Schönborn: Syro-Malabaren bereichern Kirche in Österreich
Als Bereicherung für die katholische Kirche hat Kardinal Christoph Schönborn die in Österreich ansässigen Ostkirchen wie etwa die katholischen Thomaschristen bezeichnet: Die Gläubigen mit Wurzeln im südindischen Kerala hätten ein spirituelles Erbe, das sie in die Ortskirche einbringen sollten und darin zugleich auf der Suche nach der eigenen Identität eine Heimat finden könnten, sagte der Wiener Erzbischof, der zugleich Bischof für die mit Rom verbundenen Ostkirchen in Österreich ist, bei einer Begegnung mit 27 Laienvertretern und Priestern der syro-malabarischen Gemeinden im Wiener erzbischöflichen Palais am vergangenen Freitag.
Die Syro-Malabaren bilden nach den ukrainisch-griechisch-katholischen Gläubigen die zweitgrößte Kirche "eigenen Rechts" sowohl weltweit als auch in Österreich, wo sich eine größere Gruppe vor bereits mehreren Generationen angesiedelt hat, damals als Pflegekräfte ins Land geholt. Die für sie geschaffenen Gemeinden - mehrere entstanden erst in den letzten Jahren - befinden sich derzeit in einem Entwicklungsprozess, der auf die Spannung zwischen Identität und Integration Antworten sucht. Wie Schönborn laut einem Bericht auf der Website des Ordinariats für die Gläubigen der katholischen Ostkirchen in Österreich (www.katholischeostkirchen.at) betont, gibt es in derzeit in Österreich eine "neue Aufmerksamkeit" für die anderssprachigen und eigenständigen Riten-Gemeinden, auch aufgrund deren "Lebendigkeit".
Gestartet wurde der Entwicklungsprozess des Ordinariats für die katholischen Ostkirchen - Generalvikar ist Yuriy Kolasa - im Jahr 2020, unter Beteiligung aller Priester der syro-malabarischen Kirche, wobei die Corona-Pandemie die Fortschritte zunächst verzögerte. Nach einem Priestertreffen wurde 2022 eine Steuerungsgruppe gebildet, die bereits viermal tagte und von Christa Nachtigall-Birklbauer und Thomas Völkerer aus der Erzdiözese Wien begleitet wurde.
Bei der nunmehrigen Klausurtagungen wurde unter anderem über Spannungen gesprochen, die es in der indischen Ostkirche derzeit vor allem in den Bereichen Liturgie - hier geht es u.a. um die Zelebrationsrichtung - sowie auch die Sprache gibt. Die junge erwachsene Generation ist mittlerweile in der deutschen Sprache zuhause, während sie gleichzeitig an Malayalam, der Sprache ihrer Vorfahren und des Gottesdienstes, als Identitätsmarker festhält. Eine Herausforderung bestehe darin, die eigene Kultur und Form des Gottesdienstes auch späteren Generationen zu vermitteln, selbst wenn die Verbindung zur ursprünglichen Heimat zunehmend loser wird. Die überwiegende Mehrheit sprach sich dafür aus, die deutsche Sprache vermehrt in der Liturgie zu verwenden.
Betont wurden gleichzeitig auch die Notwendigkeit von kinder- und jugendgerechten Gottesdiensten, von Katechesen, einem stärkeren sozialen Leben in den Gemeinden und Unterstützung in den Familien. Trotz der Integration in die österreichische Gesellschaft und Kirche betonen die jungen Gläubigen weiterhin ihr identitätsstiftendes kulturelles und spirituelles Erbe. Insbesondere legen sie Wert auf die Bedeutung der Hl. Qurbana, der Eucharistiefeier in ihrem eigenen Ritus und die Pflege der eigenen Sprache im Rahmen von pfarrlichen Bildungsprogrammen.
Derzeit bereiten sich die Syro-malabarischen Gemeinden gemeinsam auf ein gemeinsames Großereignis vor: Das im Jänner gewählte neue Oberhaupt der Kirche, Großerzbischof Mar Raphael Thatillim aus dem indischen Kochi, wird im Mai im kommenden Mai Österreich besuchen. Am 25. Mai ist dabei um 16 Uhr als Höhepunkt die Feier einer syro-malabarischen Liturgie im Wiener Stephansdom geplant.
Die Syro-Malabarische Kirche ist eine ostkirchliche Gemeinschaft der ostsyrischen Tradition, die mit Rom verbunden ist. Entstanden in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten, - sie führt sich auf die den Hl. Apostel Thomas zurück - wurde sie im 16. Jahrhundert von portugiesischen Kolonisatoren neu entdeckt. Dieses Aufeinandertreffen führte zunächst zu einer für die Kirche schwierigen, weil aufgezwungene Anpassung an die römisch-katholische Tradition. Im 19. Jahrhundert erlangte sie ihre Eigenständigkeit wieder und erhielt schließlich die Anerkennung ihrer ostsyrischen Tradition. Heute ist sie eine eigenständige Kirche unter der Leitung eines Großerzbischofs und seiner Synode.
Quelle: kathpress