
Marketz: Kirchenreform in Kärnten auf gutem Weg
Das Ziel jeder Kirchenreform muss es sein, den Menschen das Evangelium zeitgemäß zu vermitteln. Dazu gehört auch eine gleichwertige Behandlung von Frauen und Männern in der Kirche. Das hat der Kärntner Bischof Josef Marketz im Interview mit der Kärntner Kirchenzeitung "Sonntag" (aktuelle Ausgabe) betonte. Seit zwei Jahren läuft in Kärntens Katholischer Kirche ein synodaler Entwicklungsprozess. Marketz zeigte sich über den bisherigen Verlauf sehr zufrieden: "Ich sehe hier viele sehr engagierte Menschen, die sich nicht nur Gedanken um die Zukunft der Kirche machen, sondern aktiv an einer Neugestaltung mitwirken wollen, die ein allem übergeordnetes Ziel hat: das Evangelium dem heutigen Menschen zu vermitteln - mit einer Sprache und mit Strukturen, die heute verstanden werden."
Marketz unterstrich, dass die Reform ohne Alternativen sei: "Wir stehen auf einem Scheideweg: Das betrifft die Anzahl und das Alter unserer Priester. Das betrifft auch die gesellschaftliche Situation bei der Suche nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern." Der Fachkräftemangel sei auch in der Kirche spürbar. Es betreffe aber auch die Anzahl der Kirchenmitglieder. Die Austrittswellen der vergangenen Jahre hätten dazu geführt, "dass wir überlegen müssen, was wir noch weiterführen können". Nachsatz: "Mir ist eine gute, landesweite Seelsorge ein wichtiges Anliegen. Aber es ist klar, dass wir nicht alles eins zu eins so weiterführen können wie bisher. Das betrifft auch Strukturen."
In einem ersten Schritt sei eine Grundorientierung erstellt worden; auf Basis der Rückmeldungen von knapp 5.000 Kärntnerinnen und Kärntner. Vor Kurzem habe der Kärntner Diözesanrat auf dieser Basis pastorale Ziele verabschiedet.
Marketz: "Unser Ziel muss es sein, möglichst viele Menschen auf diesem Weg mitzunehmen." Zuerst wolle er all jene ansprechen, die schon in der Kirche aktiv sind, "denn diese müssen wir informieren und mit ihnen klären, dass dieser Weg in die richtige Richtung führt". Aus diesem Grund würden im Herbst zehn Regionaltreffen stattfinden, zu denen die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingeladen sind.
Ausführlich ging Marketz im Interview auch auf die jüngst in der Diözese Gurk eingesetzte neue Frauenkommission ein: "Ich arbeite auf allen Ebenen eng mit Frauen zusammen und schätze ihr fachliches Wissen und vor allem, wie sie dieses umzusetzen verstehen. Daher war es für mich von Anfang an klar, dass wir in Kärnten eine Frauenkommission brauchen." Er sei sehr froh, "dass dort Frauen das Sagen haben, die sehr wohl ihre eigenen Vorstellungen von Kirche haben, aber sich nicht in Utopien verbeißen, sondern dort ansetzen, wo Veränderungen möglich sind".
Marketz: "Ich verstehe die Forderung nach einer gerechten, gleichwertigen Behandlung von Frauen und Männern in der Kirche, die kein Privileg sein darf, sondern zur Selbstverständlichkeit werden muss." Den Wunsch nach einer Weihe für Frauen sehe er in der derzeitigen weltkirchlichen Konstellation als "Fernziel, auf das aber eine Frauenkommission immer wieder aufmerksam machen wird".
Gutes sehen und Gutes tun
Im Blick auf das Osterfest sagte der Bischof: "Das erste Ostern war ein Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit. Machen wir auch Ostern zu einem Wendepunkt, indem wir das viele Gute, das rund um uns geschieht, sehen und dann selbst Gutes tun!"
Das bedeute nicht, Leid und Not, Krisen und Kriege auszublenden. "Gott fordert uns auf hinzuschauen, auch wenn es weh tut." Aber: "Wir sollen nicht blind werden für den Ostersonntag, für neue Anfänge, solidarisches Leben gerade auch in der Kirche. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht übersehen, wie viel Gutes uns umgibt."
Aus der Dankbarkeit entstehe Hoffnung auch für ausweglos scheinende Situationen, so der Bischof: "Da bin ich dankbar etwa für die gute Arbeit der Caritas. Und ich denke an Menschen, die ich als Bischof kennenlerne und die sich intensiv für die Kirche einsetzen. Priester sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit viel Kraft und Engagement andere Menschen für den Glauben und für die Nächstenliebe begeistern. Es gibt so viel Gutes, das oft gar nicht gesehen wird."
Sich von Optimismus leiten lassen
Zu einem österlichen Optimismus hat Bischof Marketz auch in einem Gastbeitrag in der "Kleinen Zeitung" (Samstag) aufgerufen: "Österlich zu leben, heißt für mich, sich von Optimismus leiten zu lassen. Das ist das Geheimnis der Osterbotschaft. Es gibt nichts in uns, was Gott nicht verwandeln wird. Es gibt keine Dunkelheit, in die nicht das Licht von Ostern reicht. Es gibt keine Erstarrung, die Gott nicht aufbricht zu neuer Lebendigkeit. Es gibt kein Scheitern, das Gott nicht zu einem neuen Anfang wandeln kann. Es gibt keinen Stein, der nicht weggewälzt, keine Fessel, die nicht gelöst werden wird. Und es gibt kein Grab, in dem nicht schon neues Leben aufblüht."
Er sage das ganz bewusst auch mit Blick auf die vielen Krisenherde, Unruhen und Auseinandersetzungen auf der ganzen Welt sowie mit Blick auf die vielen persönlichen Nöte, Herausforderungen und Krisen, mit denen so viele Menschen konfrontiert sind. Marketz: "Gott ist immer auf der Seite der Notleidenden. Er ist der Mit-Leidende, er ist die Liebe. Gott ist hineinverwoben in alles, was lebt, in alles, was passiert. In diesem Gott der Liebe und des Lebens dürfen wir alle einen großen Trost sehen." Gott sei "der Schöpfer, der auch in schweren Zeiten mit Liebe die Welt neu macht".
Quelle: kathpress