Schönborn zu neuem Dom Museum: Otto Mauers Erbe weiterführen
Die "Entfremdung" zwischen Kirche und Kunst ab dem 19. Jahrhundert "muss kein Dauerzustand sein". Das hat nach Ansicht von Kardinal Christoph Schönborn der Priester, Kunstsammler und Mäzen Msgr. Otto Mauer (1907-1973) gezeigt, dessen Sammlung von rund 3000 Werken österreichischer Avantgarde und Moderne nun einen Schatz des "Dom Museums Wien" bildet. Der Wiener Erzbischof äußerte sich bei der Pressekonferenz zur Wiedereröffnung des Hauses nach fünfjähriger Umbauzeit optimistisch, dass das Erbe Mauers in dem völlig neu gestalteten Museum am Stephansplatz 6 in kreativer Weise weitergeführt wird.
Kardinal Schönborn
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Das architektonisch und konzeptionell neu ausgerichtete Dom Museum Wien öffnet am kommenden Samstag, 7. Oktober, seine Pforten - im Rahmen der "Langen Nacht der Museen" und schon davor um 10 Uhr als Open House bei freiem Eintritt. Am Pressegespräch zu diesem Anlass nahmen am Donnerstag neben Kardinal Schönborn auch Direktorin Johanna Schwanberg, Architekt Boris Podrecca sowie Günter Geyer als Vertreter des Vereins der Freunde des Dommuseums teil.
Johanna Schwanberg
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Laut Schwanberg soll in der Top-Location mitten im Zentrum der Stadt der "Spagat" gelingen, die bis ins 9. Jahrhundert zurückreichenden Kunstschätze der Erzdiözese Wien mit Werken moderner und zeitgenössischer Kunst in einen Dialog zu bringen. 80 bis 100 Schätze aus alten Beständen - darunter das Bildnis des Habsburgerherrschers Rudolf IV. als ältestes Porträt des Abendlandes - sollen Fixpunkte unter den Exponaten bilden, dazu kommen halbjährlich wechselnde Themenausstellungen im größten Raum des Museums. Die erste, bis 26. August 2018 zugängliche Sonderausstellung "Bilder der Sprache - Sprache der Bilder" widmet sich mit Werken von Günter Brus, Arnulf Rainer, Alfred Kubin, Lisl Ponger, aber auch vom Meister aus Schloss Liechtenstein aus der Spätgotik oder Hrabanus Maurus aus dem 9. Jahrhundert dem Verhältnis von Sprache und Bild als zwei oft korrespondierende "Säulen der Kulturgeschichte" - wie Johanna Schwanberg hinwies.
Dass seit der umbaubedingten Schließung des Dommuseums fast fünf Jahre bis zur nun anstehenden Neueröffnung vergingen, begründete Schwanberg damit, dass in dieser Zeit ein "Neuaufbau in vieler Hinsicht" bewältigt wurde. Mit vergleichsweise bescheidenen Mitteln sei es nun gelungen, das Haus u.a. mit der architektonischen Öffnung hin zum Stephansplatz, einer innovativen Art der Kunstvermittlung, neuer Corporate Identity und einem zur Kreativität anregenden "Dom Atelier" im Zwettlerhof aufzuwerten. Sie sei stolz darauf, dass das dafür veranschlagte, "vergleichsweise schmale" Budget von vier Millionen Euro - eine halbe Million steuerte die Stadt Wien bei - nur wenig überzogen wurde.
Für unterirdische Lösung zu wenig Geld
Nach den Worten von Kardinal Schönborn flossen auch ihm als Wiener Erzbischof zugedachte Mittel aus einer Erbschaft in die Neugestaltung des Museums. Die von Generalanwalt Christian Konrad als damaligem Obmann im Verein "Unser Stephansdom" forcierte unterirdische Lösung für Dombauhütte, Shop und Museumszugang sei zwar eine gewagte, "grandiose Idee" gewesen, hätte aber finanziellen Aufwand bedeutet, vor dem er zurückgeschreckt sei, erinnerte Schönborn. An der Ambition, das Dommuseum "wirklich zu erneuern", habe man aber festgehalten. Allzu lange seien die Exponate in Räumlichkeiten zu sehen gewesen, die davor die verwinkelte Wohnung eines Dompropstes gewesen seien. Dieses lang andauernde "Provisorium" habe man mit der Hilfe zahlreicher Personen nun beendet.
Der Kardinal dankte dem Wiener Generalvikar Nikolaus Krasa, der als "Hauptmutmacher" für das Umbauprojekt fungiert habe und der Jury vorstand, die Johanna Schwanberg zur neuen Direktorin kürte. "Wiener Städtische"-Generaldirektor Günter Geyer wiederum gebühre das Verdienst, den renommierten Architekten Boris Podrecca an Bord geholt zu haben.
Dieser habe mit seiner Treppe, die sich vom Erdgeschoß rund um einen gläsernen Aufzug in die Ausstellungsräume im ersten Stockwerk windet, gleichsam eine Spirale, die nach oben führt, geschaffen, so Schönborn. Genau dies erhoffe er sich insgesamt von dem neuen Haus, in dem die Kunst den Blick für etwas Höheres weitet.
Podrecca geprägt von Otto Mauer
Architekt Podrecca berichtete, die "ehrenvolle" Beauftragung mit dem Dom Museum habe für ihn auch eine sehr emotionale Komponente durch seine frühere Verbindung mit Otto Mauer, nachdem er als Teenager mit geringen Deutschkenntnissen aus Triest nach Wien gekommen sei. Die Begegnung mit den von Mauer gesammelten Werken eines Wolfgang Hollegha, Markus Prachensky oder Josef Mikl habe ihn nachhaltig geprägt, so Podrecca. Die neuen Museumsräume habe er als "Passepartouts" für die hochkarätigen Exponate gestalten, das im Erzbischöflichen Palais beheimatete Haus insgesamt mit einer Glasfassade - die auch als Projektionsfläche dienen kann - zum "Profanen" des Stephansplatzes hin öffnen wollen.
Optimistisch, dass das neue "Schmuckstück" Dom Museum zu einer "Erfolgsgeschichte für die nächsten Jahrzehnte" führen werde, äußerte sich Günter Geyer, seit 2009 Präsident des Vereins der Freunde des Dommuseums.
Die ebenfalls neu gestaltete Website informiert ausführlich über die "Philosophie" des Hauses, seine Geschichte und Ausstellungen (www.dommuseum.at).
Quelle: kathpress