100 Jahre Mariendom: Künstlerinnen widmen sich Heiliger Familie
Der Linzer Mariendom wird anlässlich seines 100-jährigen Weihejubiläums zum Raum für künstlerische Auseinandersetzung: Die Turmkapelle West wird zu einem Kunstraum umgewandelt und zeigt im Rahmen der Reihe "Künstlerische Positionen zur Heiligen Familie" ab 6. Juni die Rauminstallation "im garten der frauen". Dabei setzt sich die Linzer Künstlerin Monika Pichler kritisch mit dem Thema der Heiligen Familie auseinander und lässt Baumstümpfe aus dem Boden der Kapelle wachsen, heißt es in einer Aussendung am Mittwoch. Passend zum 100-Jahr-Jubiläum hängen zudem 100 Porträts verstorbener und lebender Frauen unter den Fenstern. Die Installation kann bis 25. Juni besichtigt werden.
Pichler greife das Bild des Gartens als Ort der Intimität, des Rückzugs und der Idylle auf, hieß es. Mit einem von ihr entworfenen "Gartenteppich" schafft die Künstlerin etwa eine Verweilmöglichkeit für Besuchende, die dort Literatur vorfinden. "Die Autorinnen, die ich ausgewählt habe, erzählen in ihren Texten Geschichten vom Leben als Frau, Kind und Mutter, in denen ich mich auch selbst immer wieder gefunden habe", erklärte die an der Kunstuniversität lehrende Pichler. Die Rauminstallation ist Teil des Projektes "DonnaStage", das sich kritisch mit Frauenrollen, Familienbildern und Geschlechtergerechtigkeit auseinandersetzt.
Als Verbindung zwischen den Themen Familie, Garten und Frauenperspektive dienen zudem die 100 Frauenporträts: "Diese Installation ermöglicht in der größten Kirche Österreichs das Eintauchen in einen von der Künstlerin atmosphärisch inszenierten Raum, in dem 'Familie' in den vergangenen 100 Jahren aus der Perspektive von Frauen im Mittelpunkt steht", erklärte dazu Martina Gelsinger, Kunsthistorikerin im Fachbereich Kunst und Kultur der Diözese Linz und Kuratorin der Reihe. Man wolle zudem die Besucherinnen und Besucher dazu inspirieren, das eigene Familienbild zu reflektieren, so Gelsinger.
Acht Künstlerinnen werden von Juni bis November gegenwärtige Entwicklungen und Herausforderungen rund um Frauenrollen, Familienbilder und Geschlechtergerechtigkeit aufgreifen. Zu sehen sind dabei Werke, Installationen und Performances von Monika Pichler, Esther Strauß, Katharina Struber, Elisabeth Altenburg, Elke Punkt Fleisch, Sophie Reyer, Judith Huemer und Bernadette Huber.
100-Jahr-Jubiläum
Am 29. April 1924 wurde der Mariendom Linz nach 62-jähriger Bauzeit geweiht. Das Jubiläumsjahr wurde mit einem "Tag des offenen Doms" und einem Festgottesdienst am 28. April gestartet. Daran schließt sich ein bunter Veranstaltungsreigen an, darunter das Projekt "DonnaStage" mit feministischem Anspruch. Damit solle das bauzeitliche Bildprogramm im Dom mit zeitgenössischen Fragen nach Frauenrollen, Familienbildern und Geschlechtergerechtigkeit verbinden, meinte Anna Minta, Professorin für Kunstwissenschaft an der Katholischen Privat-Universität Linz und eine der Initiatorinnen der Veranstaltungsreihe.
"Die historischen Bildfenster zeigen wenige Frauenbildnisse" und seien fokussiert auf karitativ-fürsorgliche Tätigkeiten im Kontext der Vater-Mutter-Kind-Konstellation, klärte Minta auf. Heute seien Familienkonstellationen und das genderspezifische Rollenverständnis jedoch diverser geworden, darum solle "DonnaStage" das historische Erbe hinterfragen. Die Themen werden u.a. in Lesungen, Workshops, Schreibwerkstätten, Vorträgen und Debatten aufgegriffen. So beschäftigt sich etwa am 13. Juni um 19 Uhr ein Workshop mit dem Thema "Trans* im Kontext von Theologie und Kirche". (Infos: www.100jahremariendom.at)
Quelle: kathpress