Weihnachten 2023: Bischöfe rufen zu Frieden und Wertschätzung auf
Österreichs Bischöfe haben in ihren Weihnachtspredigten am Heiligen Abend und am Christtag zum Einsatz für den Frieden und zu mehr gegenseitiger Wertschätzung in der Gesellschaft aufgerufen. Die Mission der Christinnen und Christen in dieser Welt sei es, "Wegbereiter des Friedens für andere zu sein", betonte etwa der Salzburger Erzbischof Franz Lackner während der Weihnachtsfeierlichkeiten im Salzburger Dom. Nach einer Pontifikalvesper am Nachmittag des 24. Dezember zelebrierte der Erzbischof die nächtliche Christmette sowie das Hochamt am Christtag.
Die Heilsgeschichte hänge an den Angelpunkten der Auferstehung Jesu wie auch der Menschwerdung Gottes. Weihnachten sei ein "Angebot Gottes, ein Friedensangebot." Der zur Geburt Jesu in Bethlehem verkündete Friede habe allerdings eine Bedingung, denn "davon singen die Engel zuerst: 'Ehre sei Gott in der Höhe!' Wir schulden Gott die Ehre und er schenkt Frieden, wie die Welt ihn nicht geben kann", so der Erzbischof während der Christmette.
Mehr als ein Waffenstillstand
Mitten hinein in eine Welt des Unfriedens und der Kriege trifft die Weihnachtsbotschaft vom Frieden. Das war zur Zeit der Geburt Jesu nicht anders als heute, so Bischof Wilhelm Krautwaschl in seiner Predigt beim Festgottesdienst am Christtag im Grazer Dom. An so vielen Orten dieser Welt werde "Frieden" ersehnt, etwa in Israel, in Gaza oder der Ukraine. Jedoch, so Bischof Krautwaschl: "Der Friede, den Weihnachten uns bringt, ist aber nicht bloß Waffenstillstand, so sehr dieser auch heuer erhofft wird.
Gottes Friede beruhe vielmehr "auf einem speziellen Umgehen des Menschen mit der Welt, also mit der Schöpfung, die uns umgibt". Jede und jeder sei aufgrund der Menschwerdung Gottes herausgefordert, "unser gemeinsames Haus 'Erde' wieder neu als Seine Schöpfung zu betrachten. Wir sind herausgefordert, die Schöpfung zu hüten, damit sie auch nachfolgenden Generationen lebenswert übergeben werden kann". Denn die Schöpfung sei schutzbedürftig, wie es auch der Mensch sei - "geboren oder ungeboren, entfaltet oder beeinträchtigt".
Zu Weihnachten, so Krauwaschl in seiner Predigt in der Christmette, "erfahren wir Licht und Orientierung mittendrin in den vielen Anforderungen, die viele zu überfordern scheinen. Zu Weihnachten erfahren wir Hoffnung." Diese Hoffnung gelte es überall dort hineinzubringen, "wo Gruppierungen und Meinungen unversöhnt aufeinanderprallen". Krautwaschl: "Wenn wir unserem Erlöser Jesus Christus wirklich Raum geben wollen unter uns, dann kann und darf nicht nur die eigene Blase zählen." Es gelte zu bekennen, selbst "nicht der Nabel der Welt und damit das Nonplusultra zu sein". Und der Bischof stellte die Frage: "Wo sind in einer Umgebung, in der viele sich aufführen, als wüssten sie genau, was richtig und falsch ist, Einwürfe notwendig? Einwürfe, damit das Wort einzelner, Monologe eben, zum Dialog aufgebrochen wird."
Mit Wohlwollen andere Meinungen hören
Zur gegenseitigen Wertschätzung und zum Zusammenhalt in der Gesellschaft hat auch der Kärntner Bischof Josef Marketz in seiner Predigt bei der Christmette im Klagenfurter Dom aufgerufen. Marketz sprach von der "Lust, das Leben des anderen klein zu machen". In sozialen Medien würden nicht wenige Mitmenschen eine Freude daran finden. Dem hielt der Bischof entgegen: "Wir feiern Weihnachten 2023 mitten in den vielen Krisen unserer Zeit, auf die kein heute lebender Mensch eine letzte Antwort hat, aber viele mit Wohlwollen gehörte Meinungen uns unseren Plänen und Zielen zweifellos näherbringen."
Bischof Marketz reif zur Abkehr vom "begierigen Alles-Selber-Machen-Wollen und Alles-Selber-Wissen-Wollen" auf und fügte hinzu: "Lasst uns die Liebe, die an Weihnachten geboren wurde, teilen und die Herzen derer erwärmen, die sie am meisten benötigen."
Gerade in Tagen von Krieg und Hass und Zerstörung sei es unverzichtbar, "die alten Geschichten vom Umsturz aller Verhältnisse zu erzählen, wo Gottes Reich anbricht: vom Licht in Todesschatten, von Gerechtigkeit und Frieden, vom Ansehen der Kleinen, vom Ende aller Gewalt". Gerade jetzt sei es wichtig, "von der Hoffnung zu singen und feiernd miteinander das Licht zu schauen, das uns in Betlehem aufleuchtet".
Gemeinschaft, Aufmerksamkeit, Verbundenheit
Seit der Menschwerdung Gottes sei es unmissverständlich klar: "Gott selbst ist in jedem Menschen real gegenwärtig." Das hat der Innsbrucker Bischof in seiner Predigt beim Festgottesdienst am Christtag im Innsbrucker Dom betont: "Nur die Güte macht unsere Begegnungen zum Fest. Die Liebe stiftet Beziehungen. Der Himmel, der sich durch Gottes Menschwerdung jetzt schon geöffnet hat, ist kein beziehungsloses Nebeneinander, sondern lebendige Gemeinschaft, Füreinander-Dasein, Aufmerksamkeit und Verbundenheit."
Maßlosigkeit, Gereiztheit, aber auch Gleichgültigkeit und Bequemlichkeit ließen sich mit netten Wünschen nicht entsorgen. Heilsam sei nur die Liebe, so der Bischof. Das Fest von Gottes Menschwerdung sei "stark genug, um die vielen hereinzuholen - die Vergessenen, Heimatlosen, Geflüchteten, Not-Leidenden in den vielen Krisenregionen unserer Welt". Jesus habe den Großzügigen, den Sanftmütigen und all jenen, die keine Gewalt anwenden, zugesprochen: "Ihr seid das Fest, weil ihr das Leben für Andere zum Fest macht!"
Dem Geheimnis Gottes nähern
Kardinal Christoph Schönborn ging in seiner Predigt beim Festgottesdienst am Christtag im Stephansdom dem Geheimnis Gottes, der alles geschaffen hat, auf die Spur. Schönborn verwies auf die Hirten von Bethlehem, die das Kind in der Krippe angebetet hatten. Danach seien die Sterndeuter gekommen und hätten es ebenfalls angebetet. Es gehe hier nicht um den Verzicht auf die Vernunft und das Denken. Letztlich sei aber wohl die Anbetung jene Art und Weise, sich dem Geheimnis Gottes am besten anzunähern, ohne es jemals auch nur ansatzweise auszuschöpfen, so der Wiener Erzbischof.
Quelle: Kathpress