Caritas: Kinderarmut im Parlament, nicht im Heurigen bekämpfen
Angesichts der am Donnerstag präsentierten OECD-Studie, wonach Kinderarmut in Österreich den Staat jährlich 17,2 Milliarden Euro kostet, fordert die Caritas mehr Maßnahmen für armutsbetroffene Kinder. "Es braucht mehr Investition in frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung sowie angemessenen Wohnraum", schrieb Caritas-Österreich-Generalsekretärin Anna Parr auf X (vormals Twitter) und sprach von einem "klaren Auftrag" an die Bundesregierung. Für den Wiener Caritasdirektor Klaus Schwertner mache die Studie klar, "dass die Bekämpfung von Kinderarmut ins Parlament und nicht zum Heurigen gehört", so Schwertner auf X in Anspielung auf das kürzliche Treffen von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) mit Vertreterinnen und Vertretern der Hilfsorganisationen in einem Wiener Gastro-Betrieb.
Die OECD-Studie zeigt, dass wer als Kind und Jugendlicher in Armut aufwächst, die schlechteren Startbedingungen noch im Erwachsenenalter spürt. Das äußere sich durch verminderte Bildungschancen, geringere Möglichkeiten am Arbeitsmarkt und damit verbunden einem niedrigeren Einkommen. Der Anteil jener Kinder, die von Einkommensarmut betroffen sind, liege mit 13 Prozent über dem OECD-Durchschnitt, kritisierte Generalsekretärin Parr. Investitionen in Kinder zahlten sich aus, vor allem "armutsfeste" Familienleistungen, bedarfsorientierte Kinderrichtsätze bei der Sozialhilfe sowie den Ausbau der Kinderbetreuung.
"Kinderarmut ist ein Stück Realität in Österreich", so Caritasdirektor Schwertner. Die Studie zeige aber, wer Kinderarmut bekämpfe, helfe doppelt - nicht nur heute, sondern auch in Zukunft, indem bessere Bildungschancen und Möglichkeiten am Arbeitsmarkt ermöglicht werden. Die Zerschlagung des Systems der bedarfsorientierten Mindestsicherung durch die ÖVP-FPÖ-Regierung habe eine massive Verschlechterung für viele Familien herbeigeführt. "Hier braucht es dringlich eine Reform, um die Sozialhilfe wieder zum letzten Auffangnetz für alle Menschen in Österreich zu machen."
Eine Integral-Studie habe gezeigt, dass 36.000 Kinder in Österreich erheblich sozial benachteiligt sind. Diese Kinder lebten in Familien, die etwa die Wohnung nicht ausreichend heizen können und wo eine tägliche warme und gesunde Mahlzeit nicht selbstverständlich sei. Es müssten dringen spezifische Hebel gegen Kinderarmut umgelegt werden, dazu gehöre etwa, die Familienleistungen wieder zu stärken. Durch die Kinderkostenanalyse könne man sehen, dass die derzeitigen Leistungen die tatsächlichen Kosten eines Kindes nicht abdecken.
Quelle: kathpress