Bischof Elbs: Plädoyer für "österliche Leitkultur"
Zu einer "österlichen Leitkultur", die das Leben jedes einzelnen Menschen wie auch die gesamte Gesellschaft prägen soll, hat der Feldkircher Bischof Benno Elbs aufgerufen. Er stand am Staatsfeiertag dem Festgottesdienst bei der Vorarlberger Landeswallfahrt auf den Liebfrauenberg in Rankweil vor. Elbs hob in seiner Predigt in der Basilika Rankweil drei Kennzeichen einer solchen "österlichen Leitkultur" hervor: Es gehe um eine "Revolution der Liebe, Anstiftung zur Solidarität und Injektion der Hoffnung".
Im Blick auf die Fußwaschung durch Jesus beim Letzten Abendmahl erläuterte der Bischof: "Gottes Liebe für den Menschen ist so groß, dass er sogar bereit ist, sich hinunterzubücken und sich die Hände schmutzig zu machen. Das ist die Haltung, die hinter der Fußwaschung steht und die unsere Vorstellung von oben und unten auf den Kopf stellt: Gott kniet vor dem Menschen nieder und blickt zu ihm auf." Die Fußwaschung sei eine "Revolution der Liebe".
Einander die Füße waschen, bedeute, "in eine andere Rolle zu schlüpfen und dienen zu lernen. Es heißt, sich selbst zurückzunehmen und die Welt aus der Perspektive derer wahrzunehmen, die auf den Knien sind. Oben und unten zu tauschen, freiwillig die Position des Dienens einnehmen". Das sei nicht einfach und nur die wenigsten tun es freiwillig. Möglich sei es nur, "wenn man lernt zu lieben. Nicht Pflichtbewusstsein, sondern nur die Liebe lässt den freiwilligen Rollentausch zur Hingabe werden."
Jesu Lebenshingabe am Kreuz sei mehr als eine Selbstaufopferung, so Elbs weiter im Blick auf den Karfreitag. Jesu Lebenshingabe sei Ausdruck höchster Verbundenheit und Solidarität mit der Menschheit. Jesus mache damit deutlich, dass er auf der Seite der ungerecht Verfolgten, Verschmähten und Leidenden stehe. Elbs: "In einer österlichen Leitkultur hat der Blick auf die Kranken, Armen und Leidenden einen besonderen Platz. Besonders der Karfreitag ist eine Anstiftung zur Solidarität. Ohne diese Solidarität gibt es kein Ostern, ohne diese Solidarität gibt es kein Christentum."
Der dritte Punkt einer österlichen Leitkultur führe zur Auferstehung Jesu. "Das Besondere des Ostermorgens liegt darin, dass in der Ausweglosigkeit, in die der Tod führt, plötzlich ein Weg sichtbar wird." Die Spur der Auferstehung ziehe sich seither durch die Geschichte der Welt und durch die persönliche Lebensgeschichte vieler Menschen, so der Bischof: "Überall dort, wo im Vertrauen auf die verwandelnde Kraft des Glaubens aus Trauer Freude, aus Niedergeschlagenheit Hoffnung oder aus Neid Dankbarkeit wird, ist Auferstehung mitten im Leben erfahrbar."
Es gebe zwar weiterhin Hass, Gewalt, Intrigen und den Streit in der eigenen Familie, räumte der Bischof ein. "Das alles ist nicht einfach weggewischt, aber durch die Auferstehung Jesu in ein neues, hoffnungsreiches Licht gerückt", so Elbs: "Zu einer österlichen Leitkultur gehört Trauer, aber nicht die Verzweiflung. Zu einer österlichen Leitkultur gehören Niederlagen, Enttäuschungen und persönliche Krisen, aber nicht die Haltung, dass alles sinnlos ist und ins Leere führt. Zu einer österlichen Leitkultur gehört auch die Erfahrung der Vergänglichkeit und des Todes, mehr aber noch die Hoffnung auf ein Leben in Fülle."
Der erste Pilger-Gottesdienst der Landeswallfahrt in der Basilika Rankweil fand am Mittwoch bereits um 6 Uhr früh statt. Einige weitere folgten. Ihren Abschluss findet die Wallfahrt, zu der jedes Jahr zahlreiche Pilgerinnen und Pilger aus ganz Vorarlberg kommen, traditionell mit einer feierlichen Maiandacht am späteren Nachmittag.
Die Wallfahrt nach Rankweil am 1. Mai hat Tradition. 1929 machten sich zum ersten Mal Wallfahrer aus ganz Vorarlberg auf den Weg. Bis heute markiert der Landeswallfahrtstag am 1. Mai gleichsam den "Saisonstart" für das Pilgern und Wallfahren an sich.
Quelle: kathpress