Asyl: Landau mahnt nationalen Schulterschluss ein
Zu einem nationalen Schulterschluss, um alle Asylwerber menschenwürdig unterzubringen und zu betreuen, hat Caritaspräsident Michael Landau aufgerufen. Die Bilder, die er in Traiskirchen gesehen hatte, machten ihn wütend und empört, so Landau im Ö1-Mittagsjournal am Samstag. Landau sprach von einem "Unrecht, das wir zulassen und mitverursachen". Wörtlich sagte der Caritspräsident: "Traiskirchen geht uns alle an - Bund, Länder, Gemeinden, auch die Kirche und Zivilgesellschaft. Jeder Landeshauptmann muss sich in den Spiel schauen und fragen: Wie schlafe ich heute Nacht, wenn eine Mutter mit ihrem kleinen Kind auf einem Pappkarton übernachtet? Das ist etwas, was nicht sein darf."
Der Besuch von Bundespräsident Fischer und der Regierungsspitze diese Woche in Traiskirchen freute Landau als Zeichen der Solidarität, auch wenn er sich das früher gewünscht hätte. "Ich denke aber auch, wenn es von Seiten des Ministeriums nun heißt, dass die Obdachlosigkeit in Traiskirchen in einer Woche der Vergangenheit angehören soll, dann werden wir die Verantwortlichen auch genau daran messen."
Der Caritaspräsident forderte zugleich ein Ende des politischen Hick-Hacks und des Missbrauchs von Menschen in Not für eigene politische Erfolge. Scharf wies Landau die von der FPÖ ins Spiel gebrachte Asyl-Volksbefragung zurück. "Wir brauchen keine Volksbefragung sondern eine Gewissensbefragung", so Landau wörtlich. Er orte große Solidarität in der Bevölkerung. Die Bewältigung des Asylproblemens sei eine humanitäre Aufgabe und keine Sicherheitsfrage.
Landau sprach sich auch dafür aus, das Bundesheer stärker zu nutzen. Angesichts der nahenden kalten Jahreszeit sollten auch leer stehende Kasernen als Flüchtlingsunterkünfte geöffnet werden. Er warne jedenfalls schon heute vor Bildern von obdachlosen Flüchtlingskindern im Schnee, so der Caritaspräsident.
Wenn die Caritas 30 Pozent der Asylwerber in Österreich versorgt, sei das ohne Klöster und Pfarren natürlich nicht möglich, so Landau weiter. Er verwies auch auf die jüngste Zusage des Eisenstädter Bischofs Ägidius Zsifkovics, 200 zusätzliche Flüchtlinge in der Diözese aufzunehmen, oder die Bereitschaft der Diözese Feldkirch, 40 Grundstücke zur Errichtung von temporären Wohneinheiten zu Verfügung zu stellen. Trotzdem gebe es auch im kirchlichen Bereich noch Luft nach oben. Er wünsche sich deshalb auch innerkirchlich mehr Tempo, Mut und Entschiedenheit, sagte Landau.
Er könne auch verstehen, dass es für Pfarrgemeinden leichter wäre, christliche Flüchtlinge aufzunehmen und zu integriereren, er setze sich aber für die Gleichbehandlung aller Flüchtlinge ein: "Ein Kind ist ein Kind, egal wo seine Wiege stand. Ein Mensch in Not braucht Hilfe."
60 Millionen Menschen seien weltweit auf der Flucht, 90 Prozent davon würden aber in ihrer Herkunftsregion bleiben, sagte Landau. Trotzdem würde heuer rund eine Million Menschen nach Europa kommen. "Sie kommen aber zu 500 Millionen Europäern. Das ist eine Herausforderung die ist aber bewältigbar, wenn wir das wollen."
Eindringlich appellierte der Caritaspräsident auch an die Verantwortlichen, die Hilfsmaßnahmen in den Herkunftsländern der Flüchtlinge zu verstärken. Mit einer Million Euro könne man etwa für 10.000 Mensche deren Ernährungslage derart nachhaltig verbessern, dass sie sich sicher nicht mehr nach Europa auf den Weg machen würden, so Landau: "Es braucht eine Globalisierung des Verantwortungsbewusstseins."
Die Probleme bei der Unterbringung von Asylwerbern in Österreich dürften den Blick auf andere wichtige Aufgaben aber nicht verstellen, warnte Landau. Er appellierte an die Politik, auch die Probleme der Österreicher anzugehen - etwa im Bildungsbereich, vor allem aber die hohen Mieten und die hohe Arbeitslosigkeit. Landau: "Der Umgang mit Arbeitslosen verlangt in Zeiten der Rekordarbeitslosigkeit auch Rekordverantwortung. Bis heute ist uns die Bundesregierung die Mietrechtsreform schuldig, von der sie schon vor der letzten Nationalratswahl gesprochen hat. Und ich erwarte mir, dass die ab 2017 geplanten Streichungen bei der aktiven Arbeitsmarktpolitik zurückgenommen werden."