
Prälat Schnuderl: Jeder muss für Kirche Verantwortung übernehmen
Für die Zukunft der Kirche tragen nicht nur Papst, Bischöfe und Priester, sondern alle Gläubigen Verantwortung. Darauf hat der Grazer Dompfarrer Prälat Heinrich Schnuderl im Interview der "Kleinen Zeitung" (Freitag) hingewiesen. Kirche werde künftig vielgestaltiger sein, sagte der bekannte steirische Priester auch mit Blick auf den von Papst Franziskus für die gesamte Weltkirche angestoßenen Synodalen Prozess. "Es geht dabei um die Frage, wie kann Kirche den Menschen den Zugang zu Christus, zu Gott zeigen. Daher darf dieser Prozess auch nicht nur auf Reizthemen wie Frauenpriestertum oder Zölibat abzielen. Vielmehr geht es darum, die Verantwortlichkeit für Kirche für alle Gläubigen ins Zentrum zu stellen. Und diese Verantwortung muss jeder Einzelne persönlich übernehmen", so Schnuderl.
Schnuderl, der im Herbst sein 80. Lebensjahr vollendet und vor wenigen Tagen seinen Rückzug als Grazer Dompfarrer mit Anfang September bekannt gegeben hat, blickt mittlerweile auf mehrere Jahrzehnte als Priester, Hochschulseelsorger, Generalvikar, Bischofsvikar und Dompfarrer zurück. "So manch Althergebrachtes hat sich überlebt. Wir brauchen neue Ideen - getragen von starken Persönlichkeiten", sagte er im Interview zur Zukunft der Kirche. "Ich glaube daran, dass es immer wieder solche Menschen gibt", zeigte er sich überzeugt.
Zu den Herausforderungen für die Kirche berichtete der Dompfarrer von den Herausforderungen in der Großstadtpastoral. Auch in Graz werde die Stadtmitte bevölkerungsarm und es gebe kaum noch Familien. Dadurch sei auch die Beziehung zwischen Schule und Pfarre sehr eingeschränkt, schilderte Schnuderl. "Das ist vor allem für die Religionslehrerinnen und Religionslehrer eine große Herausforderung: den Kindern zu zeigen, dass Kirche auch heißt, gemeinsam mit anderen den Glauben zu bekennen." Denn, so der Dompfarrer: "Glaube und Kirche geht ohne erfahrbare Gemeinschaft nicht. Und dafür braucht es entsprechende Erfahrungsräume."
Im ersten Halbjahr 2015 leitete Schnuderl - in der Zeit zwischen der Emeritierung des damaligen Grazer Bischofs Egon Kapellari und der Bestellung von dessen Nachfolger Wilhelm Krautwaschl - übergangsweise als Diözesanadministrator die Diözese Graz-Seckau. "Ich kann mir vorstellen, dass es verheiratete Priester gibt", sagte der Prälat damals in einem Zeitungsinterview, das für viel Aufsehen sorgte. Von der "Kleinen Zeitung" darauf angesprochen, antwortete Schnuderl, dass ihn die damaligen Reaktionen gewundert hätten. "Mittlerweile hat sich ja sogar der Papst öffentlich dafür ausgesprochen. Ich bin überzeugt davon, dass es in der römisch-katholischen Kirche die Möglichkeit geben sollte, dass Priester heiraten und eine Familie haben. Gerade auch angesichts des Priestermangels. Wobei das nicht ein Bischof allein einführen kann, sondern im Einvernehmen mit der gesamten Kirche."
Der gebürtige Grazer Heinrich Schnuderl war nach seinem Studium an der Universität Graz von 1970 bis 1997 Hochschulseelsorger erst an der Montanuniversität Leoben und anschließend an der Universität Graz. In dieser Zeit war er auch Geistlicher Assistent der Katholischen Aktion in der Steiermark und auf Österreich-Ebene. Von 2011 bis 2015 war er Generalvikar der Diözese Graz-Seckau, von Jänner bis Juni 2015 auch Diözesanadministrator. Seit September 2015 ist Schnuderl Grazer Dompfarrer und gleichzeitig Bischofsvikar für Gesellschaft, Kultur, Medien und Wissenschaft. Nach einem Abschiedsgottesdienst am 9. Juli wird er das Amt des Grazer Dompfarrers mit 1. September an Ewald Pristavec übergeben.
Quelle: kathpress