Pannonhalmer Altabt Varszegi erhält Kurt-Schubert-Gedächtnispreis
Der emeritierte Erzabt der ungarischen Benediktinerabtei Pannonhalma, Bischof Asztrik Várszegi, erhält den Kurt-Schubert-Gedächtnispreis für interreligiöse Verständigung. Die Preisverleihung findet am 3. März um 17 Uhr im Martinssaal beim Eisenstädter Dom statt, wie die Diözese Eisenstadt in einer Aussendung mitteilte. Der Preis wird vom "Forum für Weltreligionen" verliehen.
Bischof Várszegi erhält die Auszeichnung für seinen "unermüdlichen Einsatz für die Ökumene, für den interreligiösen Dialog, für die Wertegemeinschaft des Friedens und der Freiheit Europas und besonders für die Freundschaft mit dem Nachbarland Österreich", teilte das Forum mit. Das "Forum für Weltreligionen" hat den Preis 2010 ins Leben gerufen. Er wird heuer zum achten Mal vergeben.
Die Festakademie am 3. März wird mit Grußworten von Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics und Landeshauptmann Hans Peter Doskozil eröffnet. Beide haben auch den Ehrenschutz über die Veranstaltung übernommen. Weiters werden Johannes Reiss, Direktor des Österreichischen Jüdischen Museums Eisenstadt, und Petrus Bsteh vom Forum für Weltreligionen einleitende Worte sprechen. Die musikalische Gestaltung des Abends hat das Joseph Haydn Konservatorium Eisenstadt inne.
Der Preis wird in Erinnerung an den verstorbenen Pionier der Wiener Judaistik, Kurt Schubert (1923-2007), verliehen. Er zeichnet akademische wie gesellschaftliche Beiträge zu vertieften interreligiösen Beziehungen aus.
Vielfacher Vorreiter in Ungarn
Asztrik Varszegi, geboren am 26. Jänner 1946 in Sopron, ist einer der bekanntesten ungarischen Kirchenmänner und auch Träger des Großen Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich. Zwischen 1991 und 2018 leitete er mit dem Kloster Pannonhalma die bedeutendste Abtei Ungarns. Zuvor war er während der politischen Wendejahre Weihbischof in der Erzdiözese Esztergom und Sekretär der Ungarischen Bischofskonferenz.
Varszegi trat als 18-Jähriger in den Benediktinerorden ein und legte schon bald die Ewige Profess ab. Er studierte Theologie, absolvierte den Militärdienst und wurde 1971 zum Priester geweiht. Danach schloss er in Budapest ein Pädagogik- und Lehramtsstudium für Geschichte und Deutsch ab, später promovierte er in Geschichtswissenschaften und Philosophie. Von 1975 bis 1988 unterrichtete er am Stiftsgymnasium und an den Ordenshochschulen in Györ und Pannonhalma. Außerdem war er Novizenmeister.
Zu Weihnachten 1988 ernannte Papst Johannes Paul II. (1978-2005) den damals 42-jährigen Benediktiner zum Weihbischof für die Erzdiözese Esztergom. Die Bischofsweihe spendete Kardinal Laszlo Paskai im Februar 1989. Zwischen 1990 und 1993 folgten drei Jahre in Budapest als Sekretär der Ungarischen Bischofskonferenz (MKPK) und Regens im Zentralpriesterseminar.
Varszegi trat nach dem Sturz des Kommunismus 1989/90 für eine von der Staatsmacht unabhängige Kirche ein. Er versuchte die kirchlichen Einrichtungen offener und dynamischer zu gestalten. In der ungarischen Kirche freilich blieb Varszegi mit vielen seiner Vorstellungen allein. Er kehrte nach Pannonhalma zurück, wo er 1991 zum Erzabt der Benediktinerabtei auf dem St. Martinsberg gewählt wurde.
Neuer Glanz für Pannonhalma
Die seit mehr als 1.000 Jahren bestehende und nach dem Heiligen Martin von Tours (316-397) benannte Abtei ist neben der Domstadt Esztergom das wichtigste spirituelle Zentrum Ungarns. Das Kloster ist Träger eines Gymnasiums sowie eines Seniorenheims für pflegebedürftige Geistliche. Zum Kloster gehören auch mehrere Wirtschafts- und Produktionsstätten. Mit etwa 300.000 Bänden, darunter wertvolle Handschriften und alte Drucke, beherbergt die Abtei zudem eine der größten Benediktinerbibliotheken der Welt.
Varszegi sorgte in den rund drei Jahrzehnten seiner Amtszeit als Erzabt für den Erhalt und die Erneuerung der spirituellen, kulturellen und auch wirtschaftlichen Fundamente von Pannonhalma. Seit 1996 zählt die Abtei zum Weltkulturerbe. 2012 wurde die Martinsbasilika nach umfassender Renovierung wiedereröffnet.
Päpste und Patriarchen zu Gast
Varszegi ist auch ein Pionier des christlich-jüdischen Dialogs in seinem Heimatland. Er stieß u.a. mit einer Konferenz in Pannonhalma die Auseinandersetzung mit der Verfolgung der ungarischen Juden im Holocaust an. In kommunistischer Zeit hatte das Problem Antijudaismus offiziell nicht existiert.
Auch in der Ökumene bemühte sich Varszegi, Kontakte im Geiste der Versöhnung und des gegenseitigen Verständnisses zu ermöglichen. Als Erzabt konnte er im Lauf der Jahre mehrere Kirchenoberhäupter in Pannonhalma begrüßen, unter ihnen Papst Johannes Paul II. (1978-2005), der orthodoxe Ökumenische Patriarch Bartholomaios I., der Moskauer Patriarch Aleksij II. (1990-2008) und Kopten-Papst Schenuda III. (1971-2012).
Politisch sprach sich Varszegi in den vergangenen Jahren in der Migrationsdebatte mehrfach gegen Hassparolen aus und plädierte für die überlegte Aufnahme von Flüchtlingen.
Quelle: kathpress