Wien: Theologische Fakultät geht gegen Diskriminierung vor
Mit einem neuen "Code of Conduct", der für alle Lehrenden sowie Studierenden verbindlich ist, möchte die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien gegen jede Form von Diskriminierung, sexuelle Belästigung und Herabwürdigung vorgehen. Unter dem Titel "schau hin! Gemeinsam gegen sexuelle Belästigung, Diskriminierung und Mobbing an der KTF" informiert die Fakultät aktuell über diesen Verhaltenskodex, der dazu beitragen soll, eine "respektvolle, diskriminierungsfreie Studier- und Arbeitsatmosphäre" zu verwirklichen, wie es auf der Website der Fakultät heißt.
Wörtlich heißt es darin: "Diskriminierungen und Herabwürdigungen aufgrund von Geschlecht, Geschlechtsidentität, sexueller Orientierung, Beeinträchtigung und/oder Behinderung, physischem Erscheinungsbild, Alter, kultureller Herkunft, Hautfarbe, Religionszugehörigkeit oder Weltanschauung werden an unserer Fakultät nicht toleriert."
Beispiele für ein solches Verhalten seien rassistische, sexistische, ableistische oder homophobe Äußerungen, ein unangemessener Kommunikationsstil on- und offline, ein wiederholtes Schikanieren oder gezielte Kontaktverweigerung, anzügliche Bemerkungen und Witze, taxierende Blicke, abwertende Anekdoten, sexistische Äußerungen über Aussehen, Verhalten und Privatleben anderer Personen, grenzüberschreitendes Verhalten sowie wiederholte Unterbrechungen oder bewusste Störungen des Lehrveranstaltungsablaufs.
Bei Verstößen drohten Mitarbeitenden arbeits- bzw. disziplinarrechtliche Strafen - Studierenden ein Hausverbot oder gar der Ausschluss vom Studium. Der Verhaltenskodex ergänze einen ähnlichen "Code of Conduct" der Universität Wien, heißt es abschließend. (Infos: https://ktf.univie.ac.at/ueber-uns/gemeinsam-gegen-diskriminierung)
Dekanin: "Noch viel zu tun"
Initiiert wurde die Kampagne "schau hin!" von der Dekanin der Katholisch-Theologischen Fakultät, Andrea Lehner-Hartmann. In der Vergangenheit habe es auch an der Fakultät Berichte über Gewaltvorkommnisse und Diskriminierung gegeben - dem wollte man ein deutliches Zeichen entgegenstellen und zugleich deutlich machen, "dass es hier Menschen gibt, die ein waches Auge haben", sagte Lehner-Hartmann im Interview mit dem Wissenschaftsmagazin der Universität Wien, "Rudolphina". "Wir möchten damit auch Betroffene ermutigen, über ihre Erfahrungen zu sprechen und Stellen an der Fakultät bzw. an der Uni Wien bekanntmachen, die sich um ihre Anliegen kümmern."
Insgesamt sei im Bereich der Prävention von Gewalt gegen Frauen und Mädchen noch "viel zu tun", sagte Lehner-Hartmann im Blick auf die am 25. November startenden "16 Days of Activism against Gender-Based Violence", die bis zum "Tag der Menschenrechte" am 10. Dezember laufen. Wichtige Maßnahmen seien der Religionspädagogin zufolge etwa ein Blick auf die gesellschaftlichen Männerbilder. Hier würden Studien zeigen, dass über die Hälfte der Männer noch immer dem Bild eines "durchsetzungsfähigen, starken Mannes" anhänge. Gerade Österreich als ein Land, "das von einem sehr konservativen Ehe- und Familienbild geprägt ist", müsse dies aufrütteln. Angefragt sei hier auch die Theologie, schließlich werde durch das Thema Gewalt in Familien die "heilige Institution Familie (...) massiv in Frage gestellt".
Die Theologie sei hier gefordert, zentrale Paradigmen wie jenes der Versöhnung genauer zu fassen und nicht leichtfertig von Versöhnung zwischen Opfern und Tätern zu sprechen oder Befreiung in Aussicht zu stellen, sagte Lehner-Hartmann, die selbst mit Studierenden Studien zu Gewalt und Diskriminierung in Schulklassen durchgeführt hat.
Quelle: kathpress