Bugnyar: Weihnachten im Heiligen Land ist diesmal anders
Die Christinnen und Christen im Heiligen Land feiern Weihnachten diesmal anders als sonst - auch im Österreichischen Pilger-Hospiz in Jerusalem wird das Geburtsfest Christi anders ausfallen als gewohnt, berichtete Rektor Markus Bugnyar der Kooperationsredaktion der heimischen Kirchenzeitungen. In den 20 Jahren seiner bisherigen Tätigkeit hätten Pilgergruppen und Einzelreisende in der Weihnachtszeit stets das 160 Jahre alte Gästehaus in der Jerusalemer Altstadt gefüllt, in dem mehr als 100 Betten zur Verfügung stehen. Das ist aufgrund des anhaltenden Kriegs im Nahen Osten heuer unmöglich. Bugnyar wird Weihnachten mit der Hausgemeinschaft im Hospiz, der u.a. acht Österreicher im einjährigen Freiwilligendienst angehören, und mit Einzelreisenden feiern.
Die Mette wird am 24. Dezember um 21 Uhr gefeiert; danach werden sich Gläubige zu Fuß auf den 10 Kilometer langen Weg nach Bethlehem machen. Das dafür notwendige Passieren des Checkpoints zwischen Jerusalem und dem Westjordanland werde dieses Jahr schwieriger als sonst, prognostizierte Bugnyar, aber für Gäste aus dem Ausland dennoch möglich sein.
Auch in Bethlehem selbst wird die Heilige Nacht anders aussehen als bisher: Die Patriarchen der christlichen Kirchen haben sich darauf verständigt, dass Weihnachten zwar in den Kirchen mit festlichen Liturgien gefeiert wird, die sonst üblichen kirtagsähnlichen Feiern im Freien aber nicht stattfinden. Das soll die Solidarität der christlichen Minderheit mit den vielen Todesopfern im Land zeigen und der allgemein gedämpften Stimmung im Land entsprechen. Außerdem, so der Hospiz-Rektor, könnten die 1,8 Prozent Christen und Christinnen im Heiligen Land auch leicht "zwischen die Fronten" geraten, wenn sie sich provokant verhielten.
Zur aktuellen Situation in Israel sagte Bugnyar, Anfang 2023 sei nach der Bildung der rechtsextremen Regierung noch ein Riss durch die Gesellschaft gegangen. "Das Land war tief gespalten." Jetzt habe sich das völlig verändert: Auf Straßen, Plakatwänden oder Autobussen sehe man Appelle und mahnende Aufschriften wie "Gemeinsam werden wir siegen", "Die Kraft liegt in der Einheit" oder "Wir müssen zusammenhalten".
Das starke Gefühl einer Schicksalsgemeinschaft seit dem Massaker des 7. Oktober heiße aber nicht, dass man unkritisch geworden sei, so Bugnyar weiter. "Fast alle, die in Militär und Geheimdienst eine Führungsposition innehaben, haben bereits ihren Rücktritt angekündigt für die Zeit, wenn der Krieg vorbei ist." Das erwarte man auch von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.
Ein Ende des Konflikts ist weiterhin nicht absehbar. Kurzfristig wünscht sich der aus dem Burgenland stammende Priester das Ende der Kriegshandlungen. Längerfristig sei der Nahostkonflikt nur lösbar, wenn man das Gegenüber "in seiner Gottebenbildlichkeit ernst nimmt". Aktuell sei jede Konfliktpartei überzeugt, jeweils Opfer zu sein - "jede aus anderen Gründen".
Quelle: Kathpress