Katholische EZA-Organisationen gaben 2022 140 Mio. Euro
Katholische Organisationen in Österreich haben 2022 Mittel in der Höhe von 140 Millionen Euro für die internationale Zusammenarbeit (EZA) und entwicklungspolitische Inlandsarbeit bereitgestellt. Das geht aus dem aktuellen Jahresbericht der Fachstelle für Entwicklungszusammenarbeit der Österreichischen Bischofskonferenz (KOO) hervor. Im Vorjahr waren es noch 110 Millionen Euro. Dieser "enorme Anstieg" sei "zugleich ein Parameter für die steigende Notwendigkeit. Denn seit letztem Jahr herrscht wieder ein Krieg in Europa", betonte Bischof Werner Freistetter in seinem Vorwort zum Bericht. Freistetter ist in der Bischofskonferenz als Referatsbischof für die KOO zuständig.
Die Zahlen, die man vorlege, zeugten "von der großen Solidarität und Hilfsbereitschaft in Österreich mit Menschen in Not", so Bischof Freistetter. Die Mittel seien aber auch dringend notwendig, zeigte er sich überzeugt, denn der Krieg in der Ukraine habe nicht nur Auswirkungen auf die beiden Kriegsparteien, sondern "auf nahezu alle Länder weltweit". Auch angesichts "der zunehmenden Katastrophen, Phasen der Instabilität oder gar Brüchigkeit staatlicher Strukturen, ist es umso wichtiger, dass Gesellschaften Wege der friedvollen Konfliktlösung etablieren, bewahren oder festigen", betonte Freistetter.
Die KOO setze sich weltweit für eine dialogische Grundhaltung ein, die die Person und Perspektive der/des Anderen anerkenne und die einseitige Durchsetzung der eigenen Position als Mittel der Konfliktlösung ablehne. Das bedeute "viel mehr" als nur die finanzielle Unterstützung, "es bedeutet Hinwendung, Sorge, Liebe", so der Bischof, mit Verweis auf das päpstliche Schreiben "Fratelli Tutti". Hinter den "riesigen Summen" stehe viel mehr als Geld: "Zusammenhalt und Kooperation, Hoffnung und eine gemeinsame Vision vom Guten Leben für Alle, Engagement und Zivilcourage", zeigte sich Freistetter überzeugt.
Die KOO fungiert als kirchliche Fachstelle für den Bereich der internationalen Entwicklung und Mission und bildet das Dach für 35 katholische Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit - etwa Caritas Österreich, Dreikönigsaktion, Missio, "Aktion Familienfasttag" der Katholischen Frauenbewegung, "Sei so frei" der Katholischen Männerbewegung, "Welthaus" und "Horizont.3000" -, sowie diözesane Einrichtungen und die in der Projektarbeit engagierten Ordensgemeinschaften.
Starker Zuwachs bei Humanitärer Hilfe
Von den exakt 140.405.087,31 Millionen Euro flossen laut Bericht knapp 116 Millionen Euro direkt in 3.406 Projekte in Entwicklungs- und Nichtentwicklungsländern. 10,1 Millionen Euro wurden für Projektvorbereitung, -begleitung und -durchführung ausgegeben. Für Verwaltungsaufwand kamen 5,9 Millionen Euro zusammen und für die Spenderwerbung und -betreuung veranschlagten die Organisationen knapp 8,5 Millionen Euro.
Der größte Teil der Projektmittel wurde mit 54,13 Prozent demnach für Entwicklungszusammenarbeit ausgegeben. An zweiter Stelle stand mit 33,03 Prozent die Humanitäre Hilfe. Hier wurde, bedingt durch den Krieg in der Ukraine, der größte Zuwachs verzeichnet, 2021 waren es noch knapp 17 Prozent, die für Humanitäre Hilfe gegeben wurden. Es folgen u.a. Ausgaben für Bildungsarbeit, mildtätige Unterstützung sowie Partnerunterstützung. Insgesamt unterstützten die Organisationen im Vorjahr Projekte in 101 Ländern. Dazu gehört auch Österreich, weil die heimische entwicklungspolitische Inlandsarbeit, wie Bildungsarbeit und Anwaltschaft, ebenfalls angerechnet wird.
Die meisten Mittel flossen 2022 demnach mit großem Abstand an Organisationen in der Ukraine (über 18,3 Mio. Euro), was auf den russischen Angriff auf das Land zurückzuführen ist. Auf dem zweiten Platz folgt Syrien (6,9 Mio. Euro), gefolgt von Uganda (6,4 Mio. Euro) und Indien (6 Mio. Euro). Auf dem fünften Platz kommt Österreich, wo katholische Organisationen 5,7 Mio. Euro für entwicklungspolitische Inlandsarbeit gaben.
Auf Sektoren gemünzt, nimmt der Bereich "Soziale Infrastruktur und Dienstleistungen" den größten Posten ein (26,67 Prozent), danach kommt der Bildungsbereich mit knapp 19 Prozent. Der Bereich "Zivilgesellschaft, Menschenrechte, Demokratie" folgt mit 17,7 Prozent auf Platz drei. (Der gesamte Jahresbericht zum Download auf: https://www.koo.at/aktuelles/145605/jahresbericht-2022)
Quelle: kathpress