
Kunsthistoriker betont religiöse Dimension bei Caspar David Friedrich
Auf die religiöse Tiefendimension in den Bildern des deutschen Malers Caspar David Friedrich, dessen Geburtstag sich heuer am 5. September zum 250. Mal jährt, hat der Berliner Kunsthistoriker und Friedrich-Forscher Prof. Werner Busch hingewiesen. Die Bilder Friedrichs seien "religiös determiniert" - allerdings nicht in dem Sinne, dass sie "orthodoxe Glaubenssätze" in ästhetische Elemente und Motive übersetzen, sondern in dem Sinne, dass sie den Betrachtenden die Möglichkeit geben, "über den ästhetischen Nachvollzug eigene religiöse Erfahrungen zu machen", zitieren die "Theologischen Kurse" Busch in einer Presseaussendung vom Donnerstag. Damit habe Friedrich die Hoffnung verbunden, "dass über die Bilderfahrung sich den Betrachtern eine religiöse Dimension eröffnet".
Busch, der bereits mehrere Bücher über Friedrich geschrieben hat, referierte am Mittwochabend im Rahmen der Wiener "Akademie am Dom" zum Thema "Ästhetische Religion oder religiöse Ästhetik? Göttliches in den Bildern von Caspar David Friedrich".
Wichtig für das Verständnis der Bilder Friedrichs sei etwa die Tatsache, dass der Maler Lutheraner war und die lutherische Kreuzestheologie einen wichtigen und in vielen Bildern erkennbaren Einfluss gehabt habe, führte Busch aus. Das Kreuz sei gewissermaßen das einzige Zeichen in den Werken Friedrichs, das der Maler selbst als ein auf die Transzendenz ausgreifendes Symbol verstand. Alle anderen Elemente der Natur seien hingegen "bedeutungsambivalent" und folgten damit der romantischen Überzeugung, dass die Teile im Endlichen nur ein Verweis auf das Gesamte im Göttlichen darstellten. Daraus erkläre sich auch die Genauigkeit in Friedrichs Naturdarstellung und die exakte geometrische Planung seiner Bilder, führte der Kunsthistoriker aus.
Friedrich sei daher im übrigen auch nicht als "Pantheist" zu verstehen, wie ihm gelegentlich nachgesagt werde: "Ein romantisches Aufgehen in der Natur ist ihm fremd". Dafür sei er zu sehr Lutheraner - "eher geht es ihm darum, auf den Ruinen der alten Kirche eine neue zu errichten", die auf Erfahrung und Gefühl aufbaue. Entsprechende theologische Einsichten Friedrichs stammten u.a. aus Kontakten zu evangelischen Pfarrern vor allem auf Rügen und zu dem Theologen Friedrich Schleiermacher (1768-1834). Auch Begegnungen mit den Herrnhutern in Nordböhmen hätten Friedrich geprägt - etwa in seiner Wertschätzung der Laien. Dies zeige sich auch in einem berühmten Zitat von Friedrichs Frau, die davon berichtete, dass man den Maler beim Malen in seinem Atelier nicht stören dürfe, denn "Himmelmalen ist für ihn wie Gottesdienst".
Quelle: Kathpress