Schönborn: Religiöse Feiertage sinnvoll für Kultur eines Landes
Feiertage wie etwa Christi Himmelfahrt, Pfingsten oder Fronleichnam sind nicht nur religiöse Ereignisse, sondern Auszeiten vom Alltag: Sie sind "sinnvoll in der Kultur eines Landes", hat Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung "Heute" (Mittwoch) geschrieben. Sosehr auch die Wirtschaft "über diese Donnerstagsfeste" im Mai klage, dürfe der "Rhythmus des Lebens" dennoch nicht nur von der Arbeit bestimmt sein, betonte der Wiener Erzbischof.
Auch der Jahresrhythmus eines Menschen brauche Festzeiten wie Weihnachten, Ostern, Pfingsten oder Allerheiligen. Solche Auszeiten würden alle Religionen kennen und es handle sich dabei mehr als bloß um Urlaubstage, befand Schönborn: "Wenn der Himmel zur Erde gehört, dann braucht es auch offene Fenster zum Himmel. Zum Beispiel das morgige Fest!"
Das Hochfest Christi Himmelfahrt wird am Donnerstag (9. Mai) 40 Tage nach Ostern gefeiert und zählt zu den ältesten christlichen Festen. In Österreich ist Christi Himmelfahrt ein gesetzlicher Feiertag. Den Hintergrund dazu erklärte Schönborn mit dem "Konkordat". Diese wurde 1933 zwischen der Republik Österreich und dem Vatikan geschlossen und gilt völkerrechtlich bis heute.
Zur Frage, ob dieser Vertrag nicht überholt sei, schrieb Schönborn, dass Feiertage wie der jüdische Sabbat oder der christliche Sonntag dem "Biorhythmus" folgen würden: "Ein Ruhetag in der Woche ist nicht nur religiös sinnvoll. Ohne Rast ist das Leben unerträglich."
Christ Himmelfahrt
Gefeiert wird am 9. Mai die leibliche Aufnahme Jesu in den Himmel, womit die Gläubigen den österlichen Glauben an seine Auferstehung bekräftigen. Festgottesdienste gibt es in allen katholischen Pfarrgemeinden und auch den Domkirchen des Landes: so etwa um 10.15 Uhr mit Kardinal Schönborn im Wiener Stephansdom oder um 10 Uhr im Salzburger Dom mit Erzbischof Franz Lackner.
Die Feier der Himmelfahrt Christi war in den ersten Jahrhunderten mit dem Pfingstfest verbunden. Seit dem 4. Jahrhundert entwickelte sich ein eigenständiges Fest zehn Tage davor. In einigen ländlichen Regionen werden die drei Tage vor Christi Himmelfahrt als sogenannte "Bitttage" gefeiert. Dabei wird etwa bei Prozessionen durch Felder oder Weinberge ("Bittgänge") um eine gute Ernte gebetet. Auf Christi Himmelfahrt folgt die neuntägige Vorbereitungszeit auf das Pfingstfest (Pfingstnovene).
Nach der Erklärung des katholischen Weltkatechismus bezeichnet die Himmelfahrt den "endgültigen Eintritt der menschlichen Natur Jesu in die göttliche Herrlichkeit". Dies wird in der Sprache der Bibel durch die Rede von der Wolke und vom Himmel ausgedrückt. Die Festlegung auf den 40. Tag nach Ostern geht auf die Apostelgeschichte in der Bibel zurück, wo es heißt, dass Jesus den Aposteln 40 Tage hindurch erschienen sei und vom Reich Gottes gesprochen habe. Nach der letzten Begegnung Jesu mit seinen Jüngern wurde dieser "vor ihren Augen emporgehoben und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken" (vgl. Apg 1,9).
Die Zahl 40 hat eine besondere Bedeutung und kommt in der Bibel oft vor, um die Zwischenzeit vor einem Neubeginn darzustellen: Die Israeliten wandern 40 Tage in der Wüste, 40 Tage dauert die Versuchung Jesu in der Wüste.
"Heilandaufziehen"
Über die Jahrhunderte wurde Christi Himmelfahrt auch vielfach zu einem Motiv der religiösen Kunst, wobei die Art der Darstellung je nach künstlerischer Epoche variiert. Es gibt Abbildungen, auf denen Christus von der Hand Gottes in Empfang genommen wird. In späteren Darstellungen umgibt ihn eine Mandorla (Glorienschein, der die ganze Figur einschließt) und er wird von vier Engeln in den Himmel getragen. Ab dem frühen Mittelalter entschwindet Christus mehr und mehr aus den Bildern, es sind nur mehr Beine, Füße und Fußabdrücke zu sehen.
Dafür kam im Mittelalter ein weiterer Brauch auf: Um die Himmelfahrt zu veranschaulichen, wurde in vielen Kirchen eine Christusfigur in der Kirche an Seilen hochgezogen, um sie dann durch eine Luke verschwinden zu lassen. Diese Luke nennt man oft auch "Heilig-Geist-Loch". In Kärnten und Tirol spricht man dabei vom "Heilandaufziehen" oder "Engeletanz", zumal die entschwebende Heiland-Figur teils von Engeln begleitet wird.
Quelle: kathpress