"Pfarrer für die Synode": Grazer Priester vertritt Österreich in Rom
Mehr als 200 Pfarrer aus aller Welt sollen an den Vorbereitungen zum finalen Treffen der Weltsynode über Synodalität im Vatikan mitwirken. Das zuständige Synodensekretariat hat dafür eine internationale Versammlung in Sacrofano bei Rom organisiert. Vom 29. April bis 2. Mai werden sich die Gemeindepriester über Erfahrungen und neue Ideen zum Thema Synodalität austauschen. Aspekte aus diesen Diskussionen sollen anschließend in das neue Arbeitspapier für die zweite Vollversammlung der Weltsynode im kommenden Oktober einfließen. Als Vertreter aus Österreich nimmt der Grazer Priester Stefan Ulz an dem Treffen "Pfarrer für die Synode" teil.
Die Teilnehmer der ersten Sitzungsperiode der Weltsynode hatten zum Abschluss ihrer Beratungen im vergangenen Herbst in Rom festgehalten, dass Diakone, Priester und Bischöfe aktiver in den synodalen Prozess eingebunden werden müssten. Jede Bischofskonferenz weltweit schickt nun je nach Größe einen bis vier Pfarrer zu dem Treffen in Sacrofano. Hinzu kommen ein Geistlicher pro Kontinent sowie weitere Vertreter der Ostkirchen, die pro Organisationseinheit einen bis drei Pfarrer entsenden.
Der Steirer Stefan Ulz wurde von der Österreichischen Bischofskonferenz als Teilnehmer benannt. Er leitet seit fünf Jahren den Seelsorgeraum Graz-Südost mit sieben Gemeinden und ist auch als Konsultor für das vatikanische Klerus-Dikasterium tätig. Ulz hofft, dass das Treffen der delegierten Pfarrer selbst schon ein synodales Ereignis wird, wie er der Nachrichtenagentur Kathpress (Montag) sagte. Durch das Teilen der Sorgen und Herausforderungen sowie bereits gelebter positiver Erfahrungen von Synodalität in den Pfarren könnten bei den Beratungen "in einem Klima des Aufeinanderhörens und des gemeinsamen Hörens auf Gott" viele hilfreiche Elemente für das Leben einer synodalen Kirche auf pfarrlicher Ebene ans Licht kommen.
Ulz: Österreichischer "Erfahrungsschatz"
Er habe zuletzt noch gezielt Gespräche mit einigen Priesterkollegen zur Thematik geführt, berichtete der steirische Priester. "Ich werde versuchen, aus Österreich einerseits die aktuellen Herausforderungen einzubringen, vor denen wir aufgrund der immer größer werdenden pastoralen Einheiten sowie der großen Veränderungen in der Gesellschaft und folglich in der Kirche stehen - und andererseits unseren Erfahrungsschatz als österreichische Kirche mit nicht wenigen synodalen Strukturen und Gremien, der auch für andere Länder inspirierend sein könnte."
Aufgrund größer werdender seelsorglicher Einheiten gebe es in Österreich bereits wertvolle Erfahrungen einer synodalen Kirche, bei der Gläubige aus ihrer Sendung aus Taufe und Firmung heraus immer stärker zum Träger des kirchlichen Lebens werden, so Ulz. "Hier könnten manche Regionen, die bislang stark priesterzentriert sind, von uns etwas lernen", ist der Pfarrer überzeugt.
Pfarrer müssen synodale Kirche wollen
Die stärkere Einbindung von in Pfarrgemeinden wirkenden Priestern in den weltweiten Synodenprozess hält Ulz für richtig. "Eine synodale Kirche wird schlicht nicht gehen, wenn die Pfarrgemeinden vor Ort und zuvorderst die für diese Gemeinden verantwortlichen Priester die Kirche nicht synodal wollen."
Er selbst versuche in der Leitung seines Seelsorgeraums in Graz sowohl hauptamtlich als auch ehrenamtlich Tätige im Seelsorgeraum in allen wichtigen Fragen einzubinden. Dies erfordere zwar mehr Zeit und Energie, als Entscheidungen, die allein oder in kleinem Kreis getroffen werden. "Allerdings werden die Entscheidungen, die synodal getroffen wurden, auch besser von allen angenommen und umgesetzt", erklärt Ulz.
"Ich erlebe, dass durch das gemeinsame Suchen und Ringen nach geeigneten Wegen und Lösungen der Geist Gottes mehr Raum und eine stärkere Stimme bekommt", so der Pfarrer. Das führe zu einer größeren Freude und Begeisterung am Kirche-Sein, was wiederum Kirche für Menschen anziehender mache.
Papst-Audienz am 2. Mai
Das internationale Pfarrer-Treffen findet in einem kirchlichen Tagungshaus in Sacrofano bei Rom statt. Am 2. Mai wird Papst Franziskus die Teilnehmer im Vatikan in Audienz empfangen. Die schon aus der Synoden-Vollversammlung und den Vorbereitungen daraus bekannte Methode des "Gesprächs im Geist" mit abwechselnden Beratungen in Gruppen und im Plenum wird auf bei der Pfarrer-Tagung angewendet.
Als Experten begleiten laut Synodensekretariat unter anderem der tschechische Religionssoziologe Tomas Halik, der philippinische Bischof Pablo David und die argentinische Soziologin und Ordensfrau Maria Lia Zervino die Gespräche.
Mehrstufige Weltsynode
In der katholischen Kirche läuft seit 2021 die mehrstufige Weltsynode unter dem offiziellen Titel "Synodalität - Gemeinschaft, Teilhabe, Sendung". In dem Prozess aus wechselnden Beratungen auf Ebene der Ortskirchen, der Kontinente und der Weltkirche stehen Wege zu einer synodal verfassten Kirche im Fokus. Vergangenen Oktober waren im Vatikan rund 350 Mitglieder der Welt-Bischofssynode zu einer ersten Runde zusammengekommen. Die zweite Sitzungsperiode der Synodenversammlung findet offiziell vom 2. bis 27. Oktober statt.
Bis dahin laufen auch die Beratungen in Diözesen, Ordensgemeinschaften und an der Kirchenbasis weiter. Auf Basis des Syntheseberichts der ersten Synodenversammlung sollen sie erneut über Wege und Instrumente einer synodaleren Kirche und konkrete Formen missionarischen Engagements sprechen. Aus bis Mitte Mai von den Bischofskonferenzen weltweit erstellten Zusammenfassungen, Ergebnissen mehrerer vom römischen Synodensekretariat eingesetzten "Arbeitsgruppen" zum "synodalen missionarischen Antlitz" der Kirche und den Ergebnissen des Treffens "Pfarrer für die Synode" wird das Arbeitspapier für die zweite Synodenversammlung erstellt.
Einige in den vorangegangenen Debatten aufgekommene Fragestellungen koppelte der Vatikan kürzlich aus den Beratungen der Weltsynode aus. Zehn eigene Studiengruppen sollen bis Mitte 2025 Themen wie Diakoninnenweihe, Anpassungen in der Priesterausbildung oder den Dienst der Bischöfe diskutieren.
(Vatikan-Website zur Synode: www.synod.va; Österreich-Seite zur Weltsynode u.a. mit Dokumenten und Synthesen aus dem Weltsynodenprozess in Österreich und Europa https://www.katholisch.at/synode)
Quelle: kathpress