärtigen Zeit seien freilich nicht geringer als die der Vergangenheit, sie seien nur anders: "Säkularismus, Fundamentalismus, Populismus, Konsumsucht, religiöse Oberflächlichkeit, für uns Kroaten auch: Billige Anpassung, Verlust der Sprache und der Gemeinschaft". Die Gemeinschaft der Burgenlandkroaten brauche "Menschen, die ihr Volk lieben, den Glauben leben und ihre Sprache und Kultur pflegen", so Bischof Zsifkovics.
Unter den Teilnehmern der Wallfahrt waren die Bischöfe Boze Rados aus Varazdin (Kroatien), Weihbischof Jozef Halko aus der Erzdiözese Bratislava (Slowakei), Bischof Andras Veres aus Györ (Ungarn), Bischof Janos Szekely aus Szombathely (Ungarn) sowie der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl, der die traditionelle Lichterprozession am Samstagabend leiten.
Der von Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics ins Leben gerufene länderübergreifende Chor "Pax et Bonum" gestaltete die Gottesdienste musikalisch. Im Rahmen der Feierlichkeiten wurde eine neue Hymne an die Muttergottes von Mariazell vorgestellt, die der Leiter des Chores "Pax et Bonum", Ivo Separovic, für diesen Anlass komponiert hatte. Bischof Zsifkovics sang sie solo vor dem Gnadenaltar in der Mariazeller Basilika.
Im Rahmen der Feierlichkeiten übergab Diözesanbischof Zsifkovics eine Spende sowie ein Votivbild an die Benediktiner von Mariazell: "Das Bild möge ein bleibendes Andenken an unsere jahrhundertealte Verbundenheit mit Mariazell sein, die bereits in das 15. Jahrhundert zurückweist und mit all den Generationen der Kroaten im Burgenland, in Ungarn und in der Slowakei tief verbunden ist", betonte Zsifkovics. Das Votivbild zeigt im Zentrum die Gnadenmutter von Mariazell, ohne Festkleidung, Maria, mit dem Jesuskind auf ihrem Schoß sitzend.
Nach der Festmesse am Sonntag bildete auch heuer wieder die Übergabe der Wandermuttergottes den feierlichen Abschluss der Wallfahrt. Die Pfarre Kaisersdorf reichte die Statue der Muttergottes an die Pfarre Dürnbach weiter - ein Brauch, der seit 1973 existiert. Die Idee hatte der erste Eisenstädter Diözesanbischof Stefan László, der darin ein Symbol des friedlichen Miteinanders und des Brückenbaus zur Zeit des Eisernen Vorhangs und des Kalten Krieges erkannte.
Quelle: Kathpress